Zitat von Waitong
Moin MooHo,
...definiere bitte Religioesitaet, wie Du sie siehst, dann kommen wir sicherlich einen Schritt weiter. Es sind 4 Kategorien angegeben, schreibe mal was Dir dazu einfaellt.
Ich bin gespannt ob es Dir gelingen wird diesen "schwammigen" Begriff zu definieren.
... offensichtlich ist es ihm nicht gelungen ... daher nehme ich mir die Freiheit, vergewaltige/verbiege diesen Intelligenz-Thread, erspare mir einen neuen Thread, indem ich mich frage:
"wie intelligent waren die damals ermittelnden Kripobeamten, die auf das Ermittlungsergebnis bauenden Staatsanwälte und das erkennende Gericht, gar der BGH" ...
Horror-Märchen im Gerichtssaal = makaberes Justizirrtum?
Mit dem Fund der Leiche von Rudi R. in der Donau tauchten die Umrisse eines gewaltigen Justizirrtums auf. Ein neuer Prozess soll den Tod des Bauern klären...
Es ist ein unangenehmer Job für Staatsanwalt Ralph Reiter im Saal 10 des Landshuter Landgerichts. Er muss an diesem Mittwoch eine Märchenstunde halten. Er muss die alte Anklage aus fremder Feder noch einmal verlesen, weil sie auch Grundlage für das Wiederaufnahmeverfahren ist. Darin steht haarklein beschrieben, wie der Bauer Rudi R. im bayerischen Neuburg an der Donau von seiner Familie und dem Freund der Tochter, Matthias E., erschlagen, zerstückelt und an die Hofhunde verfüttert wurde.
„Kopf des Bauern ausgekocht“
Der Bauer soll mit acht Halben Bier intus am Vereinsheim losgefahren sein. Das ist auch heute noch glaubhaft. Die Schilderung bleibt eindringlich: Daheim im Hausflur lauert Matthias E. dem Landwirt auf, zieht ihm ein Vierkantholz über den Schädel. Rudi R. sackt zusammen, seine Frau Hermine und die Töchter wagen sich jetzt aus der Deckung, stürzen sich mit Gebrüll auf das Opfer und schlagen zu. Doch es zuckt noch, als es in einer Folie im Keller liegt.
Was Staatsanwalt Reiter dann erzählen muss, verdeutlicht auf groteske Weise, wie sehr die Justiz in diesem Fall irrte. Mit einem spitzen Zimmererhammer soll Matthias E. dem Bauern in die Schläfe geschlagen haben. Als sich Rudi R. noch immer regte, nahm angeblich seine Tochter Manuela das Werkzeug und hieb mehrfach auf den Schädel ein. Mit Säge, Messer und Axt sei die Leiche zerstückelt worden, die Fetzen hätten die Dobermänner, der Bullterrier und der Schäferhund im Hof gefressen. Nur den Kopf nicht, den habe E. in einem Waschkessel ausgekocht und mit dem Frontlader im Misthaufen verscharrt. Der Mercedes des Bauern sei gleich nach der Tat in einer Schrottpresse gelandet.
Leiche taucht wieder auf – in einem Stück
Aus heutiger Sicht ist die Anklage der Ingolstädter Staatsanwaltschaft ein wildes Konstrukt, das am 13. Mai 2005 zu vier Verurteilungen wegen Totschlags führte
Der kapitale Irrtum zeigte sich am 10. März 2009.
An diesem Tag tauchte das Fahrzeug mit dem Kennzeichen ND-AE 265 wieder auf: Rudi R.´s Daimler. Die Bergung des Wagens aus dem Bergheimer Donau-Stausee lief stümperhaft ab, weil der Abschleppdienst nicht wusste, was er da am Haken hat. Gerade als der Mercedes über dem Wasser hing, brach die Frontscheibe, Schlammmassen platzten heraus und mit ihnen der tote Bauer. Was von der skelettierten Leiche noch zu finden war, wurde obduziert. Rudi R. war nicht zerstückelt worden, Löcher von einem Maurerhammer fanden die Mediziner nicht in seinem Schädel.
Der Fund kam zufällig und zu spät. Matthias E., Hermine R. und ihre Töchter waren schon vor Jahren wegen Totschlags oder der Beihilfe dazu ins Gefängnis gewandert. Inzwischen sind sie wieder draußen...
Hermine R. stützt ihren mächtigen Körper nach vorne auf Krücken ab – obwohl sie sitzt. Ab und zu kichert sie. Die 55-Jährige weiß, schlimmer kann es in dieser Neuauflage nicht kommen. Es gilt das Verschlechterungsverbot. Den Knast hat sie also hinter sich, und wenn es gut läuft, gibt es am Ende Schadenersatz.
