RE: Ein Marktleben

#31 von Benem ( Gast ) , 26.05.2009 22:59

Zwar war Grapoblaa wieder da (Eine Suppe aus Fischinnereien), aber der Markt wird immer leerer und deprimierender. Jeder Ort, den man mal so voller Leben gekannt hat, wirkt umso trauriger, wenn man sieht wie es mit ihm zuende geht.

Der Mann von Sushi kam Heute auch wieder, Surasak, die haben in den neuen Platz ueber 50.000 Baht investiert, der lebte gut davon, das die Minibusse dort abfuhren, aber kaum eine Woche nach der Eroeffnung, hat die Polizei die Minibusse auf die andere Seite der Strasse verbannt, da sie Stau verursachten und mit ihnen alle Kunden, das ist das Risiko kleiner Geschaeftsleute. Heute bist Du oben, aber wo Du Morgen bist weisst Du nie.

Auch wenn die Geschaefte schlecht laufen, hat die Polizei es sich nicht nehmen lassen mal wieder Schmiergeld zu kassieren, was fast unser gesamter Gewinn Heute war, denn unsere Einnahmen sind fern des Gewohnten.

Da wir fast den ganzen Tag nichts zu tun haben, sind wir eigentlich nur am Essen, entweder unser eigenes Essen, oder eine der unendlich vielen Koestlichkeiten die unser Markt immer noch bietet. Juicies hat heute Pizza gekauft, ich wollte wieder das Suedthailaendische Essen, bei dem sie sich immer wundern, das ein Weisser das essen kann und ich ihnen erklaere, das die Probleme, die mein Magen damit hat erst Morgen frueh kommen...getrunken habe ich wieder Lotschong, den suessen Milchdrink mit diesen Gummiwuermern darin. Es ist wirklich schade um den Markt, denn es war ein sehr guter.

Abends hatte fast niemand alles verkauft, man kann nicht sagen das die Stimmung richtig gedrueckt war, Thais nehmen Schicksalsschlaege wirklich mit Humor und am lustigsten ist es wenn durch permanenten Regen nicht mal genug eingenommen werden kann um sich Essen zu kaufen, dann lachen wir uns Tot auf dem Markt!

Naja, Shushi hatte wohl schon zuviel einstecken muessen, der war etwas geknickt, er hat uns dann 3 Packungen geschenkt, weil er die einfach nicht mehr verkaufen kann. Po Popcorn hat gesagt das er ihm Donnerstag sogar 7 geschenkt haette!

Heute Abend wollte mich Juicies Vater zum ersten mal zu etwas einladen was so unter den Bezeichnungen Sexy Cafe-Karaoke-Bath laeuft und was ich nicht kenne, aber er bestand darauf das Juicies mitkommen wuerde, weil er wirklich kein Englisch spricht und ich ungefaehr jedes 100ste Wort verstehe, denn er nuschelt wirklich vor sich hin. Mit Juicies in die Sexybar zu gehen hatte ich aber keine Lust und sie sagte auch sie waere zu muede.
Danach rief die Cousine von Mint, die gerade auch hier schlaeft, an und wollte uns unbedingt zum biertrinken einladen, sie wollte sogar das Taxi zum MBK fuer uns bezahlen, damit wir kommen, aber Juicies wollte auch das nicht, schade, also gehe ich jetzt schlafen...

Benem

RE: Ein Marktleben

#32 von Benem ( Gast ) , 27.05.2009 22:16

Das kommt jetzt so ueberraschend, dabei war das schon seit Wochen abzusehen: Heute war mein letzter Tag am Pepsi Pier, ab Montag heisst es dann: Verkaufen in Rachadaa!

Es hat sich wenig ereignet, wir nehmen das Ausbleiben der Kunden immer noch mit Humor, uns trifft es ja auch nicht so hart, wir haben einen neuen Platz und selbst wenn der nicht laeuft, fallen wir weich, da ich immer noch Geld auf der Bank habe und wir kaum laufende Kosten haben, denn wir wohnen ja noch bei ihren Eltern.

