Die heutige Dorfjugend.

#1 von edi37 ( Gast ) , 21.02.2009 09:02

Hallo Forenfreude,
Die heutige jugend in thailand, besonders diejenige aus dem nordosten, sind nicht mehr die gleichen wie ano dazumal.
Ob nur im isaan ? Glaube ich kaum. Sicher ist ganz thailand beroffen. Kann leider nur schreiben was ich selber so gesehen, mitbekommen und gehört habe. Und das beschränkt sich auf den nordissan.
Nun ja, in der westliche welt hat sich der lebenstil ja auch geändert, und die jugend "moderner" geworden.
Aber hier in thailand (Isaan) finde ich, dass sich in der letzte zeiten eben sehr vieles geändet hat.
Meine liebe frau erzählte mir kürzlich noch, wie sie und ihre schwestern und brüdern hart arbeiten mussten um zu überleben. Es war ja dazumal üblich, eine grosse familie zu haben. Da gab es noch keine traktoren, mopeds, Tv's, pommestschipps, cola, etc. Der ochse war das westliche pferd. Da wurde damit gepflügt, gekarrt, etc. Schwerarbeiten auf den reisfeldern und nahrungssuche zum überleben (für mensch und tier). Da wurde nach kräutern, essbaren gemüsearten, fische, krebse, mäuse, ratten, vögeln, käfern, ameisen und dessen eiern, .... einfach alles was kreucht und fliegt eingefangen und "schmackhaft" zum verspeisen zubereitet. Somtam mit Palah (stinkfisch/krebse) ist eine alte tradition, die heute noch von den einheimischen sehr gefragt und beliebt ist. Die "nationalspeise" der isaaner. Hauptgetränk war in der regel; selbs mitgebrachtes wasser und in einem körbchen eine portion klebreis wenn der hunger rufte.

Die früheren kindern lernten noch wie man somtam mit palah "herstellte". Denn die herstellung von palah braucht wissen und arbeit. Ein bis zwei jahre werden die fischlein oder kleinkrebsen auf eine art in einer essigsauce mit salz verschlossen in einem kühlen ort gegährt. Also, meine frau macht das heute noch, denn sie ist liebhaberin von somtam mit palah!!! Ich schaute ihr letzte woche einmal zu wie das so gemacht wird. Aber schnell entfernte ich mich, nicht nur weil es furchtbar riechte, sondern den ganzen "prozess" -wie und was da alles mit den fischchen gemacht wurde- für meine augen nicht geeignet waren!
Ok, die meisten heutige jugend machen das nicht mehr selber. Auf den märkten werden solche "kulinarische" beitaten fix und fertig zum kaufen angeboten.
Früher lernten die kinder noch wie und was man aus dem minimum das maximum erreichen kann. Heute kein interesse mehr, denn es gibt ja fertigmenüs, wie chippes auf alle geschmacksrichtungen, cola, fenta, versch. arten von milchgetränke, Mammasuppen, etc.
Ich kenne kinder hier in dorf wo ich wohne, die essen überhaupt kein reis! Das hätte ich niemandem geglaubt, wenn mir jemanden dies gesagt hätte. So etwas! Reis... das Brot von Asien.
Die zeiten sind auch hier in der Pampa nicht stehen geblieben. Das fersehen mit den essreklamen steuern natürlich auch vieles bei. Manchmal leider zu ungunsten der heutige jugend. Gesundheitsbeschwerden nehmen auch zu. Und festgestellt habe ich auch, dass es viele kinder gibt die bereits übergewicht haben. Aus meiner sicht, eine reine erziehungssache dessen eltern. Aber da habe ich kein recht mich einzumischen. Denn dem farang, was es sagt oder tut glaubt man nicht, die haben so oder so nicht recht.
Die heutige jugend kann oder lernt gar nicht mehr kochen. Die haben keine ahnung wie man zum beispiel eine scharfe saure suppe oder geschnetzeltes fleisch an eine kokossauce zubereitet. Das einzige was "gelernt" wurde, ist wie man ein ei in die pfanne haut. Meistens wurde noch das öl vegessen! Schade, leider "Die sind so"!!!
Also was soll da ein alter uropa, wie ich es nun bin, da noch ändern was bereits besteht. Der zug ist längst abgefahren nach westlicher richtung. Und immer mehr trittbrettfahrer/innen steigen auf.
Ob es nur in thailand so ist, weis ich nicht. Nur schade, denn auch diese alte traditionen und gebräuche gehen damit langsam verloren.
Ich glaube China und Japan sind die wegweiser von Asien. Wie in Europa, Amerika dessen wegweiser ist. Da wird alles nachgeäfft was über dem jordan "in" oder mode ist. Schade.
Ich mag dem thaivolk sicher alles gute gönnen. Nur ist es schade, dass alte und gut bewährte traditionen, der modernere zeiten -in allen bereichen- leider weichen müssen.
Die Pharmaindustrie hat auch hier eine gute zukunft, man sieht es schon bereits bei der heutigen jugend.
Leider!

