Todesflug AF 447 wird immer mysteriöser
Über zwei Wochen sind nunmehr seit dem katastrophalen Absturz des Airbus A330-200 vergangen. Mittlerweile wurden viele Wrackteile und 49 Leichname gefunden, unterschiedlichste Informationen und Fakten sind bekannt geworden.
Jetzt setzt bereits eine gewisse Reportagenmüdigkeit bei etlichen großen Medien ein, parallel zum bereits wieder absackenden »Trendbarometer« innerhalb der Themen, welche die Öffentlichkeit am meisten bewegen und interessieren. Jene Katastrophe wird bereits von genügend neuen Schreckensmeldungen aus anderen Regionen in der Welt abgelöst. Doch das Rätsel ist nicht gelüftet. Im Gegenteil, es vertieft sich weiter.
Jetzt ist es an der Zeit, das Augenmerk ganz besonders auf die Katastrophe vom 1. Juni zu richten. Denn gegenwärtig beginnt das allgemeine Interesse daran bereits wieder abzuflauen, und somit schwindet auch der starke öffentliche Druck hinsichtlich einer Aufklärung.
Ohnehin wird immer deutlicher, wie gering die Chancen sind, jemals zu klären, was vor zwei Wochen wirklich über dem Atlantik geschehen ist. Die Flugschreiber können ihre Bakensignale nur rund 30 Tage lang aussenden, liegen Tausende von Metern tief in aggressivem Salzwasser und dürften nur durch glücklichen Zufall aufgespürt werden. Sobald das Signal schwächer wird und schließlich zum Erliegen kommt, erlischt auch der letzte Hoffnungsschimmer, diese Geräte jemals zu finden.
Und allein sie würden – vielleicht – Aufschluss über den wahren Hergang der Katastrophe geben. Jetzt ist nur soviel klar: In jener Nacht brach der Air-France-Jet mit der Flugnummer AF 447 auf der Route Rio – Paris nach vier Stunden reibungslosen Fluges aus bislang ungeklärten und vielleicht nie erschließbaren Ursachen in über 10.000 Meter Höhe ganz offenbar mitten auseinander und stürzte in die Tiefe des Atlantik. Alle 228 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Zahlreiche Trümmerteile des havarierten Jets wurden geborgen, ebenso Leichname – laut offizieller Aussage gegenwärtig 49 Tote. Seit Sonntag allerdings sprechen die Einsatzkräfte nur noch von sterblichen Überresten, nicht mehr von ganzen Körpern.
Was aber hat man nunmehr anhand der traurigen Relikte des schrecklichen Unglücks herausfinden können, wenn überhaupt? Bereits hier, bei ersten Stellungnahmen, Berichten und Erkenntnissen, beginnen eklatante Widersprüche. Sicher, angesichts eines so frischen wie weitreichenden und komplexen Vorfalls darf selbstverständlich nicht davon ausgegangen werden, dass vermeintliche Paradoxien, Fehlinterpretationen und Missverständnisse ausbleiben. Die Ereignisse und Emotionen überschlagen sich. Doch nicht alles lässt sich auf dieser Ebene erklären. Vor allem, wenn zahlreiche Begleitumstände immer erstaunlicher werden, um nicht zu sagen mysteriöser.
Einige Merkwürdigkeiten setzen schon bei Aussagen hinsichtlich der Opfer ein. Dass es grundsätzlich sehr schwer fällt, in sachlicher, analytischer Weise über die Menschen zu sprechen, die auf derart furchtbare Weise ihr Leben verloren haben, versteht sich von selbst. Doch liegt im ureigensten Interesse der Hinterbliebenen vor allem die Frage, ob, wie und warum ihre engsten Freunde und Angehörigen sterben mussten.
Von offizieller Seite wurden bisher keine oder nur sehr vage Andeutungen über den Zustand der Todesopfer veröffentlicht. Wie es hieß, würde dies nur den Angehörigen preisgegeben, da die Information nur für sie relevant sei. Andererseits hieß es, man gebe die Informationen nicht weiter, da sie für die Angehörigen nicht zu ertragen wären.
Doch der Zustand der Opfer erlaubt Fachleuten einige wesentliche Rückschlüsse zu Art und Ablauf der Katastrophe. War es ein Unfall, versagten tatsächlich zahlreiche teils redundante Systeme, brach die Maschine auseinander? Aber warum? Wirklich infolge der viel zitierten defekten Pitot-Sonden, die fatal widersprüchliche Geschwindigkeitsdaten lieferten, oder aber infolge einer Explosion, verursacht durch einen Terrorakt oder aber durch eine geheimdienstliche Aktion? Übrigens muss doch nicht stets betont werden, dass es sich hierbei um Spekulation handelt – selbstverständlich ist es das.