Eigentlich wollten wir erst um 6 zum Markt, aber Po hat uns frueher gefahren, da er noch die Kinder von der Schule abholen musste, also sassen wir die ersten Stunden wieder recht aktionslos herum, was ich dazu nutzte um den Fluss zu ueberqueren und etwas an der Charoen Krung spazieren zu gehen.
Da es dort auch irgendwie nicht gescheites zu tun gab habe ich 1 KiloMankut gekauft. Als ich wieder zurueckkam sehe ich das Juicies schon mit 2 Kilo der selben Frucht auf mich wartet, da ich aber absolut suechtig geworden bin habe ich nachher sogarnoch ein Kilo gekauft!


Ein Junge kam Heute zu mir und sagte nur ganz cool "Men Yuuu!" ich habe dann lange ueberlegt ob das evtl irgendwie laotisch ist und "men" ist doch "choop", aber was er meinte war "Manchester United!" Sorry, bin Deutscher.

Gegen Abend waren dann kaum noch 8 Stande am Markt und der Weg zum Boot von der Strasse ist schon arg unheimlich ohne das Licht der Staende. Eine Verkaeuferin kam vorbei, als sie ihre Sachen nach Hause getragen hat und meinte nur "Khon Joe mai Wai!" mit so vielen Leuten komme ich nicht klar und Juicies hat sich totgelacht.

Ohne daruber nachgedacht zu haben, das es der letzte Tag ist, haben wir Heute allen Verkaeufern, die wir moegen eine Portion "Gung Ob Wunsen" geschenkt: Popcorn, Sushi und Grapoblaa.

Sushi werde ich wohl noch wiedersehen, bin in 2 Wochen mit dem Oesterreicher zum angeln verabredet und der wohnt ja nur 2 Haeuser weiter von denen. Popcorn haben wir uns ueberlegt, werden wir bestimmt nochmal zum koreanischen Barbeque einladen, die verkaufen fast nichts, sie haben nicht das Geld sich einen neuen Platz kaufen zu koennen und schieben ihr Popcorn auf einem mobilen Karren herum, das ist tut mir unendlich leid, wenn ich daran nur denke, wo die Beiden auch schon ueber Sechzig sind.

Benem

RE: Ein Marktleben

#33 von Benem ( Gast ) , 02.06.2009 10:38

Der neue Platz, auf den wir so gehofft hatten hat uns leider garnichts gebracht.

Erst sah es gut aus, wir haben schon ein paar grosse Portionen am Morgen verkauft, allerdings scheinbar nur an die Freunde von Tante Yai, als der Markt am Mittag dann voll mit Menschen war, haben die Leute nicht einmal gekuckt wenn wir gerufen haben.

Wir haben kaum die Standmiete drin. Juicies hat sogar geweint, sie wollte das ihr vater uns abholt, aber Tante Yai hat gesagt wir muessen bis 6 Uhr Abends da bleiben. Der ganze Markt hatte dann schon geschlossen und wir und ein altes Chinesenpaerchen, das Kuchen verkauft, waren die letzten, die noch da waren. Wir haben uns dann einfach auf eine Matte hinter den Stand gelegt und geschlafen, da war nichts zu holen.

Mae hatte Gestern noch gesagt, wenn wir mehr als 200 Portionen am Tag verkaufen, dann schliesst sie ihren Laden, so hoch waren die Vorstellungen. Ich selber hatte auch schon eine Riesentuete Ingwer vorbereitet, ich dachte wirklich wir werden reich an dem Platz. Zum Glueck hatten wir Null Baht in Neue Werbeschilder investiert und so haben wir im Grunde auch nichts verloren, ausser vielleicht die Hoffnung...

Heute werden wir wieder an unserem alten depressiven Markt verkaufen. Klingt wahrscheinlich bloed, aber ich freue mich da schon drauf, die Leute dort sind sehr nett und ich habe sie sogar ein wenig vermisst.

Die Frau des "Ahaan Dtai" Essens (Suedthailaendisches Essen), die immer erst so spaet kam und dann nach 2 Stunden ausverkauft war, obwohl ihr Essen so teuer ist hat sich Geld bei den "Black Money" Leuten geliehen, die, die Leute erschiessen, wenn sie keine Zinsen zahlen koennen. Wir haben Gestern am neuen Platz auch eine Karte bekommen: "Von 3 bis 300.000 Baht, das Geld ist nur einen Anruf entfernt!" wir muessen wirklich ganz schoen armselig ausgesehen haben...

Das Gute (und man muss ja immer alles positiv sehen) ist das wir Heute nichts vorbereiten mussten, denn wir hatten alle Zutaten noch von Gestern, deshalb konnte Juicies nicht nbur ausschlafen, sondern sie hat mir sogar Pfannkuchen zum Fruehstueck gemacht!