Beim ersten Prozess in Ingolstadt war Hermine R. noch ausgetickt, hatte Journalisten den Mittelfinger hingestreckt und Matthias E. eine Drecksau genannt. Heute bleibt es friedlich auf der Anklagebank. Zu den Vorwürfen wollen alle vier nichts sagen, weshalb das Gericht sehr früh mit seinem Programm für den Prozessauftakt am Ende ist. Einen formaljuristischen Hinweis gibt Richter Theo Ziegler noch: Es könne sein, dass die Anklage dieses Mal nicht mehr auf Mord, sondern nur noch auf Totschlag laute.
Nur widerwillig zieht sich die Justiz von ihrem Irrtum zurück. Dabei hätte es früh Grund zum Zweifeln gegeben. Das detailreiche Geständnis von Matthias E., auf das sich das erste Urteil hauptsächlich stützt, wurde in der ersten Verhandlung widerrufen. Im Keller des Hauses von Rudi R. wurden niemals Blutspuren oder Knochensplitter gefunden. Dennoch bestätigte auch der Bundesgerichtshof einst das Ingolstädter Urteil.
„Was nicht passte, wurde zurechtgebogen“
Doch warum erzählte der Mann im schwarzweißen Streifen-Pullover, der sich da mit seinem Verteidiger austauscht, die Geschichte von den Dobermännern? Und weshalb lieferten auch die anderen ähnliche Horrorversionen? Rechtsanwalt Klaus Wittmann, der Hermine R. vertritt, hat eine Erklärung für die Geständnisse: „Die Vernehmungssituation, der Druck von wochenlanger U-Haft“, sagt er. „Was nicht passte, wurde zurechtgebogen.“ Die Verdächtigen seien ewigen Verhören ausgesetzt gewesen. „Teilweise wurden sie weitervernommen, als kein anwaltlicher Beistand dabei war.“ Nach Wittmanns Sicht ging es darum, möglichst schnell Täter und eine schlüssige Story zu präsentieren. „Die Mühen und die Pein, die eine Überprüfung aller Details bedeuten, wurden gescheut.“
„Wir sind ja nicht geisteskrank“
In Landshut wird nun in den nächsten Monaten die Frage zu beantworten sein, ob das Horrormärchen aus Ingolstadt einen wahren Kern hat. Matthias E. war einst bei den R.s in das heruntergekommene Haus im Neuburger Ortsteil Heinrichsheim eingezogen. Der Bauer habe den Freund der Tochter nicht gemocht, heißt es in der Anklage. Er wollte E. angeblich vom Hof jagen. Daraufhin soll sich die Familie mit „Matze“ verbündet und einen Mordplan ausgeheckt haben, um den gewalttätigen Familientyrannen loszuwerden. „Alle waren eingeweiht. Sie versprachen sich ein unbeschwerteres Leben ohne den Vater.“ Ob in der Donau versenkt oder an die Hunde verfüttert, die Familie hat den Bauern nach Ansicht der Ankläger getötet. Ein Selbstmord oder ein Unfall im Suff kommen für sie nicht infrage.
Was dennoch klar ist, die erste Anklage ist im Detail so nicht haltbar, wir sind ja nicht geisteskrank“, sagt der Landshuter Staatsanwalt Reiter nach dem kurzen Prozessauftakt. „Es wird sich, soweit es rekonstruierbar ist, erst über sehr viele Prozesstage hinweg zeigen, was wirklich geschah“, so Reiter. Seine Worte klingen bescheiden und machen Hoffnung auf eine späte Einsicht, dass sich die Justiz um die eigenen Irrtümer kümmern muss, so peinlich sie auch sein mögen. Eine sehr späte Einsicht, denn einen Grund zur Wiederaufnahme hatte auch die Landshuter Staatsanwaltschaft nicht gesehen. Erst das Oberlandesgericht in München setzte den neuen Prozess durch, für den 33 Verhandlungstage bis zum 25. Februar 2011 angesetzt sind
Auszugsweise: http://www.focus.de/panorama/welt/tid-20...aid_564050.html
... sollte man(n) diese Groteske lediglich als "weiß-blaues Schmierentheater" abtun ... ... oder es unter Hinblick sehen: Irrtümer wird es immer geben... solange sie nicht den Kopf des "schuldigen-Unschuldigen" kosten, na ja ...Schwamm drüber