Über Geister in Thailand

#1 von Werner ( Gast ) , 16.01.2009 11:04

Vielleicht verirrt sich einmal ein Leser in dieses Forum, der etwas über die Geister Thailands erfahren möchte. Vielleicht möchte auch jemand etwas darüber erfahren, welchen Stellenwert die Geister im Leben seiner Partnerin haben. Dann kann diese Abhandlung vielleicht etwas hilfreich sein.

Allenthalben glaubt der Besucher Thailands, dass der größte Teil der Bevölkerung treue Anhänger des Buddhismus sind. Betrachtet man den klassischen Buddhismus in Thailand und kennt die tiefe Religiosität der Gläubigen Bevölkerung, fragt man sich dann zwangsläufig, wie denn der scheinbare Widerspruch zu dem allseits erkennbaren Geisterglauben zu erklären ist.

Jedem Besucher Thailands fallen beispielsweise umgehend die Geisterhäuschen ins Auge, die nicht nur im Isaan in den Dörfern vor den Wohnhäusern, sondern auch in den Städten, sogar vor Industrieanlagen, Hotels und Bürogebäuden stehen. Ist in den Städten ebenerdig kein Platz auf dem Grundstück für sie vorhanden, dann werden sie sogar auf dem Flachdach oder auf einem Balkon des Gebäudes aufgestellt. Sie sehen hübsch aus, die kleinen Holz- oder Betonhäuschen, die den sakralen Gebäuden eines thailändischen Tempels ähneln und immer auf Pfählen in Kopfhöhe stehen. Für den unwissenden Besucher und Gast dieses Landes stehen die Geisterhäuschen und die Verehrung von Geistern im krassen Widerspruch zum Buddhismus, dessen weltweites Zentrum sich nach Ansicht der hiesigen Gläubigen in Thailand etabliert hat.

Gewinnt man einen etwas tieferen Einblick in die Welt des Geisterglaubens der Bevölkerung, sind die Geisterhäuschen sogar nur die Spitze eines Eisberges, der aus dem Wasser ragt. Diesen scheinbaren Widerspruch zum Buddhismus an dieser Stelle zu erläutern, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen und bleibt deshalb einem anderen Artikel vorbehalten. Um jedoch die Beweggründe der Thailänder solche Häuschen aufzustellen etwas verständlich zu machen, mag die folgende Erklärung dienen.

Wenn ein neues Gebäude gebaut werden soll, wird nach Glauben der Thai der dort im Boden wohnende Erdgeist Phii Chao Thi vertrieben. Um ihn nicht zu erzürnen, wird ihm deshalb eine neue Wohnstatt angeboten, die auf einer Säule steht. Oft wird auch noch ein zweites Häuschen gebaut. Das steht auf vier oder sechs etwas niedrigeren Säulen und ist die Wohnstatt für den Luftgeist Phii Chao Phum. Dieser Geist ist die Seele des verstorbenen Hausbesitzers, die in der Luft über das Grundstück wohnt und es bewacht.

Bevor ein Geisterhaus aufgestellt wird, muss von einem Geisterkundigen der geeignete Platz und der richtige Zeitpunkt gefunden werden. Auf keinen Fall darf der Schatten des zu errichtenden Gebäudes auf die Geisterhäuschen fallen. Oft richtet sich deshalb der Bauplan nach dem Standort der Geisterhäuser und gar nicht selten beginnt der Neubau erst, wenn das neue Domizil für den Erdgeist bereits eine geraume Zeit aufgestellt wurde. Gar nicht selten befindet sich in unmittelbarer Nähe, zumindest in Sichtweite das Eingangsportal zu dem neuen Gebäude. Deshalb können die Geister nicht nur für Glück sorgen, sondern auch unliebsame Besucher fern halten oder besänftigen.

Die kleine Plattform, auf der sich ein Geisterhaus befindet, steht immer in Augenhöhe. Stet es zu niedrig, könnten die Geister beleidigt sein und steht es zu hoch, können die Opfergaben nicht gut platziert werden. Oft stehen die Häuschen auf einem gefliesten Podest. Das unterstreicht den Respekt, den die Bewohner ihren Schutzgeistern beimessen. Auf der kleinen mit einem Zäunchen versehenen Plattform stehen kleine Figuren, wie menschliche Dienstboten, Büffelkarren, Elefanten, vielleicht auch ein kleines Tischchen und Bänke oder Stühle. Dem dort wohnenden Geist soll damit das Wohnen angenehm gemacht werden. Damit der Geist auch in der Nacht seine Wohnung findet, ist das Haus manchmal mit bunten Lichterketten versehen, oder an der Eingangsseite brennt während der Dunkelheit ein Kandelaber. Meistens an dem Tag in der Woche, an dem Buddha gedacht wird, wird den Geistern geopfert, um sie gnädig zu stimmen.

Dazu verwendet man extra Vasen, Schälchen und Gläser, die mit Blumen, Lebensmitteln und Getränken gefüllt, auf der Plattform abgestellt werden können. Manchmal werden den geistern außer Alkohol sogar Betelnussbissen angeboten. Warum es immer 9 dieser Bissen, 9 Räucherstäbchen und neun Orangen usw. sein müssen, ist mir leider noch unbekannt. Weiter werden kleine Kerzen angezündet und die Räucher-Stäbchen glimmen. Oft steht bei dieser Zeremonie sogar ein Tischchen vor den Häuschen, damit auch umfangreichere Dinge geopfert werden können. Die Räucherstäbchen werden erst angezündet, wenn alles aufgebaut ist. Dann wird zum Schluss ein Gebet gesprochen, ein Wunsch geäußert oder ein Dank für einen in Erfüllung gegangenen Wunsch ausgesprochen. Während dessen die Räucherkerzen abbrennen, können sich die Geister an dem Dargebotenen laben. Sind sie abgebrannt, sind die Geister zufrieden gestellt. Die Opfergaben können dann abgeräumt und an Bedürftige verschenkt werden.

Geisterhäuschen findet man nicht nur in der Nähe von Häusern, sondern manchmal auch an einem Feld-rund. Dieses Häuschen ist die Wohnstatt des früheren Landbesitzers, dessen Geist über das Feld wacht, es schützt und für eine gute Ernte Sorge trägt. Man sieht diese Geisterhäuschen nicht oft und noch seltener hat man die Gelegenheit bei dessen Errichtung dabei zu sein. Ich hatte dieses Glück und kann aus eigener Anschauung berichten.

Bereits zwei Tage, vor dem von einem Geisterkundigen errechneten Aufstelldatum beginnen die Vorbereitungen. Pho, der Schamane der Familie hat frische Bananenblätter besorgt und schneidet sie in etwa 10 x 20 cm große Rechtecke, rollt er die Blätter zu einem schlanken Kegel und verziert die Spitze mit einer weißen Blütenknospe aus Kunststoff. Kritisch betrachtet er sein Werk und wenn es ihm gefällt, drückt er den unteren Teil des Kegels zusammen und das kleine Kunstwerk ist stabil. Dann greift er nach einem gelben Textilband, bindet es etwa mittig parallel zum flachen Ende des grünen Kegels, faltet es kunstvoll zu einer offenen Blüte und heftet diese mit dem Tacker fest. Das gleicher wiederholt er jetzt mit einem roten Band und wenn man es genau betrachtet sieht sein Werk wirklich aus, wie ein Blütenkelch. Diesen Vorgang wiederholt er unzählige male bis so an die Hundert dieser Bauteile zusammen sind. Jetzt heftet er 10 Segmente, eines nach dem anderen, hintereinander, so dass die Spitzen der Kegel strahlenförmig in einer Reihe von etwas 20 cm im Abstand von etwa 2 cm auseinander stehen, und die Endstücke der Kegel eine Reihe von etwa 7 cm bilden.

Am Nachmittag wird alles mit weiteren Utensilien auf einen Pick-Up geladen und die Fahrt geht von Korat aus ins etwa 120 km entfernte Nong Sang Nuan. Unterwegs wird noch ein grünes Geisterhäuschen gekauft und aufgeladen. Bei dem Grundstücksbesitzer angekommen, wird alles ausgeladen und in der oberen Etage des Hauses ausgebreitet. Pho sortiert alles und ein Gehilfe schneidet jetzt mit dem Messer aus einer der am Bau gebräuchlichen Isolierplatten zwei Ronden, die er in die Öffnung zweier goldfarbigen Schalen einpasst.

Pho hat inzwischen aus Bananenblättern zwei große Kegel von etwa 30 cm Höhe gewickelt, die jetzt mittig auf die Ronde angebracht werden. Dazu wird erst der Kegel ausgerichtet und mit vier Holzstäbchen fixiert. Dann wird der Kegel entfernt, die Holzstäbchen aus der Ronde gezogen, etwas schräg wieder eingesetzt und der Kegel darüber geschoben. Der sitzt jetzt schön fest. Dann werden vier der am Vortag hergestellten Blütensegmente unterseitig kreuzförmig dem Rand der Schale und der Ronde befestigt, so dass das ganze Gebilde in etwa einer Monstranz ähnelt. Allerdings ragen hier vier Strahlensegmente in die Luft, wohingegen bei einer Monstranz in der Regel nur zwei Strahlensegmente vorhanden sind. Während dessen schneidet der Gehilfe des Schamanen weitere 4 x 5 Ronden, von denen 4 Stück jeweils um 2 cm kleiner werden.