Benem

RE: Ein Marktleben

#34 von Benem ( Gast ) , 02.06.2009 23:40

Heute Morgen bin ich spontan in den Laden von Mae gefahren, denn normalerweise bin ich Vormittags zu Hause, aber Juices freut sich immer wenn ich helfen komme.

Als ich ankam sass sie da schon: Bangkoks gefuerchtete Immigration! Ii King hatte sie mitgebracht, denn sie ist sehr eng mit der Ehefrau befreundet und ich staune immer wieder, wie gut die Kontakte in dieser Familie sind! Der Mann ist irgendwas "Bigbig" Police im Immigration Buero und die Frau hat einen dieser Laeden, direkt gegenueber, wo man seine Fotos machen kann und die Kopien der Dokumente. Wenn man es eilig hat kann man ihr auch etwas Geld geben, dann kommt man in die "Schnellabfertigung" und es ist unwahrscheinlich, das es Probleme geben wird. Ich habe sie dann auch gleich artig gewait und wierdererkannt, denn Juicies hatte uns mal vorgestellt und zum naechsten chinesischen Neujahr werden wir wohl im selben Tempel beten. Komisch, aber ich habe gehoert so laeuft das in Thailand...

Um 3 wollten wir eigentlich auf den Markt, aber auf dem Weg hat es dermassen angefangen zu regnen, das wir schon ahnen konnten, das wir kaum verkaufen werden, also sind wir im Laden geblieben und ich habe da etwas geholfen.

Abends war dann die Besitzerin des Hauses, in dem Mae ihren Laden hat, da, denn sie will es zurueck haben, eigentlich erst naechstes Jahr, denn einen Mietvertrag gibt es schon noch, aber scheinbar jetzt schon eher, vielleicht schon naechsten Monat, wir werden also sehen, wie stark das Mietrecht in Thailand ist.

Nach Ladenschluss bin ich dann mit einem der Lehrer, die hier in der Gegend leben ausgegangen, der hat angefangen hier zu studieren und ich ueberlege ob das nicht auch eine Option fuer mich waere, da wuerde ich allerdings zum ersten mal in meinem Leben, seit ich ausgezogen bin, auf das Geld meiner Eltern angewiesen sein.

Benem

RE: Ein Marktleben

#35 von Benem ( Gast ) , 04.06.2009 10:57

Ja, tatsaechlich Ausverkauft und das schon um kurz nach sieben! Das waere sogar zu den alten Zeiten ein gutes Ergebniss gewesen, allerdings hatten wir natuerlich auch wenig vorbereitet und ich kann jetzt nicht sagen wieviele Leute spaeter noch kamen, denn alles zusammen waren die Einnahmen immer noch zu wenig.

Nach und nach waren auch alle anderen Staende viel zu frueh ausverkauft und packten verwundert ihre Sachen, ich dachte schon der Skytrain waere kaputt, aber der fuhr.

Die Polizei kam Heute wieder und hat die ID Cards der Verkaeufer eingesammelt, wie es aussieht wird der Markt garnicht geschlossen und wir bekommen unseren Stand fest! Erst hiess es ja wir verkaufen bis zum 15ten, dann wird 2 Wochen ausgesetzt und dann sagen sie uns wie es weitergeht, aber jetzt koennen wir wohl einfach so weitermachen.

Ich weiss nicht ob das ein Segen, oder ein Fluch ist: alle anderen haben genau so viel Pech wie wir, oder sogar mehr, niemand hat einen neuen Platz gefunden, alle kamen wieder. Ich glaube am haertesten traf das ganze die Sushileute, die so irrsinnig viel Geld in einen neuen Platz investiert haben, der jetzt fast wertlos zu sein scheint. Das tut mir besonders leid, da die so anstaendig sind und sich um so viele Menschen kuemmern, unter anderem auch um den Oesterreicher, den sie befoerdert hatten, weshalb die anderen Thaiangestellten immer ueber ihn gelaestert haben, bis sie geschnallt haben das ich sie verstehe und oeffentlich uebersetze.

Abends bin ich dann noch ausgegangen und habe einen Deutschen getroffen, der hier anfaengt zu studieren, war etwas frustriert, da der fast schon fliessend Thai spricht, ich habe dann den Rest des Abends gar kein Thai mehr geredet, weil mir mein furchtbar starker Akzent und das mangelnde Vokabular so peinlich war.

