Da ich dieses Forum sehr sympathisch finde und immer auf der Suche nach einem Thailandforum war, in dem der Umgangston freundlich ist, hoffe ich es interessiert vielleicht jemanden:
Ich moechte eine Art Tagebuch anfangen, da ich auf meinem Blog (http://eatatbenems.blogspot.com/) nicht genug Platz fuer das normale Alltagsgeschehen habe: zu viel zu schreiben, zu viel zu erzaehlen...
Ich arbeite seit Anfang Januar zusammen mit meiner Freundin auf einem kleinen Markt in Bangkok, wir verkaufen hier Gung Ob Wunsen, was ein sehr sehr leckeres chinesisches Nudelgericht ist. Ich habe mich noch nicht entschieden ob ich hierbleiben werde, oder was ich als naechstes mit meinem Leben anfangen werde. In Thailand scheint es viele Moeglichkeiten zu geben und man kann noch klein Anfangen und mit viel Arbeit ein eigenes kleines Geschaeft haben, in dem ich mich keinem Boss oder Vorgesetzten unterordnen muss, denn in Deutschland sind die Arbeitsbedingungen hart.
Haette ich die Moeglichkeit meine Freundin nach Deutschland zu holen, wuerde ich dieses allerdings vorziehen, denn wir alle wissen wie die rechtliche Situation von uns "Farangs" in Thailand ist.
Ich lebe in einem kleinen Haus in Thonburi mit ihren Eltern, dem Bruder, dessen Frau, ihren 2 Kindern, der Cousine und dem laotischen "Maedchen". Die Familie ist chinesisch, erst ihr Bruder hat eine Thailaenderin geheiratet, die Familie ihres Vaters kommt von der Insel Hainan und ihre Mutter aus Guangdong.
Jeden Tag um halb vier faehrt uns "Po" mit seinem Pickup zum Markt, unser Stand ist nur klein, aber unser Profit ist gut, da wir inzwischen recht bekannt und auch beliebt sind.
Morgens geht meine Freundin Juicies, die Thaichinesin ist und handeln kann das sich die Balken biegen zum Markt um die Zuaten einzukaufen, wenn sie nach Hause kommt bereite ich alles vor, waehrend sie zum Laden ihrer Mutter faehrt und dort helfen muss, denn ihre Mutter kann nicht lesen und schreiben und ist mit fast 60 Jahren etwas ueberfordert in ihrem Laden.
Am Markt habe ich viele Menschen kennengelernt, Farangs, wie auch viele "normale" Thais, die normaler Arbeit nachgehen, hier gibt es viele anstaendige Menschen, aber auch Ratten. Unsere Strasse ist "Gelb" unser Markt dagegen "Rot" und ich habe mich als Auslaender entschieden mich von der Politik fernzuhalten.
Jeden Monat zahlen wir der Polizei Schmiergeld, wofuer wir sogar eine Quittung bekommen. Das Schmiergeld betraegt lediglich 300 Baht und ist, gemessen an unserem Einkommen laecherlich gering. Mit den ganz normalen Ungerechtigkeiten, die ein Thaileben mit sich bringt habe ich mich abgefunden, denn auch in Deutschland wird man als Servicekraft nicht gerade gut behandelt.
Tatsaechlich habe ich in Thailand das erste mal das Gefuehl ein richtiges Leben zu haben und mein eigenes Geld zu verdienen ohne einfach "Deutscher" zu sein und in einer fertigen Infrastruktur zu leben, auf die ich keinen Einfluss habe und in der ich nur mache was von mir erwartet wird.
In den letzten 4 Tagen war ein Sturm in Bangkok, nicht nur politisch, sondern vor allem Regen und viel Donner, waehrenddessen wir uns unter unserem Schirm verkrochen haben. Die Einnahmen waren Okay, Spass gemacht hat es trotzdem.
Ben