Danach wird Gold- und Silberfolie um den Rand der Ronden geklebt, so dass die mit ihren Zacken und eingeschnittenen Robben wie immer kleiner werdenden Königskronen aussehen. Am nächsten Morgen wird weiter gearbeitet. Pho stellt noch 5 weitere, etwas kleinere goldene Schalen her, die den schon fertig gestellten großen Schalen ähnlich sind. Alle Schalen werden jetzt mit gelben Blumen verziert und vor dem Hausaltar aufgestellt. In der Mitte der Kronen wird jetzt ein Loch ausgeschnitten und alles im Abstand von etwa 40 cm auf langen Bambusstangen befestigt. Diese Gebilde ähneln jetzt sehr den Tibetanischen Ge-betsfahnen, die an langen Stöcken flattern.

Der Schamane betrachtet das Werk, ist zufrieden und spricht vor dem Hausaltar einige Gebete. Dann wird, außer den 5 kleineren Schalen, alles auf die Ladefläche eines LKW geladen, die Eigentümer des Feldes und einige weitere Familienmitglieder suchen sich einen freien Platz auf der Pritsche und ab geht es über holprige Feldwege etwa 4 durch schier endlos scheinende Maniokfelder km bis zu dem fraglichen Grundstück. Das fragliche Feld ist abgeerntet und schon wieder angepflanzt worden. Die aus dem Boden ragenden Setzlinge tragen schon die ersten Blättchen. Der Eigentümer hat jetzt etwas Geld um sich seinen sicher schon lang gehegten Wunsch nach einem Geisterhäuschen auf seinem Acker erfüllen zu können.

Nach den aufwendigen Vorbereitungen, beginnt jetzt die eigentliche Zeremonie. Pho, der Schamane sucht am Rande des Feldes nach einem geeigneten Platz für das Geisterhäuschen, murmelt eine Beschwörung und zwei Männer aus der Familie graben an der von ihm bezeichneten Stelle ein etwa 50 cm tiefes Loch. Mit einem in Wasser getauchten Blätterwedel segnet jetzt der Schamane den Standort und der Fuß des dreiteiligen Geisterhäuschens wird hineingestellt und mit etwas Erde standsicher gemacht. Mit einem Glas voll Wasser auf der oberen Plattform wird als Ersatz für eine Wasserwaage, der Fuß ausgerichtet. Dann wird eine etwa 60 x 60 cm große Platte mit einem umlaufenden Rand darauf gesetzt und zum guten Schluss in deren Mitte das eigentliche Geisterhaus gestellt.

Alsdann werden von dem Schamanen um das Geisterhäuschen kleine menschliche Figuren, ein Tisch mit Stühlen und kleine Tierfigürchen drapiert. Zum Schluss wird alles noch mit kleinen Blumenvasen, in denen sich die nicht wegzudenkenden gelben Blumen befinden und die Sache ist fertig. Zwischenzeitlich hat der Gehilfe die vier Bambusstäbe mit den kronenähnlichen Verzierungen aufgestellt und Pho der Schamane ist zufrieden.

Die Familienmitglieder haben derweil zwei kleine Tische hintereinander gestellt, mit weißen Tüchern abgedeckt und allerlei Gebäck, Süßigkeiten, Obst, Reis, gebratene Fleischstückchen und die zwei schönen Kunstwerke darauf gestellt. Alles wird jetzt mit Blumen verziert, wobei nicht vergessen wird, zwei Wassergläser mit Erde zu füllen und am Rand des Tisches zu stellen.

Jetzt zündet der Schamane Räucherstäbchen an, hebt sie beschwörend in die Luft und murmelt weitere Gebete. Später stellen sich die Familienmitglieder hinter ihm, zünden ebenfalls Räucherstäbchen an und murmeln mit dem Schamanen, erst stehend, dann hockend, weitere Gebete. Der Rauch der Räucherstäbchen zieht derweil mit dem leichten Wind über das Geisterhäuschen hinweg und ich als fremder Europäer kann mich nur wundern, wie ernst die Thais diese Angelegenheit nehmen, die doch im Grunde gar nichts mit dem Buddhismus zu tun hat.

Plötzlich stehen alle auf, stecken die Räucherstäbchen in die bereit gestellten Gläser und begeben sich dann in den Schatten einiger in der Nähe stehender Bäume. Hier wird gescherzt und gelacht und ich erfahre, dass der Geist des verstorbenen Mannes, dem dieses Land einmal gehört hat und der sich hier ruhelos aufhält, jetzt eine schöne Wohnstatt hat, die er wohl auch annehmen und künftig von hier aus das Feld bewachen wird, die Schädlinge vertreiben und für eine gute Ernte sorgen kann.

Nach 20 Minuten ist die Angelegenheit vorbei. Die Räucherstäbchen sind niedergebrannt, der Geist hat sich an all den schönen Sachen gelabt und hat Besitz von seinem neuen Domizil ergriffen. Die Speisen, Blumen und die anderen Utensilien werden abgeräumt und mit den Tischen wieder auf den LKW verladen. Pho der Schamane murmelt mit zum Wai erhobenen Händen noch einmal eine Beschwörung und dann geht es zurück. Das Ganze hat in etwa zwei Stunden gedauert und steht in keinem Vergleich zu den sehr langwierigen und mühsamen Vorbereitungen. Der Schamane lebt von seiner Arbeit und hat all das sicher nicht unentgeltlich gemacht. Was der an und für sich wenig betuchte Auftraggeber ihm bezahlt hat, konnte ich leider nicht erfahren.

Wieder zurück, werden die Kunstwerke aus Bananenblättern vor den Hausaltar gestellt. Der Schamane segnet fünf der Familienmitglieder mit den fünf anderen Schalen, indem er diese erst über den Kopf und dann über die linke Schulter hält und dabei Gebete und Beschwörungen murmelt. Die jetzt alle in Weiß gekleideten Familienmitglieder schauen mit zum Wai erhobenen Händen andächtig zu und dann ist die Aufgabe des Schamanen Pho beendet.

Warum all dieser Aufwand? Weil die Menschen im Isaan den Brauch sich mit den Geistern gut zu stellen aus der vorbuddhistischen Zeit übernommen haben und weil sie daran glauben, fest glauben. Das lassen sie sich sogar viel Geld kosten, trotzdem sie im Grunde genommen doch so bettelarm sind.

Der Schamane Pho, dessen Frau vor einigen Wochen gestorben ist, geht in wenigen Tagen als Mönch in ein Wat. Er will den Rest seines Lebens dort bleiben, denn weil er keine Familie hat, meint er sich dort wohl zu fühlen. Niemand sieht ein Interessenkonflikt zwischen seiner jetzigen und zukünftigen Tätigkeit. Er ist ja weiterhin zum Wohle der Menschen da.

Ich glaube, es wird ihm im Wat schwer fallen. Pho trinkt gerne ein Bier, ist beinahe Kettenraucher und bei einem köstlichen Essen strahlt sein Gesicht. Im Wat ist das alles vorbei und ich bewundere und achte seine Entscheidung. Im Kloster wird er sich wahrscheinlich doch einleben. Er meint das wenigstens. Da ist er der verstorbenen Frau wieder etwas näher. Sie war auch Schamanin. Als sie noch lebte, haben sich beide die Arbeit geteilt und es hat ihnen Freude gemacht, die Menschen glücklich zu sehen. Jetzt macht ihm das alles keine große Befriedigung mehr. Am zweiten Juni nimmt er im Kreis von Freunden Abschied von seinem bisherigen Leben. Schon am Vormittag werden seine Haare geschoren und er würde sich freuen, meint er, wenn ich ihn dann anschließend mit meinem Pick-Up in das etwa 100 km entfernte Wat bringen könnte.

Die Geisterhäuschen sind Relikte aus der so genannten animistischen Zeit, die stark von einem Geister-Glauben geprägt war. Diesen Glauben kann man durchaus als Spätform einer vor dieser Zeit praktizierten Naturreligion ansehen. Beim Animismus handelt es sich um den Glauben an die beseelte Natur. Bei der Naturreligion schriftloser Völker wird dagegen durch mündliche Überlieferungen meist die Ahnenverehrung oder Naturprinzipien, wie das Wesen der Gestirne, den Ablauf der Jahreszeiten, das Wetterverhalten oder Saat, Ernte und Fruchtbarkeit weitergegeben.

Da das Wesen des thailändischen Geisterglaubens sich auf den Zeitraum des jetzigen Daseins beschränkt, hatte der Buddhismus, der sich im wesentlichen mit dem jenseitigen Leben nach dem Tot befasst, es relativ leicht den Geisterglauben zu ergänzen und konnte deshalb relativ schnell seinen Siegeszug antreten. In Thailand trifft man deshalb heute im weitesten Sinne auf zwei Religionen, die sich gegenseitig ergänzen und von der Bevölkerung heute vielfach als eine Einheit angesehen werden.