Gruss edy

edi37

RE: Die heutige Dorfjugend.

#2 von Werner ( Gast ) , 21.02.2009 13:35

Hallo Edy!

Wenn ich meine Erinnerungen aus der Nachkriegszeit, also aus den Jahren zwischen 1945 bis 1955 aus der Schublade krame, kommt mir vieles von dem, was Deine Frau Dir über vergangene Zeiten im Isaan erzählt hat, sinngemäß sehr bekannt vor. Und Deine Feststellungen über die heutige Lebensweise der jungen Leute im Isaan, kann ich im voll und ganz bestätigen.

Auch vor 50 Jahren hat sich in Europa viel geändert. Wenn ich da an das sich rapide verbreitende Fernsehen denke, der Motorisierung und nicht zuletzt das Erscheinen der Beatels mit ihrer neuen Musik, die sogar den von den Amerikanern gebrachten Jazz von der Bühne fegten, wenn ich an die Verbreitung von Pommes, Donald und später auch an Döner denke, dann assoziieren sich diese Gedanken immer mit dem Unverständnis der damaligen älteren Generation.

Und was ist von all den Prophezeiungen übrig geblieben? Am sichtbarsten sind die Übergewichtigen, denn damals wurden sie trotz aller Kritik mit dem neuen Fastfood gefüttert, um nicht zu sagen, gemästet. Meine Kinder sollen es besser haben, als ich. Dieser Spruch tönte landauf und landab und ich bin mir absolut sicher, er tönte auch in der Schweiz.

Heute tönt dieser Spruch auch in Thailand. Auch hier waltet das Vernunftdenken weit hinter dem Konsum- und dem Besitzdenken. Es wird gekauft und gekauft. Das Handy gehört schon in den Kindergarten, das Motorrad ist schon für Zehnjährige erforderlich um in die Schule zu fahren und es wird gefressen, was in den Mägen noch Platz findet.

Trotz der Armut wird das Geld ausgegeben für Dinge, die nicht unbedingt nötig sind. So war es vor 50 Jahren bei uns und so ist es jetzt in Thailand. Ja, die fetten und faulen Kinder fallen ins Auge. Oft stehe ich im Zentrum Korats und wenn die Schule aus ist, kommen sie, die genussüchtigen Kinderchen, schauen sich um, zählen ihr Taschengeld und kaufen Krimskrams und ungefähr jedes zehnte Kind hat irgend welches Futter in der Hand und stopft es sich in den Magen. Da ist gewiss nicht immer der Hunger die treibende Kraft, sondern auch das Sozialprestige.

Später haben die verwöhnten Kinder dann selber Kinder und werden diese verwöhnen, denn wie gehabt, sie sollen es ja besser haben.

Vor etwa hundert Jahren kam in Deutschland beispielsweise der Salzhering jede Woche mindestens einmal als auf den Tisch und zweimal gab es auf dem Land selbst gemachtes Sauerkraut. Aber das war keine Tradition, sondern eine bittere, weil eben erschwingliche Notwendigkeit. Vor 60 Jahren wurden im Herbst pro Kopf vier bis sechs Zentner Kartoffeln eingekellert. Erhaltenswerte Tradition? Kann ich nicht sagen.

In Thailand sieht es jetzt ähnlich aus und wenn sich hier hoffentlich die Einkommensverhältnisse der sozial schwachen Bevölkerung bessern, werden auch hier das Reisefieber und das Fernweh ausbrechen. Und dann kommen die Thailänder auch nach Deutschland um da das Nationalgericht, Sauerkraut genannt, zu probieren und sie besuchen die Schweiz, um in den Bergen in einem Kurzlehrgang das Jodeln zu erlernen.

Vielleicht, nein ganz sicher, wir älteren Expats in Thailand werden das nicht erleben, doch es kommt so und eines schönen Tages futtern die Isaaner ihren Weißkohl nicht mehr roh oder halbgar gebrüht, sondern unter Missachtung dieser alten und schönen Tradition als Sauerkraut.

Lieber Edy, in Deutschland gibt es ein uraltes Lied und darin heißt es: „Lass doch der Jugend, der Jugend, der Jugend ihren Lauf.“

Aber in Thailand gibt es Deine Frau, die Somtam mit Palah noch nach alter Art selber zubereitet. Vielleicht gibt es ja sogar jemand, der ihr zuschaut und dieses Wissen weitergeben kann. Auch wenn Somtam und insbesondere Palah nichts für meine Geruchsnerven ist, ich würde mich freuen.

Werner aus Korat

Werner

RE: Die heutige Dorfjugend.