Als ich nach Hause kam, mit dem Skytrain ueber die neuen Stationen, hat Juicies dann nicht einmal gemerkt, das ich geraucht habe, ein Glueck, denn das waere eine harte Nacht geworden.

Benem

RE: Ein Marktleben

#36 von Benem ( Gast ) , 04.06.2009 21:17

Gestern lief es gut, Heute lief garnichst. Aussverkauft waren wir trotzdem, toll, Juicies hatte genug Nudeln gekauft, das wir 800 Baht einnehmmen konnten. Das lohnt sich jetzt wirklich nicht mehr.

Weil ich Gestern mit einem Deutschen aus war, der fast fliessend Thai spricht und das mit einer wunderbaren Aussprache, (obwohl er nicht nur genauso lange hier ist wie ich, sondern auch erst 18 Jahre alt!), war ich so deprimiert, das ich kaum geschlafen habe, am Markt habe ich Juicies dann gezwungen die ganze Zeit Thai mit mir zu reden, dabei lernt man wirklich viel mehr, ist aber auch sau anstrengend.

Die "Herbal Drink" Frau die sich den Stand mit den Sushileuten an der neuen Skytrainstation geteilt hat ist wieder da, sie sagt sie verkauft auf dem alten Markt mehr als beim Skytrain, das muss dort wirklich fatal fuer die Sushileute laufen und ich glaube immer noch das der Markt verflucht ist und jeder zurueck kommen muss!

Grapoblaa hat einen neuen Mitarbeiter, der scheint ganz nett zu sein, aber ich glaube die Tomlesbe hat Angst vor ihm, denn sie haellt sich jetzt immer von ihrem Stand entfernt auf. Der Typ hat mir Gestern Mango geschenkt, die war aber furchtbar sauer und ich konnte sie nicht essen, also habe ich gerufen "Alooi!Alooi!" und sie in die Buesche geworfen, ich glaube das haben sie gesehen, jedenfalls sagen sie Heute die ganze Zeit "Mamouang alooi, mai?" (Mango schmeckt, oder?)

Benem

RE: Ein Marktleben

#37 von Benem ( Gast ) , 05.06.2009 22:27

Manfred war wieder da! Das fand ich nett und ich habe ihm erst einmal ein Bier gekauft, das freut ihn immer.

Ausverkauft waren dann die meisten von uns, aber eher weil wir so wenig vorbereitet haben, als das wir so erfolgreich waeren. Trotzdem muss man sagen das deutlich mehr Leute kommen als Ende letzter Woche.

Letztendlich ist das einfach kein Verdienst, den wir da haben und ich nehme jeden Tag zu, weil ich die ganze Zeit am Essen bin, weil ich nichts zu tun habe.

Mae war heute Abend im Krankenhaus, hatte irgendwas an der Hand. Wenn Mae was passiert geht ja die ganze Familie unter. Sie hat zum Glueck ne Krankenverischerung, sogar eine mit Verdienstausfall, das hat mich gewundert, die sind hier doch schon gegen alles Moegliche versichert.

Abends hat es irgendwo bei uns in der Gegend gebrannt, dazu haben sich dann alle versammelt um es sich anzugucken, das hasse ich wie die Pest, da will ich sie immer alle mit einem Stock schlagen!

Benem

RE: Ein Marktleben

#38 von Benem ( Gast ) , 08.06.2009 11:29

Inzwischen ist es schon Montag und ich habe 2 Tage aufzuholen, weil ich Abends immer so muede war, das ich nicht mehr die Kraft hatte mich mit Mamiau, der Cousine, um den Computer zu streiten: Samstag verkaufen wir immer in Chinatown, hatte ich ja schon erwaehnt. Wenn die Nudelverkaeufer uns sehen sagen sie immer schon "Ah, ist schon wieder Samstag?"

Chinatown ist das Geschaeft ja auch ziemlich eingebrochen und es scheint als wuerde ein Fluch ueber uns liegen, sogar obwohl sich die Verkaeufe des Fischsuppenladens neben uns und auch der Laeden am alten Platz am Pepsi Pier einigermassen erholt haben, krebsen wir nur vor uns hin.