Die Geisterhäuschen sind daher in den Augen der Bevölkerung keine Rudimente, die sich aus der klassischen animistischen Zeit erhalten haben, sondern sind religiöse Kultstätten, die fälschlicherweise der Staatsreligion, dem Buddhismus, zugeordnet und von dieser zumindest geduldet werden.

Als Anhänger einer Religion, wie dem Christentum, dessen Dogma die Anbetung von anderen Göttern strikt untersagt, ist man sehr erstaunt hier in Thailand so etwas wie zwei Religionen anzutreffen. Thailand ist ja immerhin dasjenige Land in Südostasien, in dem die Menschen glauben aufgeklärt, modern und fortschrittlich zu sein. In der Tat orientierte sich Thailand bereits vor 150 Jahren unter Rama V. an westeuropäische Länder und war bisher das Land in Südostasien, das den westlichen Ländern am meisten ähnelt. Was allerdings die Einstellung zur Religion betrifft, da sind die Thailänder sehr traditionsbewusst und bewahren die alten Überlieferungen.

Fragt man die Thailänder, welcher Religion sie angehören, dann bekennen sich 94% zum Buddhismus und niemand von ihnen wird sagen, er praktiziere zusätzlich noch einen Geisterglauben, den dieser ist uneingeschränkt Teil der dualen Religion. Für einen Fremden ist das oft unverständlich. Doch da ja in Thailand vieles anders und merkwürdig ist, nimmt man diesen scheinbaren Widerspruch in der Religionsausübung verwundert aber doch gelassen hin, denkt sich vielleicht dabei, dass die Thailänder in dieser Richtung nicht alle Tassen im Schrank haben und lässt es dabei bewenden. Man versteht auch beim Anblick dieser Geisterhäuschen den Buddhismus nicht, dass der so etwas neben sich duldet und nicht verbietet. Außerdem sind die Geisterhäuschen mit den Opfergaben sehr schöne Fotomotive und man kann später Zuhause den Daheimgebliebenen mit besser wissender Überheblichkeit von diesem, uns unverständlichen, deshalb als schizophren angesehenem Verhalten der Thailänder erzählen.

So zu denken und zu handeln, ist von ausländischen Besuchern, aber auch von vielen hier lebenden Expats, ein Kardinalfehler, ein Zeichen dafür, dass sie sich über die in Thailand anzutreffende Symbiose von Buddhismus und Geisterglauben weder informiert, noch eigene Gedanken gemacht haben. Sie wissen vielleicht, dass der Buddhismus Staatsreligion ist, vielleicht auch noch, dass der Buddhismus gegenüber anderen Religionen sehr tolerant ist, sonst wissen sie wenig.

Für die Sonnenanbeter aus den kalten Ländern und den Flugbarbesuchern, die mit dem Flugzeug gekommen jeden Abend eine Bar stürmen, sich voll laufen lassen und sich eine der vielen willigen Frauen angeln, ist das auch uninteressant. Doch, Gott sei Dank, es kommen immer mehr Touristen in dieses schöne Land, die Land, Leute und auch die Kultur kennen lernen und verstehen wollen.

Besonders für den Farang, der eine Partnerschaft mit einer Tochter dieses Landes eingegangen ist oder beabsichtigt, ist das Wissen über die Zusammenhänge zwischen Religion und Geisterglaube sehr wichtig, steht doch die Religion in der Rangfolge der Wertigkeit gerade bei den Frauen aus dem Isaan, die die meisten heiratswilligen Frauen für einen Farang stellen, an erster Stelle.

Der Einfluss der Religion ist in Thailand nicht zu unterschätzen. Der hier mit einer Thaifrau liierte Farang, der sich darüber hinwegsetzt, hat schlechte Karten, denn seine Frau empfindet das auch als Missachtung ihrer Person und bezweifelt, dass ihr Mann sie jemals wirklich geliebt hat. Befasst sich ein Farang nicht mit der Religion seiner gläubigen Frau, dann bleibt er ihr zwangsläufig fremd, versteht ihre dies bezügliche Handlungen nicht und kann sich weder in ihre Lage versetzen, noch den Stellenwert erkennen, den die die Religion für seine Frau hat.

Wenn man beim Buddhismus von einer Religion spricht, dann ist das nach westlichem Maßstab nicht richtig. Eine westliche Religion beinhaltet einen Gott den es zu verehren und anzubeten gilt und dessen Gebote befolgt werden sollen. Der Buddhismus dagegen ist eine Doktrin, die keinen Gott kennt. Er steht über jedes Gottverständnis und verbietet seinen Anhängern nicht, gleichzeitig einer anderen Religion anzugehören.

Nicht anders handeln die Thais. Der Buddhismus zeigt ihnen die Möglichkeit über den langen Weg der Reinkarnation das Nirwana zu erreichen (siehe auch Reinkarnation bei Wikipedia u.a.), wohingegen in der diesseitigen Welt die Geister regieren, die, wenn man sie nicht beachtet, einem das Leben schwer machen können. Es gibt demnach keinen Konflikt zwischen dem Geistserglauben und dem Buddhismus. Für die Geister sind die kleinen Tempelchen vor den Häusern und in den Wohnungen da, damit sie eine Wohnstatt haben und mit kleinen Opfern gnädig gestimmt werden können und für das Jenseits sind die Äbte und Mönche zuständig, die in einem Kloster, dem so genannten Wat, leben. Bevor wir uns den wichtigsten Geistern Thailand zuwenden, betrachten wir einmal Grundzüge des Klosterlebens. Der oberste Mönch in einem Kloster ist der Abt, der normalerweise auf Lebenszeit im Kloster lebt.

Da die Regeln des Buddhismus frei ausgelegt werden können, ist ein Abt in seinem Kloster uneingeschränkter Herrscher und kann sein Kloster so führen, wie er es für richtig hält. Die meisten Mönche halten sich nur vorübergehend zum Studium der buddhistischen Lehre im Kloster auf.

Alle Mönche unterliegen einem strengen Zölibat. Deshalb dürfen sie nie in körperliche Berührung mit einer Frau geraten. So lange sie sich im Kloster aufhalten, gilt das auch für verheiratete Mönche ihren Ehefrauen gegenüber. Wenn die Mönche beispielsweise am frühen Morgen von Haus zu Haus gehen, um von den Gläubigen milde Gaben, meist gekochten Reis, Chili und vielleicht ein gekochtes Ei oder gar etwas zubereitetes Fleisch einsammeln, warten vor den Häusern meist kniende Frauen oder Mädchen mit ihren gefüllten Schüsseln und füllen ihre Gaben dann in die Schüssel des Mönches. Dabei vermeiden sie jedwede Berührung. Hat der Mönch die Gaben empfangen, erhebt die Hände zum Wai und spricht leise ein kleines Gebet. Der Mönch dagegen bedankt sich und wünscht dem Spender, den Bewohnern des Hauses und den dort lebenden Tieren alles Gute.

Die buddhistischen Zeremonien für die Gemeinschaft der Gläubigen finden in der Regel im Kloster, also dem Wat, statt. Ein Wat ist eine Symbiose aus Kirche, Kloster, oft einer Schule und manchmal einem Bürgerhaus. In Thailand gibt es über 30.000 davon. Irgendwann in seinem Leben soll jeder Mann einmal als Novize eine oder mehrere Wochen ein Wat aufsuchen, um dort die buddhistische Lehre zu studieren. Vorzugsweise wird dazu eine dreimonatige Periode genutzt, während der alle Mönche ihre tägliche Wanderung einstellen und im Wat bleiben. Selbst der amtierende König Bhumibol und sein Sohn, Kronprinz Vajiralongkorn entschieden sich für diesen traditionellen Aufenthalt. Da es keine Machtausübung durch eine übergeordnete Institution im Buddhismus gibt, werden die weltlichen Angelegenheiten, wie Fragen des Landbesitzes und der Erhalt buddhistischer architektonischer Monumente und Bauwerke, vom staatlichen Bildungsministerium wahrgenommen.

Auch hat der Staat einige Gesetze zum Schutz des Buddhismus, sowie auch für aller anderen praktizierten Religionen erlassen, die dann greifen, wenn der Frieden der Gemeinde gestört wird, als heilig geltende Gegenstände und Zeremonien verunglimpft werden und durch das unberechtigte Tragen von religiöser Kleidung der Eindruck erweckt wird, Würdenträger einer bestimmten Religion zu sein. Diese Gesetze greifen nicht nur beim Buddhismus, sondern sind gleichbedeutend für alle Religionen. So ist auch der buddhistische König gleichzeitig Hüter aller im Lande praktizierten Religionen.