#3 von sarohu ( Gast ) , 21.02.2009 22:24

Hallo Edy,

Zitat von edi37
Nur ist es schade, dass alte und gut bewährte Traditionen, den modernere Zeiten -in allen Bereichen- leider weichen müssen



Für mich trifft diese Meinung auch zu. Nicht in allen Bereichen aber doch in vielen. Sie machen zB. die gleichen Fehler wie diejenigen von denen sie vieles übernehmen. Aber jeder muss halt scheinbar selber Fehler machen um daraus zu lernen.....Andererseits können und dürfen wir ihnen nicht vorwerfen am
Rad des Fortschritts und all den damit verbundenen Vor oder Nachteilen, auch kultureller Art, teilnehmen zu wollen. Wir haben es ja auch getan. Die Welt lebt von Veränderungen, wieso soll oder muss es in Asien anders sein.

Gruss vom den alten Traditionen nachtrauernden Rolf

sarohu

RE: Die heutige Dorfjugend.

#4 von edi37 ( Gast ) , 22.02.2009 08:39

Liebe freunde,

habe soeben eine längere antwort auf das schreiben von Werner und Rolf geschrieben. Brauchte gut eine stunde dazu. Beim absenden wurde ich heraus gespickt. Jetzt bin ich etwas frustriert. Alles nochmals schreiben? Ufff..!!! Für heute habe ich genug von dieser blechkiste.
Vielleicht morgen wieder.
Gruss edy[attachment=0]computer040.gif[/attachment]

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edi37

RE: Die heutige Dorfjugend.

#5 von sarohu ( Gast ) , 22.02.2009 14:30

Hallo Edy,

...das ist mir leider auch schon ein paarmal passiert, verdammt ärgerlich. Mich wunderte es dass mein PC nicht an der Wand klebte, scheinbar hatte ich doch nicht die Behersschung verlohren....wenigsten bin ich nicht der einzige, auch beruhigend.



Gruss Rolf

sarohu

RE: Die heutige Dorfjugend.

#6 von Manfred , 08.10.2009 19:54

Hallo Edi und Rolf,
auch mir ist es schon passiert, dass ich ein groesseres Posting schrieb und der PC dann haengen blieb. seither screibe ich meine Postings in Word und nach dem ersten Satz wird gespeichert. so kann ich dann spater das Posting ohne Probleme einkopieren.

Edi, was dein Posting betrifft hat du vollkommen recht, auch ich komme seit 20 Jahren nach Thailand, seit 9 Jahren lebe ich hier ununterbrochen. es hat sich sehr viel geaendert. Frueher war es im Dorf noch ueberall sauber, obwohl die Menschen in einfachen Holzhuetten lebten. Nicht jeder Haushalt hatte einen Fernseher, Fahrraeder gab es sehr wenig und Motorraeder fast keine. Heute faehrt nich jeder 10 jaehrige sondern fast jeder 7 jaehrige mit dem Motorrad zur Schule, die Lehrer dulden dies. Ich kann mich noch erinnern, als ich bei einer Tante zu Besuch war musste ich 6 Km in die Schule laufen , wie sehr viele andere auch, wir sind nicht daran gestorben. Heute kannst du in der Stadt Kinder mit Motorraedern fahren sehen, ohne Helm, ohne Fuehrerschein, ohne Versicherung usw. Die Polizei schaut zu. Faehrst du als Farang vorschriftsmaessig auf der Strasse, wirst du angehalten und es wird abgezockt, denn die Polizei will ihr Lohn etwas aufbessern. Das ist das wahre Thailand.
In den Gaerten waechst bei den Isaanis kein Gemuese sondern Muell, man muss als Farang vorleben, was Ordnung ist und wie man einen Garten nutzbringend anlegt.
Ich habe auf meinem Grundstueck einen Garten angelegt, ein paar Papayagewaechse tragen schon schoen, nun kommen die Isaanis zu uns um Papayas zu kaufen, sie haben alle grosse Gaerten auf denen der Muell waechst, Ich sage Amanzing Thailand.

 
Manfred
Beiträge: 251
Registriert am: 02.10.2009


RE: Die heutige Dorfjugend.

#7 von Scottie ( gelöscht ) , 09.10.2009 16:23

Leider leider musste ich ähnliche Feststellungen auch machen in meiner zweiten Wunschheimat im Isaan, hinter den Bergen bei den sieben Buddhas.

Manfred hat recht, man sollte oder will oder kann es "vorleben" und hat dabei meistens auch noch Spass, nützen wird's aber wohl nichts
Die Entwicklung der Kinder und Jugend finde ich besorgnis-erregend. Respekt, Tradition und Verhalten ändern sich zu schnell zum Negativen, wie mir schien.
Die älteren Leute im Dorf wie auch die alten Mönche in den Dorftempeln strahlen noch immer die Gelassenheit, ehrliche Freundlichkeit und Herzlichkeit aus, wie man sie auf dem Land gewohnt ist.
Hoffentlich bleibt dies noch sehr lange so. Ich befürchte aber eher das Gegenteil.

Ich hoffe nicht, dass mein grosser Wunsch und Traum, als Hobby-Farang-Isaanfarmer in freundlicher Umgebung und Eintracht zu leben, schon bald infolge schleichender Veränderung und Verwestlichung getrübt werden wird.

Seien wir zuversichtlich und beobachten die Lage...

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