Die Fischsuppenleute nebenan jedenfalls waren den ganzen Abend vollbesetzt, das sind ja ein Kellner und ein paar Isaan Frauen, gehoeren tut der laden aber der Chinesin, die die Suppe macht, die hat 2 Kinder, beides Maedchen und beide genauso schoen wie sie, mit Haut, weiss wie Papier.
Gestern hat uns eines der Maedchen wieder Gemuese gekauft, dieses mal keine Farang, sondern Maiskolben. Die hat den ganzen Tag Gung Ob Wunsen gegessen. Ich habe noch nie jemanden so viele Glassnudeln essen sehen, als wir ausverkauft waren kam sie noch einmal und wollte noch eine Portion! Unglaublich!

Das verkaufen laeuft am Samstag ganz gut, wenn gegen 4 viele Leute kommen, die fuer zuhause Esen kaufen, danach ist aber erst mal lange Pause und erst Abends gegen Acht kommt wieder was.

Die Zeit in der nichts los ist nutze ich oft dazu spazieren zu gehen, denn ich liebe dieses Viertel. Als ich frisch in Bangkok war, hing ich hier immer viel rum, da war ein Restaurant, da habe ich nie geschnallt das es eines war, ich habe mich dort nur betrunken und mich gewundert und gedacht es waere eine Bar. Das Restaurant gehoerte einem schwulen Chinesen der Lux heisst. Damals hatte ich kurz was mit seiner Bedienung, er hat gesagt ich kann sie heiraten und ich muss ihm nicht einmal Geld geben, da war ich ganz schoen baff und scheinbar war es so, das er sie fuer ein Jahr von ihren Eltern gekauft hatte und die jetzt fuer ihn gearbeitet hatte. Laengerfristtig hatte ich nicht vor mich dort zu engagieren, da sie niemals nach Geld gefragt hatte, habe ich ihr irgendwann eine Goldkette geschenkt, ich dachte das waere gut fuer sie, weil sie so arm war und dann haette sie immer was fuer den Notfall, damals wusste ich noch nicht das Gold zu verschenken "ich liebe Dich!" auf Thai ist.

An diesem Laden spazierte ich also zum ersten mal seit 2 Jahren wieder vorbei, ich schaemte mich, denn wie ich mich damals davon geschlichen hatte, war nicht ganz ruehmlich, ich duckte mich und hoffte Lux waere nicht da und sah nur aus den Augenwinkeln herueber. Als jemand direkt vor mir laut rief erschrak ich mich zu tode! Es war ein besoffener Obdachloser, der dort auf der Strasse lag und aussah wie mein personifiziertes schlechtes Gewissen und ich lief schnell weiter.

Benem

RE: Ein Marktleben

#39 von Benem ( Gast ) , 08.06.2009 11:46

Sonntag ist fuer Mae immer ein guter Tag, denn das Geschaeft brummt.

Da sie allerdings diesen Sonntag mit einer Freundin nach Kambodscha gefahren ist um gefaelschte Klamotten zu kaufen musste Juicies schon frueh los und den Laden schmeissen. Ich bin eine Stunde spaeter aufgewacht und habe mich um halb acht wirklich hart aus dem Bett kaempfen muessen. Ich bin dann direkt in den Laden ohne Internet und alles um eine gute Figur zu machen.

Eine gute Figur zu machen ist in Thailand uebrigens immer eine bloede Idee, das macht nur Aerger, man muss nach und nach selber herausfinden, wie viel man bereit ist zu geben (guter Tip vom Wackelkaese ), denn es ist hoellisch frustrierend wenn man sich bemueht bis zum umfallen und dann trotzdem eine reingwuergt kriegt das man nicht gut genug ist und genau so laeuft das in meiner Familie: die Oma macht das mit der Mutter, die Mutter mit Juicies und Juicies mit mir, ich sehe also zu, das ich ausgeruht genug bin, dann kann sie meckern so viel sie will, das stoert mich nicht.

Angekommen war sie mit dem laotischen Maedchen schon da. Da noch keine Kunden da waren beobachteten wir ein wenig die Polizisten auf der anderen Strassenseite, die illegalen Burmesen auflauerten um Schmiergeld zu kassieren. Juicies kennt illegale Kambodschaner, die muessen jedes mal wenn sie auf der Strasse angehalten werden 10.000 Baht bezahlen und ich kriege mit Sicherheit langsam einen ganz schoenen Hals auf die Polizei in Bangkok.