Ob es ein Wat mit seinen Mönchen ist, oder das Geisterhäuschen vor dem Haus, für die meist einfachen Thai ist alles eine einzige Religion. An jedem Vollmond- und Neumondtag und jeweils an den dazwischen liegenden Halbmondtagen, ist Buddhatag. Diese vier, manchmal fünf Tage im Monat sind Buddha geweiht. Sie sind jedoch keine gesetzlichen Feiertage. Viele Gläubige essen an diesem Tag vegetarisch. An diesem Tag sollen auch keine Tiere geschlachtet werden und besonders gläubige Menschen verzichten auf Zigaretten, Alkohol und den Geschlechtsverkehr. An diesem Tag bleiben auch alle Mönche in ihrem Kloster und die Gläubigen bringen dann ihre milden Gaben ins Kloster.

Den Buddhatag nutzen viele gläubige Thailänder dazu am Morgen ihre Geisterhäuschen und Haustempel mit Blumen zu schmücken, Räucherkerzen vor den Häuschen anzuzünden, Reis und Obst, Getränke, Zigaretten und manchmal sogar Alkohol und Betelnussbissen zu opfern und den in dem Häuschen wohnenden Geist im Gebet zu danken oder um ihm eine Bitte vorzutragen. Vorzugsweise werden diese Zeremonien von den Hausfrauen erledigt, während der Mann zur Arbeit geht. Sobald die Räucherkerzen niedergebrannt sind, können die Opfergaben wieder abgeräumt werden, denn dann ist der Geist sozusagen gestärkt und zufrieden gestellt. Oft erscheinen dann bei etwas betuchteren Leuten arme Nachbarn, wie arbeitsunfähige Witwen oder kinderreiche Frauen, an die die jetzt ihren Zweck erfüllt habenden Gaben verteilt werden. Buddha freut sich, sagte meine thailändische Frau, und verteilte alles großzügig.

Hat man die Geister um Hilfe bei der Erfüllung eines wichtigen Wunsches gebeten und ihm dafür eine Belohnung versprochen, dann muss man dieses Versprechen auch halten. So kann es passieren, dass den geistern zwischendurch auch schon einmal ein Brathähnchen oder eine größere Flasche Reisschnaps in einer besonderen Zeremonie geopfert wird. Was man den Geistern verspricht, muss man auch halten, denn sonst erzürnt man sie und sie könnten sich rächen und Unheil über die Hausbewohner bringen.

Zwei der wichtigsten Geister sind jene, die in den kleinen Geisterhäuschen ihre Wohnstatt haben. Der jeweils höher aufgestellte Schrein, der auf einer Säule steht, ist der Wohnsitz des Erdgeistes Phra Pum, bei uns vergleichbar mit einem Engel oder einer Gottheit. Er ist der der Geist des ursprünglichen Besitzers des Grundstücks und verantwortlich für das Wohlergehen der Hausbewohner. Er kann ihnen ein glückliches Leben sichern.

Der immer neben dem Phra Pum auf vier oder sechs Säulen stehende, etwas kleinere Schrein ist für die Dschao Ti Luftgeister. Das sind die über dem Grundstück schwebenden Seelen aller verstorbenen Hausbewohner. Sie bekommen ihre eigene Wohnstadt, damit sie nicht mit den Menschen im gleichen Haus leben müssen. Für die Aufstellung der Geisterhäuschen gibt es streng einzuhaltende Regeln. So ermittelt zum Beispiel ein Geisterbeschwörer vor der Einsegnung den günstigsten Standort, auf den auf Feinen Fall der Schatten eines Gebäudes fallen darf. Eingesegnet werden dann die Häuschen ebenfalls von einem kundigen Geisterbeschwörer, denn sonst nehmen die Geister ihre neue Wohnstatt nicht an.

Nicht mehr gebrauchte Geisterhäuschen, weil sie zum Beispiel baufällig geworden sind oder weil das Haus vor dem sie stehen abgerissen wurde, dürfen nicht achtlos weggeworfen werden. Sie werden überlieferungsgemäß meist an einem heiligen Baum abgestellt, in dem ein Geist wohnt, damit die Termiten und Ameisen den Baum nicht beschädigen, sondern sich von dem Holz dieser ausgemusterten Häuschen ernähren.

Sehr wichtig ist auch der Hausgeist der für die im Hause wohnende Familie zuständig ist. Er hat seine Wohnstatt in der Wohnung. Meistens ist das eine Buddhafigur, die einen kleinen Hausaltar schmückt. Oft sieht man auch eine kleine Figur des Königs Rama V., der beinahe 100 Jahre nach seinem Tot in der Bevölkerung immer noch eine große Verehrung genießt. Um die Figur herum sind kleine Blumenvasen und Tierfigürchen gestellt. Auch kleine Behälter, mit Sand oder Erde gefüllt, wohinein die Räucherstäbchen gestellt werden, dürfen ebenso wenig fehlen, wie die kleinen Tellerchen die als Standfläche für kleine Wachskerzen dienen.

All das muss so dimensioniert sein, dass auch noch genügend Platz für die Opfergaben da ist. Meist hängt der Hausaltar gut zugänglich in einer Ecke des Wohnraums und da er in der Regel rundherum mit einem kleinen Zäunchen versehen ist, kann man an ihm kleine Blumenketten hängen die überall, oft sogar den an den Ampeln den wartenden Autofahren feilgeboten werden.

Wie der Geisterglaube auch heute noch aus einer Legende entstehen kann, habe ich von meiner Frau erfahren. Nicht nur vor unserem Haus steht neben dem Geisterhaus für den Luftgeist ein Domizil für den Erdgeist, der seinerzeit beim Bau des Hauses eine neue Wohnstatt benötigte, auch am Rande unserer Wohnanlage steht ein großes Geisterhaus für den Erdgeist. Jedes mal am Buddhatag, verschwindet meine Liebste mit Jay Memm, einer älteren Frau aus unserer Siedlung und beide schmücken ein bis dato von den Bewohnern der Siedlung vernachlässigtes Geisterhaus, dessen Geist für die ganze Siedlung zuständig ist. Sie versorgen ihn mit frisch gekochtem Reis, Obst, Zigaretten, Wasser und manchmal mit etwas billigem Schnaps. Ich möchte natürlich wissen, warum dort solch ein Geisterhaus steht und meine Frau erzählt mir, folgende Geschichte, die ihr Jay Memm, die schon länger hier wohnt, malerisch berichtet hat.

Vor etwa acht Jahren, als die Siedlung gebaut werden sollte, war das gesamte Areal wild bewachsen und einige Arbeiter wurden damit betraut Straßen zu bauen und die Baugrundstücke abzustecken. Eines Tages, zur Mittagszeit wurde einer der Arbeiter plötzlich sehr müde und legte sich ins Gebüsch um sich auszuruhen. Erst als Feierabend war, wurde der Mann von seinen Kollegen vermisst, die ihn darauf hin suchten und ihn tot an der Stelle fanden, an der heute das Geisterhäuschen steht.

Keiner der Arbeiter wollte der jungen Frau des Verstorbenen die traurige Nachricht über den Tot ihres Mannes überbringen. Allerdings brachten sie den Toten ins nächstgelegene Wat, wo er wohl eingeäschert werden würde. Da die Mönche der Ansicht waren, dass die Ehefrau bereits unterrichtet sei, erfolgte auch von hier aus keine Benachrichtigung. Als nun der Mann nicht zur gewohnten Zeit zum Essen nach Hause kommt, macht die Frau sich sorgenvoll auf den Weg, ihren Mann zu suchen. Nirgendwo findet sie ihn, selbst nicht in dem Restaurant, wo er doch so gerne sein Feierabendbier trinkt. Niemand will ihr sagen, was ihm schreckliches passiert ist. Zum Schluss sucht die Frau ihn auf dem noch stark verwilderten Grundstück, ruft immer wieder seinen Namen, findet ihn jedoch nicht. Erst am nächsten Morgen, als die anderen Arbeiter wieder das Grundstück betreten, erfährt die immer noch hier wartende Frau die traurige Nachricht.

Ihr Mann war doch noch so jung und deshalb glaubt sie niemanden und hört nicht auf, jeden Tag ihren Mann zu suchen. Nach Wochen lässt sie dann an der Stelle, an der ihr Mann sich zum Ausruhen niedergelegt haben soll, dieses Geisterhäuschen errichten und stirbt wenige Tage darauf vor Kummer. Da sie aber auch jetzt noch immer ihren Mann sucht, kommt sie jede Nacht an das Geisterhäuschen in der Hoffnung ihn dort wieder zu finden um mit ihm vereint zu sein. Kein Mensch wollte deshalb aus Angst vor der nächtlich herumgeisternden Frau die Parzellen in der Nähe des Geisterhäuschens in Besitz nehmen und deshalb steht es heute noch einsam und verlassen auf den brach liegenden Grundstücken am Rande unsere Siedlung. Fürwahr, das ist eine schlimme Geschichte, ein Beispiel aus jüngster Zeit dafür, wie der Geisterglaube zur Bildung einer Legende führt, die, wie fast alle Legenden des Isaan traurige Begebenheiten zu Grunde liegen. Meine Frau glaubt an diese Geschichte und versorgt mit ihrem guten Herzen den Geist des verstorbenen Mannes. Ich werde den Teufel tun ihr den Unsinn ausreden zu wollen, sie würde doch bei ihrem Glauben bleiben und gegen meine Überzeugung den Geist weiter versorgen.

