In einer Potterry bei Korat im Isaan

#1 von Werner ( Gast ) , 19.01.2009 18:20



Heute schauen wir einmal etwas hinter die Kulissen von Dan Kwian, dem Töpferdorf vor den Toren Korats.

Touristen sind hier nicht gerne gesehen, denn sie stören bei der Arbeit. So wird es uns in den Verkaufsstellen an der Hauptstraße von Korat nach Chok Chai gesagt. Don ist enttäuscht, denn sie möchte doch so gerne einmal sehen, wie und wo die vielen Kunstwerke entstehen, die hier zu tausenden angeboten werden.

Mich interessiert das auch, denn die hübschen Tonschalen und etwas eigenwilligen Figuren sehen mehr nach einer industriellen Massenproduktion, als nach einer individuellen Anfertigung von Hand aus.



Da in uns der Hunger nagt, verzehren wir an einem Stand erst einmal etwas khaau lham. Das ist Klebereis, der mit Kokosnuss-Saft und einer mir unbekannten Frucht in Bambusstücke gefüllt ist. Über einem Holzkohlefeuer wird das ganze erhitzt und schmeckt vorzüglich.

Derart gestärkt fahren wir in den nahe gelegenen Ort Dan Kwian und halten Ausschau, nach den Tonwarenmanufakturen, die wir aber nicht finden. Zuerst nicht, dann doch, fallen mir zwischen den Häusern die über herumliegenden Erdhaufen und Holzstapel auf.





Sollte das etwa das Roh- und Hilfsmaterial sein?

Wir fahren von der engen Straße erst einmal in einen Hof, wo wir einige Frauen auf der Erde hocken sehen.



Wir sind richtig. Diese Frauen sind dabei auf ungebrannten Tontöpfen Verzierungen einzuschneiden. Sehr geschickt machen die Frauen das, als ob sie im Akkord arbeiten würden. Jeder Handgriff sitzt und jeder fertig gestellte Topf sieht aus, wie der andere.

Noch sieht man nicht, wie sie später einmal aussehen, doch wir ahnen anhand der eingeritzten und eingeschnittenen Ornamente, dass an den bearbeiteten Stellen später einmal grünes Blattwerk zu sehen ist.

Don fragt, ob ich fotografieren darf und die Frauen haben nichts dagegen. Dann fragt sie, ob es noch mehr hier zu sehen gibt, worauf eine Frau mit dem Arm herumschwenkt und Don erklärt, ringsherum könnten wir noch viel mehr sehen.

Ringsherum stehen zwischen den Erdhaufen überall Häuschen, Hütten und Schuppen und überall wird gearbeitet.



In der nächsten Hütte sehen wir, wie aus einem Erdklumpen, besser gesagt aus dem besonderen Ton, den es nur in Dan Kwian geben soll, auf einer sich drehenden Scheibe von Hand geformt, Vasen entstehen.



Dann entdecken wir den ersten Brennofen. Das ist ein halbkugelförmiges, aus Ziegeln gemauertes Gebilde, mit einer Öffnung, aus der beißender Rauch von brennenden Baumstämmen quillt. Ist das Holz in der Öffnung abgebrannt, wird es von außen nachgeschoben, so dass die Hitze in dem Ofen erhalten bleibt.

Drei Tage dauert der Brennvorgang, dann kann er geleert und wieder neu gefüllt werden. Mit welcher Temperatur gebrannt wird, kann uns niemand verraten. Das ist eben seit vielen Jahren so und es funktioniert hervorragend, verrät uns ein älterer Mann, der die Arbeit einiger junger Burschen mit wachen Augen kontrolliert.







In der nächsten Hütte sehen wir, wie von einem Töpfer große Schalen hergestellt werden. Wir verbleiben hier etwas länger und sehen, wie aus einem weichen Tonklotz in wenigen Minuten eine große Schale entsteht, die dann von einem Gehilfen zum vortrocknen in die Sonne gestellt wird.

Sechzig Stück formt er jeden Tag mit seinen geübten Händen, erzählt er Don und freut sich darüber, dass da ein Farang ist, der es in dem halbdunklen Schuppen immer wieder blitzen lässt.



Etwas später sehen wir, wie profilierte Tontafeln geformt werden. Inmitten hunderter ungebrannter Täfelchen, die schön in Reih und Glied ausgebreitet sind, sitzt eine Frau und hält zwischen den Beinen eine Form. Die füllt sie mir Ton, klopft diesen fest in die Matrize, streicht das überschüssige Material ab, hebt das Tontäfelchen vorsichtig heraus und wieder ist ein Rohling fertig, den man als Wandverkleidung in vielfältiger Ausfertigung in machen Klöstern und an vielen Häusern in und um Korat bewundern kann.





Hausarbeit, sagt Don zu mir und kann sich nicht satt daran sehen, wie fleißig und emsig die Menschen hier ihren täglichen Reis verdienen.