Als spaeter Tante Yai und Tante Diu kamen fing ich an genervt zu werden, der Laden war voll und beide sind nicht nur nutzlos und machen alles falsch, sie denken auch sie machen alles richtig und wissen alles am besten! Ein Punkt, den ich fuer sehr wichtig bei chinesischen Frauen halte: sie wissen alles besser als Maenner!
Als ich fragen musste wie das Essen heisst, das ich an den Tisch bringen sollte, wollte Ii Yai mir schon die Teller aus der Hand reissen, die konnte ich gerade noch retten und das Essen selber bringen, als mir das ein zweites mal bei Ii Diu nicht gelangt fing meine Laune an richtig schlecht zu werden.

Ich habe dann erst mal garnichts mehr gemacht. Juicies kennt das: Ben sitzt da, zieht ein Gesicht wie hundert Tage Regenwetter und starrt die Wand an.
Als dann die letzten Kunden gegangen sind bin ich auch gegangen.
Das geht mir oft so in dem Laden, das ich so unglaublich wuetend bin, das ich einfach nur raus muss. Nur raus oder schreien!
Ich habe dann eine geraucht am Kiosk, das beruhigt mich immer und ich konnte wieder zurueck, zum Glueck, denn der Laden war zum brechen voll und da meine Laune wieder viel besser war konnte ich doch sehr viel helfen.

Ii Diu hat Juicies spaeter gefragt ob ich sauer auf sie war und ob sie sich entschuldigen soll, ganz aus Eisen sind die vielleicht doch nicht.

Meine Laune wurde auch erst wieder schlechter, als Ii Yai mir zum 2ten mal zeigte wie man einen Tisch abwischt, da bin ich wieder gegangen, aber nicht lange.

Eingenommen knapp 4000 Baht, das ist gut, denn das ist Geld fuer Mae und die muss alleine eine ganze Familie ernaehren.

Letztendlich lerne ich furchtbar viel in diesem Laden, aber mit alten chinesischen Frauen arbeiten kann ich immer noch nicht.

Abends sind wir Muukrata essen gegangen, das hat mich wieder mit der Welt versoehnt, Mae hat mir eine Stange "original" Zigaretten mitgebracht, die ich aber natuerlich nicht annehmen kann, da ich sonst Aerger von Juicies bekomme, trotzdem nett.

Benem

RE: Ein Marktleben

#40 von Benem ( Gast ) , 09.06.2009 23:39

Heute wurde uns mitgeteilt das der Markt am 15ten geschlossen wird, wenn ihr jetzt denkt das nervt, das es immer hin und her geht und man nie weiss ob das jetzt wieder stimmt, oder auch nur Bloedsinn ist, dann stellt Euch mal vor Eure Existenz haengt davon ab.

Juicies und mich stoert das im Moment weniger, keiner von uns hat noch richtig Lust auf diesen Markt und fuer ein paar hundert Baht am Tag in der Hitze zu stehen. Auf dem Weg im Wagen verkuendete Juicies schon lange das sie "Buea!Buea!Buea!" ist! Das bedeutet woertlich: gelangweilt, ist aber eine staerkere Form und kommt wohl eher von ziemlich genervt sein.

Als wir kamen sind die Popcornleute schnell gekommen und haben uns geholfen unsere Sachen zu tragen, dafuer habe ich Ihnen spaeter auch geholfen, dabei kam von der grossen Strasse ein Wagen angerast, der auf den Parkplatz abbiegen wollte und ich habe zum ersten mal spontan auf thailaendisch jemanden angebruellt: "Tingtong mai?!" das war das erste was mir einfiel, ziemlich bloeder Fluch, aber das war das erste was im Kopf greifbar war. Naechtstes mal versuche ich "Baa bai Laeow!", mal sehen was passiert.

Nachher kam der Mann, der das Geld fuer den Strom einsammelt und verkuendete, das wir fuer den naechsten Monat auch Strom zahlen muessten, obwohl wir dann garnicht mehr verkaufen koennen, aber er sagte nur: wer verkauft, der zahlt!
Ich persoenlich finde es super von ihm, das er ankuendigt, das er das Geld am Samstag eintreiben wird, denn dann werden wir sicher nicht mehr da sein.