Der Verfasser ist sich darüber völlig klar, dass er als Christ die hier von ihm vertretene Zuordnung des Geisterglaubens zur buddhistischen Religion ablehnen müsste. Doch zwei Argumente sprechen dagegen. Das ist zum einen die traditionelle Erziehung der Menschen, die sie so handeln lässt, als ob der Geister-Glaube ein Teil des Buddhismus ist. Zum anderen will der Verfasser dazu beitragen, den Ausländer über die Verknüpfung des Geisterglaubens mit dem Buddhismus zu informieren, damit er nicht nur das Volk, sondern vielmehr, soweit er mit einer thailändische Frau liiert ist, die Denk- und Handlungsweise seiner Frau verstehen kann und die Konsequenz aus diesem Verständnis in seinem Verhalten gegenüber seiner Frau im beiderseitigen Interesse eines harmonischen Zusammenlebens berücksichtigt.

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#2 von sarohu ( Gast ) , 16.01.2009 23:59

Hallo Werner,

ich habe mich bewusst hier her verirrt. Bin froh drüber etwas so interessantes und umfangreiches über die Geister in Thailand zu erfahren.

Zitat von Werner
Nicht mehr gebrauchte Geisterhäuschen..... dürfen nicht achtlos weggeworfen werden


Schon öfters habe ich riesige Ansammlungen von scheinbar achtlos weggeworfenen Geiserhäuschen zB. am Strassenrand gesehen. Habe mal gehört dass wenn der Geist Unglück/Schlechtes gebracht hat sie auch entsorgt werden um den Geist mit einer neuen Behausung wieder friedlich zu stimmen. Zum Teil waren ganz neue (vom Aussehen her) dabei.

Zitat von Werner
Ich werde den Teufel tun ihr den Unsinn ausreden zu wollen, sie würde doch bei ihrem Glauben bleiben und gegen meine Überzeugung den Geist weiter versorgen.



Genauso denke und handle ich auch. Allerdings würde ich das Ganze nicht als "Unsinn" bezeichnen (obwohl es für mich das eigentlich ja ist). Es hat eben doch seinen Sinn, zumindest für die vielen Menschen die daran glauben. Wichtig ist, dass die Menschen etwas haben, woran Sie glauben können.



Danke für den äusserst interessanten Bericht!

Gruss Rolf

sarohu

RE: Über Geister in Thailand

#3 von Werner ( Gast ) , 17.01.2009 06:50

@Rolf
Allerdings würde ich das Ganze nicht als "Unsinn" bezeichnen (obwohl es für mich das eigentlich ja ist). Es hat eben doch seinen Sinn, zumindest für die vielen Menschen die daran glauben. Wichtig ist, dass die Menschen etwas haben, woran Sie glauben können.


Hallo Rolf!

An etwas glauben zu können, zumal wenn das eine Lebenshilfe ist, wie zum Beispiel ein Trost oder eine Hoffnung bewirkend, stimme ich un eingeschränkt zu. Die thailändischen Geister stehen allerdings den Menschen vielfach im Weg, statt hilfreich zu sein.

Thailands Geister sind allerdings nicht immer gute Geister und wenn sie gar innerhalb der Familie zu, für uns, unlogischem Verhalten beitragen, bezeichne ich den Spuk als reinen Unsinn, oder was hältst Du von diesen Phänomenen?

 
In Thailand gibt es sehr viele Geister, regionale und überregionale. Hier eine Sammlung wesentlicher Eigenschaften der bekanntesten Phantome.
 
Phii boong und Phii lüang sind Waldgeister, die es den Menschen schwer verübeln, wenn die Ihnen ihre Wohnstatt zerstören, indem sie ihre Bäume fällen oder gar den Wald roden.
 
Phii boop ist ein böser Geist, der gerne in die Körper von Menschen eindringt und sich von deren Innereien ernährt. Bei vielen unerklärlichen Sterbefällen, mit vorausgegangenen Schmerzen im Bauch, glaubt man, dass der Phii boo den Tot herbeigeführt hat.
 
Phii Bunpaburoos ist ein Ahne einer Familie. Er wacht über die Familie. Beleidigt man ihn aber, dann er Krankheiten und Unfruchtbarkeit über seine Nachkommen. Erst wenn man sich mit Opfergaben am Hausaltar entschuldigt, wird er wieder besänftigt.
 
Phii daai hong ist ein sehr gefürchteter Geist eines Verstorbenen, der von seinem Tod durch Mord oder Unfall überrascht wurde. Er trachtet danach, den Menschen, denen er begegnet auch Übles zu tun.
 
Phii daai hong tong glom ist ebenfalls ein übler Geist. Er ist der Geist einer verstorbenen schwangeren Frau. Weil er aus zwei Leben entstand verfügt er über eine große spirituelle Energie. Deshalb befürchten schwangere Frauen, dass er ihr und ihrem Kind sehr schnell arges antun kann.
 
Phii dip ist der Geist eines nicht eingeäscherten Toten. Da er für immer auf Erden bleiben muss, ist er sehr ärgerlich und trachtet danach, jeden Menschen zu schädigen. Da es nicht noch mehr böse Geister geben soll, lehnen die Thais deshalb im Isaan eine Erdbestattung strikt ab.
 
Phii don poo, auch Phi don bodi genannt, sind die Geister verstorbener Mönche oder buddhistischer Nonnen. Ihre Heimstatt ist immer ein Bodibaum unter dem einst Buddha seine Erleuchtung fand. Sieht man einen Bodibaum, dessen Stamm mit bunten Tüchern umwickelt wurde, ist dieser Baum bewohnt.
 
Phii don sai ist der Geist eines verstorbenen, der in seinem Leben viele schlechte Taten verrichtet hat. Ihm ist deshalb das nächste Leben verwehrt. Er hat vorerst nur die Wahl als Familiengeist oder in einem Don Sai Baum weiter zu existieren. Wählt er einen Don Sai Baum als Wohnstatt, ist dieser Baum mit bunten Tüchern umwickelt und man findet an seinen sichtbaren Wurzeln Opfergaben.
 
Phii duud lüad ist ein böser Geist, ein Blutsauger, der sich von Menschenblut ernährt. Da er nur in der Nacht erscheint, muss man in der Nacht dunkle Kleider tragen.
 
Phii Fapa ist der Herr der Gewitter. Er erzeugt die Gewitter und bestimmt die Richtung des Sturmes, der die Wolken über das Land bläst.
 
Phii Falep ist verantwortlich für die Blitze und den Donner eines Gewitters. Um ihn milde zu stimmen, damit der Blitz nicht in ein Haus einschlägt oder gar seine Bewohner tötet, wird ihm etwas fertiger Reis geopfert, der in kleine Päckchen verpackt am Rande des Hausgrundstücks aufgehängt werden.
 
Phii Falong ist der letzte im Bund der Gewittergeister. Er ist der Geist der Blitze, die man zwar in der Ferne sieht, jedoch nicht vom Donner begleitet sind und scheinbar nirgendwo einschlagen. Er ist ein guter Geist, denn er kündigt manchmal ein Gewitter an, damit die Menschen rechzeitig ihr Vieh unterstellen und sich in Sicherheit bringen können.
 
Phii ga, auch Nok phii genannt, erscheint meistens in der Form einer Eule. Fliegt er in ein Haus, kommt gewiss ein großes Unheil. Setzt sich die Eule auf das Dach des Hauses einer Geliebten, kann es sein, dass nach einer Heirat bald ein Unglück über die jungen Eheleute kommt.
 
Phii gluai, auch Phii nang tani in der Gestalt einer hübschen Frau ist ein guter Geist, der in einem Bananenbaum wohnt. Bindet ein Mann diesen Geist durch einen Zauberspruch an sich, muss er ihm dienlich sein und all seine Wünsche erfüllen. 
 
Phii gong goi ist der blutsaugende Geist eines nicht eingeäscherten Toten. Er hält sich gerne in der Wildnis auf und beißt seine Opfer in die Füße.
 
Phii grahang ist das ein männlicher Geist, der ebenfalls von Blut angelockt wird. Er bewegt sich mit dem ganzen Körper, wobei er zum Fliegen einen Reiskorb benutzt.
 
Phii grasüü ist ein weiblicher Geist, dessen Kopf sich fliegend bewegt, der sich gerne von unreinen Speisen ernährt und von Blut angelockt wird. Deshalb wird um den Raum einer gebärenden Mutter eine geweihte weiße Schnur gespannt, damit der Geist nicht in die Mutter oder in das Baby eindringt. 
 
Phii guman thong sind die Seelen gestorbener Babys. Um die Seelen ihrer gestorbenen Kinder in der Nähe zu haben, legen die Eltern Kleidungsstücke und Spielzeug der Kinder auf den Hausaltar und entzünden ein Räucherstäbchen. Die Kinder kommen dann, um mit den Eltern zu spielen. Die Eltern freuen sich und damit die Kinder wieder kommen, wird ihnen täglich Reis und Wasser bereitgestellt. Durch schwarze Magie kann man diese Geister auch dazu bringen, einem zu dienen. 
 