Doch jede Untersuchung muss zunächst mit Grundannahmen, also: Spekulationen beginnen, um auch das gesamte Spektrum des Denkbaren und Möglichen abzudecken. Liegen zunehmend mehr Daten vor, kann dann mit der selektiven Auswertung begonnen werden, bis sich das Naheliegendste und Wahrscheinlichste herauskristallisiert. Nun, wenn aber die Widersprüche in offiziellen Darstellungen nicht aufhören wollen, dann dürfte eben etwas wirklich nicht stimmen.
Wie gesagt, man wollte allein den Angehörigen die entsprechenden Informationen über die geborgenen Opfer vermitteln. Das sei nicht von öffentlichem Interesse. Bis heute erhielt niemand tatsächlich genauer Aufschluss über die Toten.
Jetzt hat der Vater eines Opfers einen offenen Brief an Air-France-Chef Pierre-Henri Gourgeon und eine größere Zahl von Politikern gerichtet, in dem er das Verhalten der Fluggesellschaft scharf kritisiert. Bernd Gans wählte in seinem Schreiben klare Worte, er sprach davon, dass die Angehörigen im Stich gelassen würden, spricht von einem unmenschlichen und zynischen Verhalten. Außer einer telefonischen Hotline gebe es nicht viel Unterstützung und Hilfe, vielmehr verabsäume es die Fluggesellschaft, »uns über die eigentlichen Fakten und Ursachen der Katastrophe zu unterrichten«. Man könne sich ja die entsprechenden Pressetexte von der Homepage herunterladen, so die Auskunft seitens Air France!
Auch über die Bergungsaktionen erfahren die Angehörigen nur aus den Medien, ebenso wohl über die Leichname selbst – und deren Zustand. Denn einige Mitglieder der Bergungstrupps machen vage, mehr oder minder vorsichtige Andeutungen, Journalisten erfahren hier und da doch Details. Schon am 8. Juni wusste die BILD-Zeitung zu berichten, die Toten seien so stark verstümmelt, dass bei einigen das Geschlecht nicht mehr zu ermitteln war.
Später wurden andere Informationen bekannt. Unter anderem auch, dass der Luftsog beim Auseinanderbrechen des Flugzeugs den Menschen die Kleidung meist vollständig vom Körper gerissen habe, bekannt auch von anderen Flugzeughavarien.
Mittlerweile wurden 16 Tote zur Obduktion ins brasilianische Recife verbracht. An ihnen seien weder Hinweise auf Verbrennungen noch Rauchspuren gefunden worden, auch wurden keine Metallsplitter in den Körpern gefunden. Demnach habe es auch keine Explosion in der Luft gegeben, die Maschine müsse also im Unwetter durch technisches Versagen zerborsten sein. Nur kann sich bis heute keiner der unabhängigen und fachkundigen Beobachter vorstellen, was gleich eine ganze Serie von technischen Defekten ausgelöst haben soll, die schließlich zum Absturz führten.
Unabhängig davon lassen zwar Analysen der Trümmer und Obduktionen gewiss eine ganze Reihe an Schlussfolgerungen zu, unter anderem nach dem momentanen Kenntnisstand wohl auch diejenige, dass keine große Explosion stattgefunden zu haben scheint. Doch kann dadurch ein Anschlag noch lange nicht ausgeschlossen werden. Das wäre eine zu einfache Rechnung.
Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, gab es einige Tage vor dem Absturz von AF 447 eine Bombendrohung für einen anderen Flug entlang einer sehr ähnlichen Route: Buenos Aires – Paris. Die Drohung wurde ernst genommen, die Maschine nach ihrer Ankunft aus Paris überprüft, ebenso die Passagiere. Nachdem nichts gefunden wurde, konnte der Jet starten, wenn auch mit deutlicher Verspätung. Er erreichte sein Ziel unbehelligt. Die Zeitungen berichteten über die Bombendrohung, dann stürzte AF 447 vom Himmel.
Alles nur Zufall? Allein dieser Umstand sollte schon genügen, um den Gedanken eines absichtlich verursachten Absturzes gründlich zu verfolgen. Wenn keine große Explosion stattfand, die alles verbrennt, bleiben kleinere, gezielt angebrachte Explosivladungen oder aber technische Manipulationen als Möglichkeit klar weiter bestehen. Auch in diesen Fällen wird nicht der gesamte Treibstoff entzündet, doch genau die beobachteten Effekte treten auf: Verlust des Kabinendrucks, Beeinflussung der Steuerelemente bis hin zu deren Versagen, Strömungsabriss, radikaler Höhenverlust, enorme Scherkräfte und Zerbrechen der Maschine. Doch gab es wirklich keine heftige Explosion?