Benem

RE: Ein Marktleben

#41 von Benem ( Gast ) , 11.06.2009 10:41

Es sind wieder so viele Leute dagewesen, das wir eine Stunde frueher als normal ausverkauft waren! Fast alle waren sie wieder da, alle Laeden haben wir super verkauft und das 2 Tage bevor der Markt endgueltig schliesst!

"Baa bai laeow!" Das Leben ist verreuckt!

Juicies und Ich sind aber auch ziemlich "Buea": gelangweilt vom Markt und orientieren uns beide in neue Richtungen. Letzte Nacht hatten wir ein langes Gespraech darueber, was wir von unserem Leben erwarten wuerden und wie wir uns unsere Zukunft vorstellen und es hat sich herausgestellt das wir da nicht sehr konvergent sind. Juicies fand das lustig, niemals haette sie gedacht das sie so einen Freund haben wuerde, von all den reichen Saecken die sie heiraten wollten hat sie mich ausgesucht und das ist genau der, der irgendwie so gar kein Plan von dem hat was er machen will, keine Sicherheiten, keine Versorgung, sie fand das lustig, innen drin war sie aber glaube ich zu tode erschreckt. "I never expected my Boyfriend would be like my Dad." sagt sie, obwohl ich nicht glaube wie ihr Vater zu sein,
"Last year I dreamed, I thought I can go to Germany, now I have to wake up."

Ich habe ihr gesagt das ich sie versorgen werde wenn ich es kann, aber ich Deutscher bin und im Notfall selber immer versorgt bin und sie um jeden Preis darauf achten muss sich um sich selbst zu kuemmern!

Danach habe ich endlich wieder gut geschlafen, denn das hatte ich ihr schon lange sagen muessen, sie hat es nur nie hoeren wollen.

Benem

RE: Ein Marktleben

#42 von Benem ( Gast ) , 12.06.2009 11:34

Ploetzlich war es vorbei, Gestern war unser letzter Tag, eigentlich sollten wir Heute noch einmal verkaufen, aber heute wuerde der Mann kommen um das Stromgeld einzusammeln.

Es kann sein das der Markt wieder oeffnet, aber in dem Fall koennten wir nicht mehr verkaufen, da wir den Strom weiterhin nicht mehr benutzen duerfen, da wir jetzt nicht zahlen. Eigentlich waere es schlau einfach zu bezahlen und das Geld abzuschreiben, aber Juices ist fertig mit dem Markt, ich hatte nie registriert wie ungluecklich sie wirklich ist als Marktfrau zu arbeiten, aber sie will nicht mehr, also vergessen wir den Platz einfach, egal ob der Markt wieder oeffnen wird, oder nicht, sie will einfach nicht mehr.

Heute werden wir an einem Platz am Wongwian Yai verkaufen, das auch nur, weil Mae Popcorn sagt der Platz waere super und wir sollten es zumindest versuchen, wir wuerden ganz schoen Aerger von Mae bekommen, wuerden wir den nicht wenigstens ansehen, aber im tiefsten Grunde meines Herzens hoffe ich das wir eine anstaendige Arbeit fuer Juicies finden koennen. Ich habe in Thailand noch niemals so ein anstaendiges Maedchen getroffen, das sich mit ganzem Herzen um Leute die Hilfe brauchen kuemmert, die studiert hat und so ein gutes Englisch, weit besser als meines, spricht, die schon so oft im Ausland war, so leicht in der Farangwelt klarkommt und so leicht neue Sprachen wie Deutsch, oder Japanisch lernt und dabei immer so Grundehrlich ist, aber die nie von ihrer Familie wegkommen kann und immer fuer ihre Mutter da ist.

Abends waren Freunde von ihr da, aus dem Freundeskreis der reichen Freunde.

Bas, ein netter Kerl, seine Freundin gehoert auch zu den ehrlichen Menschen, aber seine Eltern akzeptieren sie nicht, weil sie selbstbewusst ist und Chinesen wollen untertaenige Frauen. Sie erlauben ihm sie zu heiraten, aber sie werden ihm nur 100.000 Baht fuer die Hochzeit geben, alles andere muss er selber bezahlen.

Einmal haben wir eine Flasche Whisky zusammen getrunken und er ist mein einziger thailaendischer Freund bei hi5, aber als er gemerkt hat das mein Thai nicht so gut ist, hat er sich nicht mehr gemeldet, es ist schwer mit Thailaendern Freundschaft zu schliessen, da sie sich sehr schaemen kein Englisch zu sprechen.