Phii haa ist ein böser Geist dem angelastet wird, Epidemien wie Cholera und Typus über die Menschen zu bringen. 
 
Phii kong koi bewegt sich auf einem Fuß. Man kann ihn nur nachts im Wald antreffen, wo er Laute von sich gibt, die sich wie kong koi anhören. Nach der Legende soll er im Wald schlafende Menschen in einen Zeh beißen, um deren Blut zu saugen. 
 
Phii lang gluang ist ein menschenähnlicher Waldgeist, der mit offenem Rücken umherfliegt und die Nähe von Menschen sucht. Die bittet er, ihm den Rücken zu kratzen. Kommt jemand dieser Bitte nach, fährt seine Hand in die von Würmern durchsetzten Eingeweide. 
 
Phii müang ist ein Geist, der Dörfer und Städte vor Gefahren behütet und den Menschen Glück und Gesundheit bringen kann.
 
Phii naa ist ein Geist, der bei den Bauern im Norden Thailands am Rand eines Reisfeldes wohnt. Er sorgt für eine gute Ernte, so dass es zu keiner Hungersnot kommt.
 
Phii nang gwak kann der Legende nach für Wohlstand und Reichtum sorgen. Ihre Statue mit der offenen Hand sieht man oft in einem Geisterhaus, in einem Restaurant oder einem Geschäft und hofft auf ein gutes Einkommen.
 
Phii paa sind Wald- oder Dschungelgeister. Wenn sie ihren Wald als schwärmende Schmetterlinge verlassen, können sie Epidemien, meistens Malaria, über Städte und Dörfer bringen. 
 
Phii phoang geistert in der Nacht mit einer leuchtenden Nase umher, mit der er in den Reisfeldern Frösche und Fische sucht. Da er seinen Mund gerne an der zum Trocknen aufgehängten Wäsche abputzt, soll man die noch vor Einbruch der Dunkelheit abnehmen.
 
Phii phra khanong, besser als Mae naak bekannt, ist der Geist einer schwangeren Frau, die, als ihr geliebter Mann im Kriegsdienst war, während ihrer Schwangerschaft verstarb. Da sie als böser Geist weiter auf der Erde lebte, tötete sie viele Menschen und befahl den Menschen ihres Dorfes ihrem Mann nie etwas von ihrem Tot zu berichten. Der Mann aber erkannte nach seiner Heimkunft, dass er mit einem Geist zusammen lebte und vertrieb ihn mit Hilfe eines Mönches. Dem gelang es, denn Geist in einer Flasche zu fangen, die er den nahe gelegenen Fluss hinunter treiben ließ. Die Flasche wurde Monate später von zwei Fischern gefunden, die sie neugierig öffneten. Dem Geist gelang es zu entkommen und Mae naak tötete die neue Ehefrau ihres Mannes und noch viele andere Frauen. Erst als fromme Mönche ihr versicherten, sie würde im nächsten Leben wieder mit ihrem Mann glücklich vereint sein, hörte das Töten auf. Diese Legende ist in Thailand überall bekannt und wurde bislang mehr als zwanzigmal verfilmt.
 
Phii phra phum wird der Schutzgeist des Grundstücks genannt. Er hat seinen Wohnsitz im San Prah Phum, dem Geisterhäuschen, das immer auf einer Säule steht. In dem etwas gedrungenen und niedrigerem Geisterhäuschen, dem San Chao Thii, welches auf vier oder sechs Säulen steht, wohnen die Geister der verstorbenen Haus- und Grundbesitzer. Finden diese Geister kein Geisterhäuschen vor, so gehen sie ins Haus und treiben dort ihr Unwesen.
 
Phii poang khang ist ein blutsaugender Waldgeist. Er hält sich gerne an salzhaltigen Stellen auf und lauert da auf Tiere, die die Salz-Leckstellen aufsuchen. 
 
Phii prai ist der Geist eines bei der Geburt gestorbenen Kindes. Damit das Kind die noch lebende Mutter nicht auch in den Tod holt, soll es in einem Tongefäß in einem Fluss versenkt werden. Der Phii prai kann aber auch vor anderen Geistern behüten. Da er die Gestalt einer schönen Frau annehmen kann, wird er das Haus auch vor Männern mit unlauteren Absichten schützen. Die verlieben sich in ihn und vergessen auf immer eine andere Frau.
 
Phii pret ist ein Nachtgeist mit einer übergroßen Gestalt. Sein kleiner Mund lässt ihn nicht sprechen und verhindert eine genügende Nahrungsaufnahme. Deshalb ist er immer auf der Suche nach neuer Nahrung, sieht aber trotzdem verhungert aus. Dem Glauben nach wird ein Mensch, der viele schlechte Taten im Leben vollbracht hat, in seinem nächsten Leben als Phii pret wieder kommen.
 
Phii pung tai ist die Seele eines Toten auf dem Weg zur Wiedergeburt. Auf dem Weg zurück zur Erde hängt sie sich an eine Sternschnuppe. Sieht man eine Sternschnuppe, darf man nicht darüber sprechen, denn sonst würde die Wiedergeburt als Hund erfolgen.
 
Phii rahu gin chan ist ein Geist, der versucht den Mond zu verschlucken. Bei Beginn einer Mondfinsternis wird die ganze Familie geweckt und alle versuchen den Geist mit viel Lärm und Tamtam den Geist zu vertreiben. Schwangere Frauen stecken sich dabei eine Nadel in die Bluse, denn sonst könnte der jetzt umherirrende Geist in ihr Ungeborenes fahren. 
 
Phii rüan, auch Phii baan genannt, ist oft der wichtigste Geist. Er ist der gute Geist des Hauses. Nicht selten ist dieser Geist die Seele des verstorbene Großvaters oder der Großmutter. Der Phii rüan, dem immer ein besonderer Platz im Haus gebührt, wacht jetzt über die Hinterbliebenen.
 
Phii song nang ist ein Geist, der unzüchtigen Verkehr mit jungen Männern sucht. Ihn kann man nur mit Hilfe eines Geisterkundigen Moo-Phii wieder loswerden.
 
Phii süa nam ist ein weiblicher Wassergeist, der gerne den Fischern die gefangenen Fische stiehlt.
 
Phii wat ist ein guter Geist, der ein Wat vor Gefahren schützt und Glück und Gesundheit für die Bewohner bringt.
 
Man mag über diesen Aberglauben denken was man will, doch seine Gedanken sollte man für sich behalten. Am besten ist es, man geht damit um wie die Thais, nicht darüber sprechen!

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#4 von edi37 ( Gast ) , 17.01.2009 07:17

Hallo Werner,

gut geschrieben:
"[/size]Man mag über diesen Aberglauben denken was man will, doch seine Gedanken sollte man für sich behalten.
Am besen ist es, man geht damit um wie die Thais, nicht darüber reden.[size=150]"

Guter spruch; nicht darüber reden. Das werde ich auch, denn im Emkay-forum hatten wir schon einmal ein ähnliches thema über diese geistern, dann habe ich da etwas geschrieben was nicht gerade "empfehlenswert" war. Das wegen dem schnapsglässchen!
Darum hüte ich mich, weiter ein kommentar über dieses thema abzugeben oder zu berichten.

Gruss aus dem kalten Isaan (nur in der nacht und morgenfrüh)
edy

edi37

RE: Über Geister in Thailand

#5 von Werner ( Gast ) , 17.01.2009 09:10

Hallo!

Ich jedenfalls ärgere mich über die Geister. Zwar nicht über die Geisterhäuschen, doch viele andere flössen den Thais wirklich Angst ein.

Selbst eine Sternschnuppe oder das Heulen eines Hundes, der den Vollmond anjault, versetzt meine Don sofort in Angst und Schrecken. Das ist doch nicht fassbar, oder?

Werner aus Korat

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#6 von thai.fun ( Gast ) , 17.01.2009 17:43

Hallo Werner. Du jedenfalls bist ein gute Geist hier im Forum! Ich staune nur so über Dein Wissen. Woher hast Du das auch alles? Das Du die Zeit hast ist mir klar, aber die Verständliche Aufstellung und Darstellung ist schon super.
Gruss und Danke Max

thai.fun

RE: Über Geister in Thailand

#7 von Werner ( Gast ) , 17.01.2009 18:08

Ehrlich gesagt Max, viel im Internet recherchiert und gesammelt......!

Mit den Thai im Isaan kann man nicht darüber reden. Die beißen sich eher die Zunge ab. Angst vor den Geistern, Angst vor jeder Uniform und zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit Angst vor dem Verhungern.