Diese Annahme steht zumindest im Widerspruch zu einer Beobachtung von zwei Piloten, die auf einem Air-Comet-Flug von Lima nach Lissabon einen grell-weißen Lichtblitz in der Ferne vom Himmel niedergehen sahen.
Sie meldeten ihrer Fluggesellschaft das beobachtete Ereignis, das angeblich in der Nähe des tatsächlichen Absturzgebietes stattfand. Verblüffend schnell wird auch hier Information zerpflückt, fragwürdig und lächerlich gemacht, um letztlich wieder viel Verwirrung zu hinterlassen.
So erklären Skeptiker den Vorfall als Wahrnehmung eines Blitzes aus eben jenem schweren Unwetter, das Flug AF 447 zum Verhängnis geworden sei. Doch dürften die beiden Zeugen als Piloten aus ihrem Cockpit heraus wohl schon einige natürliche Blitze beobachtet haben, um ihre Sichtung vom 1. Juni als davon abweichend einzustufen. Dieser Blitz währte übrigens sechs Sekunden und zuckte nicht »blitzartig« in den Atlantik hinein. Bezeichnend auch die Aussage von David Campbell, Sprecher der US-Vereinigung der Linienpiloten.
Er erklärt schlichtweg: »Es gibt eine ganze Menge von Dingen, die Sie da sehen und zunächst nicht identifizieren können, weil Sie so weit weg davon sind … Die Sonne führt da manchmal ein verrücktes Wechselspiel mit dem Ozean auf.« Demnach also sahen die beiden Piloten möglicherweise ein intensives Glitzern von Sonnenlicht auf den Wellen. Vor allem für einen Vorfall in der Nacht eine höchst plausible Erklärung!
Tatsache bleibt, dass die gefundenen Wrackteile meist sehr klein und über ein weites Gebiet zerstreut waren. Ebenso wurden Opfer auf zwei Wasserstrecken gefunden, die rund 50 Kilometer auseinander liegen. Einige Fachleute sehen darin ein deutliches Zeichen für eine Explosion.
Verwirrende Spuren gab es von Anfang an. So viele, dass es bald schon wieder verdächtig erscheint. Da gab es Trümmer, von denen sich jedoch herausstellte, dass sie nicht von AF 447 stammten; die Entdeckung eines Ölteppichs führte sehr schnell zu der Schlussfolgerung, die Maschine habe nicht gebrannt, sondern sei von selbst zerbrochen oder direkt auf dem Meer zerschellt.
Also kein Anschlag. Dann aber fanden geheimdienstliche Ermittler zwei verdächtige Namen in der Passagierliste. Diese Namen stimmten mit Personen überein, die bereits für ihre Nähe zu Terrororganisationen bekannt waren. Dann wieder hieß es, das sei nur eine zufällige Namensgleichheit gewesen, also doch keine Terrorverdächtigen an Bord. Oder doch?
Die Airlines hält sich mit Aussagen allgemein höchst bedeckt. Und schon vor dem Absturz herrschte verblüffendes Schweigen. Und genau deshalb strengt die Familie eines Opfers nun ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung an, um zumindest an Dokumente über den Absturz zu gelangen. Die Anwältin Sophie Bottai stellt hierzu klar fest: »Was die Familien wollen, sind lediglich einige legitime Antworten auf ihre legitimen Fragen, wie beispielsweise: Das Flugzeug sandte seine letzte Nachricht um 04:10 Uhr morgens aus und trotzdem wunderte sich niemand bis um 06:30 Uhr früh, warum es kein Lebenszeichen von der Mannschaft mehr gab.
Warum aber war das so?« Geschah dies auf höhere Order, wusste jemand wirklich mehr, was geschehen würde und warum dies geschehen sollte? Und wenn »man« die Maschine – wer und aus welchen Gründen auch immer – tatsächlich verschwinden lassen wollte, so hätte »man« keinen dafür besser geeigneten Ort auswählen können als jene abgelegene Region mit ihrer enormen Meerestiefe. Die Aussichten, den Flugschreiber hier jemals zu finden und den Hergang der Katastrophe wirklich aufzudecken, sind jedenfalls denkbar gering.
Wenn wirklich eine unmenschliche Absicht hinter dem Schicksal von AF 447 stand und der Absturz geplant gewesen sein sollte – ein definitiv so spekulatives wie auch mögliches Szenario – dann muss man zwangsläufig danach zu suchen beginnen, welche Beweggründe damit verbunden gewesen sein können. Ein Teil diese Frage dürfte zu den Passagierlisten führen. Hier gibt es tatsächlich einige Besonderheiten, die wohl bald einer eigenen kurzen Betrachtung wert sein dürften.
http://info.kopp-verlag.de/news/todesflu...sterioeser.html