Haben Sie bereits gewusst, wie die schönen Reliefs auf die Großen Schalen und Vasen kommen? Wir haben das Geheimnis herausgefunden. Die werden ganz einfach in einer Matrize geformt, ähnlich wie die Tontäfelchen, nur etwas flacher. Dann werden die leicht zerbrechlichen Ornamente unterseitig mit flüssigem Ton benetzt und auf die ebenfalls noch feuchten Schalen usw. gepappt.





Irgendwo knattert ein Motor und lockt uns an. Der treibt eine wagerechte Presse an, in der der Ton durchgemischt und die erforderliche Menge Wasser erhält, damit er anschließend verarbeitet werden kann.



Und selbstverständlich stehen hier zwischen den Hütten und Wohnhäusern auch malerische Geisterhäuschen. Was sein muss, muss eben sein, denn ohne die Wachsamkeit der Geister könnten die Brennöfen ausgehen oder all die rohen Tonwaren vor dem Brennen oder auch im Brennofen auseinander fallen.

Werner

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#2 von manfredo ( Gast ) , 19.01.2009 20:27

Hallo Werner,

für mich war das einer deiner besten Beträge hier. Kunst und Handwerk ist immer noch eine Leidenschaft von mir.
Bin leidenschaftlicher Keramik/ Porzellan/Glas Sammler Gibt es in Thailand auch Glasbläser?
Lacht nicht, aber so hat halt jeder seinen Vogel.
Hier einige Photos von meiner Sammelwut.[attachment=4]19.01.2009 001.JPG[/attachment][attachment=3]19.01.2009 003.JPG[/attachment][attachment=2]19.01.2009 004.JPG[/attachment][attachment=1]19.01.2009 006.JPG[/attachment][attachment=0]19.01.2009 005.JPG[/attachment]

Manfredo

Angefügte Bilder:
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manfredo

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#3 von Werner ( Gast ) , 19.01.2009 21:30

Manfredo!

Die Seidel, die Bierseidel, also eine tolle Wucht, ganz toll.

Glasbläser habe ich hier leider noch nicht ausmachen können, dafür aber Schaumschläger und das jede Menge.

Und in Saraburi gibt es eine bekannte Porzellanmanufaktur. Da wird sogar das berühmte Dänisch blau im Auftrag der Dänisch Königlichen Porzellanmanufaktur angefertigt.

Das ist das klevere Thailand und der Beschiss in Europa!

Gute Nacht jetzt, schlaf schön.

Werner aus Korat

Werner

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#4 von sarohu ( Gast ) , 19.01.2009 22:24

Hallo zusammen,

Werner, sehr interessante Dokumentation über die Töpferkunst in Korat. Könnte noch stundenlang weiterschauen....
Wo werden eigentlich die riesigen tönernen Regen-Wasserfässer die vor den Häusern stehen gemacht? Die sind ja so riesig, sicher schwierig herzustellen (maschinell?).



Hast du keine Hemmungen beim photografieren von Personen, ich traue mich als kaum...

Khao Lam (Lao) kenne ich mit schwarzen Bohnen, Klebereis und Kokosnussmilch und eine Art Eierpudding. Schmeckt herrlich und man braucht keine Teller abzuwaschen....

Manfredo, schöne Sammlung - ungewöhnlich in Thailand. Aber trinken wirst du nicht aus den Bierhumpen, oder?

Gruss Rolf

sarohu

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#5 von manfredo ( Gast ) , 19.01.2009 22:31

Hallo Rolf,

die einfachen werden benützt. Hat den Vorteil, keine Fremdkörper im Bier.

Schönen Abend noch.

Manfredo

manfredo

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#6 von Werner ( Gast ) , 20.01.2009 06:43

Hallo Rolf!

Ich sehe sie beinahe jeden Tag, die dicken großen Wasserfässer. Die stehen nicht nur neben den Häusern, sondern manchmal auch auf den Feldern.

Du hast mich mit Deiner Frage, wie die hergestellt werden, auf den falschen Fuß erwischt. Weiß ich nicht!


Was bleibt mir jetzt anderes übrig, als danach zu suchen? Hab ja Zeit, werd ich mich also baldigst drum kümmern.
Und wenn ich was heraausgefunden habe? Soll ich dann berichten?



Personen fotografieren? Da gehe ich einfach hin, begrüße die Leute, zeige denen meinen Fotoapparat, erzähle denen etwas von Internet Germany und schon werfen sie sich in Positur. Viele Personenaufnahmen kann ich gar nicht bringen, weil die guten Leute ihre natürliche Haltung aufgeben und meinen, sie seien jetzt ein Fotomodell.

Wenn Don dabei ist, quatscht die erst einmal mit den Leuten, erzählt denen irgendetwas, denn die sind immer noch neugueriger, als ich. Dann ist das Fotografieren überhaupt kein Problem.