Werner

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#8 von sarohu ( Gast ) , 18.01.2009 02:33

Hallo Werner,

kann da nur unseren Freunden zustimmen, unglaubliches Wissen gut zusammengestellt. Danke für die tollen Infos. Das mit den Geistern habe ich definitiv noch nie gehört und auch nicht erlebt. Sasipon reagiert zwar manchmal auch seltsam - ich habe das aber nie so ernst genommen. Vor Eulen
hat sie besonders Angst.....es ist erstaunlich aus was für einer Tiefe diese Angst manchmal zum Vorschein trifft.

Du hast Recht, klar ist das Ganze für mich auch ein Humbug. Genauso wie für mich zB. die Astrologie bei uns ein Humbug ist. Ich bin Techniker und nur physikalisch-mathematisch abgesicherte Grundgesetze zählen .

Aber ich sehe dennoch eine gewisses Positives in manchen Geistern, als Beispiel:

Phii Bunpaburoos ist ein Ahne einer Familie. Er wacht über die Familie. Beleidigt man ihn aber, dann er Krankheiten und Unfruchtbarkeit über seine Nachkommen. Erst wenn man sich mit Opfergaben am Hausaltar entschuldigt, wird er wieder besänftigt.

Beleidigt man ihn - also beleidigt man jemand aus der Familie - bringt er Krankheiten usw. Also nie jemand beleidigen in der Familie..... usw.

Aber ich halte es auch so wie ihr, niemals mit den Thais über solche Dinge diskutieren, da bin ich dann wieder froh dass ich auch gar nicht Thai sprechen kann.....

Gruss Rolf

sarohu

RE: Über Geister in Thailand

#9 von manfredo ( Gast ) , 18.01.2009 11:08

Hallo,

vor einigen Wochen haben wir ein neues Podest für das Geisthaus gebaut.
Der Manfred hat die liebe Goy überzeugt dass dort der richtige Platz wäre.

Das war dann soweit in Ordnung bis der Bruder meiner Frau ganz entsetzt sein Veto einlegte.
Das bringt Unglück hier und das neue Geisthaus darf erst im Feb aufgestellt werden.( Baubeginn des Hauses war Feb)
Das alte darf niemals vernichtet werden usw. Fakt jetzt: Nächster Monat neues Geisthaus wird aufgestellt mit Mönche und Opfergaben. Das alte wird schräg nach hinten versetzt. Werde dann berichten.

Gruß Manfredo

manfredo

RE: Über Geister in Thailand

#10 von Werner ( Gast ) , 18.01.2009 11:14

Hallo Manfredo!

Bin sehr gespannt, ob tatsächlich Mönche den Neubau (Geisterhaus) einsegnen, oder ob das ein weiser Geisterbeschwörerfachmann macht.



mfg

Werner

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#11 von manfredo ( Gast ) , 18.01.2009 11:36

Hallo Werner,

habe da gerade nochmals nachgefragt. Du hast Recht, kein Mönch
Es ist der Dorfprediger. Die Mönche machen das nicht.
Der war ja schon öfters bei uns.

Manfredo

manfredo

RE: Über Geister in Thailand

#12 von Werner ( Gast ) , 18.01.2009 12:02

Hallo Manfredo!

Das ist richtig so. Das Häuschen darf keinen Schatten auf das Wohnhaus werfen und die Rückseite, glaub ich, muss nach Osten zeigen.

Dann mach dich schon einmal auf etwas Brimborium gefaßt. Hoffentlich kommst Du (Geldtasche) mit einem blauen Auge davon.

Werner aus Korat


Es folgt ein Auszug aus meinem Bericht über die Aufstellung eines Geisterhäuschens.

Ein neues Geisterhaus
 
Geisterhäuschen findet man nicht nur in der Nähe von Häusern, sondern manchmal auch an einem Feldrand. Dieses Häuschen ist die Wohnstatt des früheren Landbesitzers, dessen Geist über das Feld wacht, es schützt und für eine gute Ernte Sorge trägt. Man sieht diese Geisterhäuschen nicht oft und noch seltener hat man die Gelegenheit bei dessen Errichtung dabei zu sein. Ich hatte dieses Glück und kann aus eigener Anschauung berichten. 
 
Bereits zwei Tage, vor dem von einem Geisterkundigen errechneten Aufstelldatum beginnen die Vorbereitungen. Pho, der Schamane der Familie hat frische Bananenblätter besorgt und schneidet sie in etwa 10 x 20 cm große Rechtecke, rollt er die Blätter zu einem schlanken Kegel und verziert die Spitze mit einer weißen Blütenknospe aus Kunststoff.
 
Kritisch betrachtet er sein Werk und wenn es ihm gefällt, drückt er den unteren Teil des Kegels zusammen, damit das kleine Kunstwerk sich nicht wieder öffnet. Dann greift er nach einem gelben Textilband, bindet es etwa mittig parallel zum flachen Ende des grünen Kegels, faltet es kunstvoll zu einer offenen Blüte und heftet diese mit dem Tacker fest. Das gleicher wiederholt er jetzt mit einem roten Band und wenn man es genau betrachtet sieht sein Werk wirklich aus, wie ein Blütenkelch. Diesen Vorgang wiederholt er unzählige male bis so an die Hundert dieser Bauteile zusammen sind. Jetzt heftet er 10 Segmente, eines nach dem anderen, hintereinander, so dass die Spitzen der Kegel strahlenförmig in einer Reihe von etwas 20 cm im Abstand von etwa 2 cm auseinander stehen, und die Endstücke der Kegel eine Reihe von etwa 7 cm bilden. Ich weiß, mit dieser Beschreibung kann niemand was anfangen, doch kann ich zumindest damit andeuten, mit welchem Aufwand der Schamane zu Werke geht.
 
Am Nachmittag wird alles mit weiteren Utensilien auf meinen Pick-Up geladen und die Fahrt geht von Korat aus ins etwa 120 km entfernte Dörfchen Nong Sang Nuan. Unterwegs wird noch ein grünes Geisterhäuschen gekauft und aufgeladen. Bei dem Grundstücksbesitzer angekommen, wird alles ausgeladen und in der oberen Etage des Hauses ausgebreitet. Pho sortiert alles und ein Gehilfe schneidet jetzt mit dem Messer aus einer der am Bau gebräuchlichen Isolierplatten zwei Ronden, die er in die Öffnung zweier goldfarbigen Schalen einpasst. 
 
Pho hat inzwischen aus Bananenblättern zwei große Kegel von etwa 30 cm Höhe gewickelt, die jetzt mittig auf die Ronde angebracht werden. Dazu wird erst der Kegel ausgerichtet und mit vier Holzstäbchen fixiert. Dann wird der Kegel entfernt, die Holzstäbchen aus der Ronde gezogen, etwas schräg wieder eingesetzt und der Kegel darüber geschoben. Der sitzt jetzt schön fest. Dann werden vier der am Vortag hergestellten Blütensegmente unterseitig kreuzförmig dem Rand der Schale und der Ronde befestigt, so dass das ganze Gebilde in etwa einer Monstranz ähnelt. Allerdings ragen hier vier Strahlensegmente in die Luft, wohingegen bei einer Monstranz in der Regel nur zwei solcher vergleichbaren Segmente vorhanden sind.
 
Während dessen schneidet der Gehilfe des Schamanen weitere 4 x 5 Ronden, von denen 4 Stück jeweils um 2 cm kleiner werden. Ich merke schon, meine Beschreibung löst doch großes Unverständnis aus. Später will ich deshalb mal versuchen, einige Bilder anzuhängen.
 
Danach wird Gold- und Silberfolie um den Rand der Ronden geklebt, so dass die mit ihren Zacken und eingeschnittenen Robben wie immer kleiner werdenden Königskronen aussehen.
 
Am nächsten Morgen wird weiter gearbeitet. Pho stellt noch 5 weitere, etwas kleinere goldene Schalen her, die den schon fertig gestellten großen Schalen ähnlich sind. Alle Schalen werden jetzt mit gelben Blumen verziert und vor dem Hausaltar aufgestellt. In der Mitte der Kronen wird jetzt ein Loch ausgeschnitten und alles im Abstand von etwa 40 cm auf langen Bambusstangen befestigt. Diese Gebilde ähneln jetzt sehr den tibetanischen Gebetsfahnen, die an langen Stöcken flattern.
 
Der Schamane betrachtet das Werk, ist zufrieden und spricht vor dem Hausaltar einige Gebete oder Beschwörungen. Dann wird, außer den 5 kleineren Schalen, alles auf die Ladefläche eines LKW geladen, die Eigentümer des Feldes und einige weitere Familienmitglieder suchen sich einen freien Platz auf der Pritsche und ab geht es über holprige Feldwege etwa 4 km durch schier endlos scheinende Maniokfelder bis zu dem fraglichen Grundstück. Das Feld ist abgeerntet und schon wieder angepflanzt worden. Die aus dem Boden ragenden Setzlinge tragen schon die ersten Blättchen. Die Ernte ist verkauft und der Eigentümer hat jetzt etwas Geld um sich seinen sicher schon lang gehegten Wunsch nach einem Geisterhäuschen auf seinem Acker erfüllen zu können. 
 
Nach den aufwendigen Vorbereitungen, beginnt jetzt die eigentliche Zeremonie. Pho, der Schamane sucht am Rande des Feldes nach einem geeigneten Platz für das Geisterhäuschen, murmelt eine Beschwörung und zwei Männer aus der Familie graben an der von ihm bezeichneten Stelle ein etwa 50 cm tiefes Loch. Mit einem in Wasser getauchten Blätterwedel segnet jetzt der Schamane den Standort und der Fuß des dreiteiligen Geisterhäuschens wird hineingestellt und mit etwas Erde standsicher gemacht. Mit einem darauf gestellten Glas voll Wasser wird als Ersatz für eine Wasserwaage, der Fuß ausgerichtet. Dann wird eine etwa 60 x 60 cm große Platte mit einem umlaufenden Rand darauf gesetzt und zum guten Schluss in deren Mitte das eigentliche Geisterhaus gestellt. 
 
Alsdann werden von dem Schamanen um das Geisterhäuschen kleine menschliche Figuren, ein Tisch mit Stühlen und kleine Tierfigürchen drapiert. Zum Schluss wird alles noch mit kleinen Blumenvasen, mit den nicht wegzudenkenden gelben Blumen geschmückt und die Sache ist fertig. Zwischenzeitlich hat der Gehilfe die vier Bambusstäbe mit den kronenähnlichen Verzierungen im Quadrat aufgestellt und Pho der Schamane ist zufrieden. 
 
Die Familienmitglieder haben derweil zwei kleine Tische hintereinander gestellt, mit weißen Tüchern abgedeckt und allerlei Gebäck, Süßigkeiten, Obst, Reis, gebratene Fleischstückchen und die zwei schönen Blütenkunstwerke darauf gestellt. Alles wird jetzt auch mit Blumen verziert, wobei nicht vergessen wird, zwei Wassergläser mit Erde zu füllen und am Rand des Tisches zu stellen.
 
Jetzt zündet der Schamane Räucherstäbchen an, hebt sie beschwörend in die Luft und murmelt weitere Beschwörungen. Später stellen sich die Familienmitglieder hinter ihm, zünden ebenfalls Räucherstäbchen an und murmeln mit dem Schamanen, erst stehend, dann hockend, weitere Gebete. Der Rauch der Räucherstäbchen zieht derweil mit dem leichten Wind über das Geisterhäuschen hinweg und ich als fremder Europäer kann mich nur wundern, wie tief gläubig die Thai dieses Zeremonie nehmen, die doch im Grunde gar nichts mit dem Buddhismus zu tun hat.
 
Plötzlich stehen alle auf, stecken ihre Räucherstäbchen in die bereit gestellten Gläser und begeben sich dann in den Schatten einiger in der Nähe stehender Bäume. Hier wird gescherzt und gelacht und ich erfahre, dass der Geist des verstorbenen Mannes, dem dieses Land einmal gehört hat und der sich hier ruhelos aufhält, jetzt eine schöne Wohnstatt hat, die er wohl auch annehmen und künftig von hier aus das Feld bewachen wird, die Schädlinge vertreiben und für eine gute Ernte sorgen wird.
 
Nach 20 Minuten ist die Angelegenheit vorbei. Die Räucherstäbchen sind niedergebrannt, der Geist hat sich an all den schönen Sachen gelabt und Besitz von seinem neuen Domizil ergriffen. Die Speisen, Blumen und die anderen Utensilien werden abgeräumt und mit den Tischen wieder auf den LKW verladen. Pho der Schamane murmelt mit zum Wai erhobenen Händen noch einmal eine Beschwörung und dann geht es zurück.
 
Das Ganze hat in etwa zwei Stunden gedauert und steht in keinem Vergleich zu den sehr langwierigen und mühsamen Vorbereitungen. 
 
Der Schamane lebt von seiner Arbeit und hat all das sicher nicht unentgeltlich gemacht. Was der an und für sich wenig betuchte Auftraggeber ihm bezahlt hat, konnte ich leider nicht erfahren. Wieder zurück, werden die Kunstwerke aus Bananenblättern vor den Hausaltar gestellt. Der Schamane segnet die Familienmitglieder mit den fünf anderen Schalen, indem er diese erst über den Kopf und dann über die linke Schulter hält und dabei Gebete und Beschwörungen murmelt.
 
Die jetzt alle in Weiß gekleideten Familienmitglieder schauen mit zum Wai erhobenen Händen andächtig zu und dann ist die Aufgabe des Schamanen Pho beendet.
 
Warum all dieser Aufwand? Weil die Menschen im Isaan den Brauch sich mit den Geistern gut zu stellen aus der vorbuddhistischen Zeit übernommen haben und weil sie daran glauben, sehr fest daran glauben. Das lassen sie sich sogar viel Geld kosten, trotzdem sie im Grunde genommen doch so bettelarm sind. 

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#13 von sarohu ( Gast ) , 19.01.2009 01:06

Hallo Werner,

...habt ihr auch ein Geisterhäuchen?

Zitat von Werner
Das lassen sie sich sogar viel Geld kosten, trotzdem sie im Grunde genommen doch so bettelarm sind.



das trifft auch auf manch anderes zu....wundere mich immer wieder wie manche das anstellen!

Gruss Rolf

sarohu

RE: Über Geister in Thailand

#14 von Werner ( Gast ) , 19.01.2009 09:26

Hallo Rolf!

Neeee, wir haben kein Geisterhäuschen. Diese, oft ungepflegten Bauten, sieht man in Korat auch nicht vor jedem Haus. In unserer Siedlung stehen auch nur wenige vor den Häusern. Gibt aber eins für die ganze Siedlung, da kann hingehen, wer will.

Hab aber in den letzten Tagen einen weiteren Geist gefunden und das kam so: Wir kamen über die Autobahn zurück und wurden von Polizisten auf die parallel verlaufende Seitenstraße gewinkt. Die Hauptfahrbahn war gesperrt und total leer. Da kommt jemand aus dem Königshaus, meinte Don. Jemand aus dem Königshaus? Das wollte ich mir nicht entgehen lassen und habe angehalten.

An dieser Stelle stand zufällig ein Geisterhäuschen und direkt daneben war ein Geisterhäuschenfriedhof. Wir warteten also und jeder zweite oder dritte Fahrer in den Autos, die an uns vorbei fuhren, drückte so zwei- oder dreimal kurz auf die Hupe. Ich winkte zurück, doch Don lachte. Nein du, meinte sie, ist für San dao Phor Ban Kuh, Phii thanon Mitraparp, damit Auto kein Crash.

Also wohnte in dem Geisterhaus der gute Geist der Autobahn und alle Fahrer, die das wussten, hupten mal ganz kurz, damit der der Geist sie zur Kenntnis nahm und sie vor einem Unfall bewahren sollte.

Wieder mal etwas dazu gelernt. Eine halbe Stunde haben wir gewartet, doch niemand aus der Königsfamilie kam bis dahin vorbei, dann hatte ich genug und wir haben uns über eine Nebenstraße verkrümelt.

Glaube nicht, dass uns später der adelige Konvoi vermisst hat.



Vorfahrt für den Adel



Hier wacht der gute Geist der Autobahn





Nebenan der Geisterhausfriedhof

Werner

RE: Über Geister in Thailand

#15 von manfredo ( Gast ) , 26.02.2009 19:53

Hallo,

so nun war es mal wieder soweit. Wir mussten den lieben Geisteren mal wieder huldigen
Gestern schon angefangen mit den Beschaffungen der verschiedensten Zutaten. Ganz wichtig ein Schweinekopf und die Klauen/Füße. Fragt mich aber nicht warum. Hab keine Ahnung.
Heute in aller früh aufgewacht durch lautes fuhrwerken der Frauen. Es war 6 Uhr


Es wurde da Speisen zubereitet Freunde , da hats mir morgens schon den Magen verdreht. Fleisch nicht gekocht, mit Blut usw. ich gehe da jetzt nicht näher darauf ein.
Das ganze wurde dann neben dem Geisthaus aufgetischt.

Gegen 10 Uhr ist dann der Dorfprediger erschienen.

Völlig alleine faselt der dann seine Stoßgebete in die Richtung der Geisthäuser. Die Männer genehmigen sich den ersten Schnaps und die Frauen wursteln in der Küche weiter.
Solls einer verstehen, ich nicht. Frühstück ist heute auch ausgefallen.


Nach 1 Stunde ist er fertig und die Speisen werden nach hinten getragen. Irgendwie hatte ich heute keinen Hunger. Warm ist aber trotzdem und so genehmige ich mir mein 1. Chang

Hunger hatte ich immer noch nicht

Nach dem 2. Chang hat sich der Manfred verabschiedet. Bin dann so gegen 16 Uhr von meinem Mittagschlaf aufgewacht.
Leute waren fast alle verschwunden.

Gegen später haben die Hunde auch noch eine Ration abbekommen.


Erleichtert stellte ich fest, dass es keine Essenzrückstände gab.
So morgen ist Ruhetag und am Samstag fahre ich mit Christian zum Frühschoppen nach Chiang Mai.

Gruß Manfredo

manfredo

   


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