Werner

Werner

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#7 von edi37 ( Gast ) , 21.01.2009 07:09

Hi, Werner,

Auf deine bilder sowie dein schreibstyl freue ich mich immer und immer wieder.
Lese und betrachte deine postings gerne und werde jedesmal etwas "gscheiter"
Ich möchte mich hiermit nochmals recht herzlich bedanken und bin froh, dass du zu diesem forum den weg gefunden hast.
Einfach super, Werner, mach weiter so.

Gruss vom sprachlosen Edy

edi37

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#8 von Werner ( Gast ) , 21.01.2009 09:39

Hallo Edy,

ja, ich freue mich auch, hier bei Euch zu sein. Hier gibt es wenigstens gute Kommentare und vor allen Dingen auch Resonanz. Woanders werden meine Berichte auch gelesen, doch kaum jemand antwortet oder hinterfragt etwas.



Hallo Manfredo,

Don sagt mir soeben, dass es auch in Thailand Glasbläser gibt. So tauchen nach ihrem Wissen fliegende Künstler beim jährlichen Suranaree Festival in Korat auf. Da blasen und formen sie über eine Gasflamme kleine Tierfiguren und ähnliche Sachen.

Deine Frage ist schon wieder ein Hinweis, was ich im April zu fotografieren habe. Weiß der Kuckuck, was Ihr alles wissen wollt.




Hallo Rolf,

solche dickbauchigen Wasserfässer sind heute aus Beton gegossen. In Chaipum soll es einen Betrieb geben. Kaufen kann man die Fässer an der Straße. Mehrmals im Jahr kommen LKWs bis ins kleinste Dorf und bieten diese Wasserfässer. Irgendwann wird ich sicher den Herstellvorgang fotografieren können. Don meint, sie kennt auch einen Ort, wo die angefertigt werden.

Willst Du eines haben?




Gruß an alle Wissensdurstigen von

Werner aus Korat

Werner

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#9 von sarohu ( Gast ) , 23.01.2009 02:28

Hallo zusammen,

danke für die interessante Info Werner.
Habe mal einen Reisbauern bei seiner Arbeit fotografiert. Ohne zu fragen, er war zu weit weg. Er ist schier ausgeflippt vor Freude als er mich als Farang mit dem Fotoapparat bemerkt hat und hat mit seinem Strohhut gewunken und gelacht dabei.... war ein tolles Gefühl nicht abgewiesen zu werden. Vielleicht dachte er er kommt in ein Reise-Magazin....
Meinst du ob ich ein Foto haben will oder ein dickes Wasserfass? Beides bitte. Das Foto zuerst und in ein Paar Jahren dass Fass, den Inhalt kann ich dann noch bestimmen (Bier oder Whisky) ok?
Die Eltern von Sasipon haben mehrere alte riesige Ton-Wasserfässer mit denen sie Regenwasser auffangen. Aus Tradition, früher gabs nichts anderes. Ist ein einfacher Blechdeckel zur Abdeckung drauf. Sind auch schön verziert und ich glaube braun/grün lackiert. Heute haben sie natürlich auch einen Tiefbrunnen mit dem sie Grundwasser hochpumpen. Ich staunte nicht schlecht, als ich das erstemal sah dass sie resp. die Gäste die jeden Tag kommen ganz selbstverständlich ihre Trinkwasserschüssel mit diesem Wasser füllen und genüsslich dran schlürfen. Auch nach wochenlanger heisser Trockenperiode! Scheint sich in den dicken alten Tonfässern gut zu halten.....von eindringenden Insekten mal abgesehen. Ich persönlich trinke vorsichtshalber bisher nichts davon.

Auf die Glasbläser bin ich dann auch mal gespannt, vielleicht kommst du mal bei ihnen vorbei.

Gruss Rolf

sarohu

RE: In einer Potterry bei Korat im Isaan

#10 von Werner ( Gast ) , 23.01.2009 08:03

Hallo Rolf!

Doch doch, das Wasser aus diesen Tonnen musst Du unbedingt einmal trinken. Das sorgt nämlich meistens für eine umgehende Darmentleerung und Bauchschmerzen. Eventuell lernst Du anschließend sogar eine nette Ärztin und noch nettere Krankenschwestern kennen, die Dir die Nebenwirkungen austreiben. Man muss wirklich mal alles mitgemacht haben, dann kann man auch authentisch darüber reden.

War gestern wieder einmal bei meinem Freund Lutz im Reisland. Da stehen etwas ein Dutzend dieser Fässer herum. Trinkwasser vom Feinsten ist darin. Mama Boa, die Mutter seiner Frau, demonstrierte wie lecker dieses Wasser ist. Deckel von der Tonne und dann mit einer Kelle erst einmal den oben schwimmenden Schwand zu Seite schieben, dann das Wasser schöpfen und genüsslich trinken.

Thais müssen noch mehr, als einen Pferdemagen haben. Die würden wahrscheinlich nichts aus solch einem Tonfass saufen. Außerdem können sie das auch nicht, denn die haben ja einen viel zu kurzen Hals.




Werner

Werner

   


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