Abends waren wir wieder bei Ihren "HiSo" Freunden, das sind die Isaan und Lao Maedchen aus dem MBK, die aus der untersten Unterschicht kommen, ungebildet, aber haben Farangfreunde, die ihnen die Luxuscondos bezahlen. Momentan sind das Juicies Heldinnen, ich mochte ihre anderen Freunde lieber: gebildete Mittelklassechinesen aus bangkok, wenn bei denen Party war standen da groessere Autos vor der Tuer als ich sie in Deutschland bei meinen Freunden je gesehen haette, aber mit denen hat sie leider gerade Streit, ich glaube sie schaemte sich immer die aermste zu sein und sie spuerte deren Mittleid.

Benem

RE: Ein Marktleben

#43 von Benem ( Gast ) , 12.06.2009 23:41

Das hatte ich erst garnicht geschnallt: Wongwien Yai die Skytrainstation und nicht der eigentliche Kreisverkehr, der ist ja noch ein Stueck weit weg.

Die Sushileute hatten ja fast 50.000 Baht fuer ihren Platz ausgegeben, sogar einen neuen schicken Stand haben sie gebaut, mit bedruckten Werbeschildern, ganz schoen hart fuer die, vor allem wo wir Heute einen besseren Platz als sie bekommen haben, naeher am Ausgang des Skytrains fuer nur 100 Baht am Tag!

Mae Popcorn hat uns den besorgt, direkt neben ihr. Die lebt wirklich schon ihr ganzes Leben auf dem Markt und kennt sich aus.

Die Frau mit dem jungen Ehemann, die gebratenes Schweinefleisch verkauft gibt ab Morgen auf, sie musste 3 Monatsmieten im Voraus bezahlen, davon wird sie nur 1 wiederbekommen, obwohl sie nur einen einzigen Monat verkauft hat.

Leider konnten wir auch dort ueberhaupt nichts verkaufen und so hat uns die geringe Miete auch nicht geholfen. Netterweise hat sie die dann sogar uebernommen, was ich zu viel fand.

Also am neuen Skytrain zu verkaufen ist auch schlecht, es scheint wirklich ein Fluch auf den Marktleuten zu liegen.

Benem

RE: Ein Marktleben

#44 von Benem ( Gast ) , 14.06.2009 10:54

Gestern gab es Aerger bei dem Laden neben uns, dort arbeitet die Chinesin, die immer so muede aussieht. Erst jetzt habe ich verstanden das es ein Familienbetrieb ist und erst jetzt habe ich verstanden, warum sie so ein Arschloch als Ehemann hatte.

Gestern haben sich die beiden Brueder geschlagen, ich habe bisher mindestens 3 Brueder gesehen, ein duenner, dessen Namen ich eine Zeit lang wusste, weil ich den ganz lustig fand, einer der ab und zu mal kam und einer der Gestern kam um den zu ersetzen, der ins Krankenhaus musste.

Den Streit habe ich nicht gesehen, man hat sie nur auf chinesisch aus dem Laden fluchen gehoert und die Angestellten haben sich davor versammelt, niemand greift ein bei einem Familienstreit!

Die Frau forne hat weiterverkauft, die Maedchen haben auch versucht so zu tun als waere nichts, aber es war natuerlich zu laut und die Kunden konnten alles sehen.

Nach einiger Zeit hat der Taetowierte, der jeden Samstag da arbeitet, einen der Brueder herausgetragen. Der Tatowierte arbeitet nur dort, er kann dem Bruder nichts tun, denn egal was fuer ein Streit das war, er haette dann die geschlossene Familie gegen sich.

Als er draussen war ist die Grossmutter vor ihn gesprungen und hat immer geschrien das er nicht wieder reingehen soll, der Taetowierte kam nach einer weiteren Minute mit den Messern der Kueche heraus, denn es ist das einzige was aussenstehende machen koennen: die Messer verstecken!

Die aelteren Schwestern haben die beiden Jungs, die immer mithelfen und zwischen 8 und 10 Jahren alt sind weggebracht, aber da kam die Polizei schon an und hat einen der Brueder mitgenommen.

Niemand weiss was der Grund ist, aber ich glaube durch asiatische Verhaltensregeln staut sich oft viel an, gerade innerhalb der Familie, das ploetzlich ausbrechen kann.

Das die huebsche Chinesin so ein Arschloch als Freund haben musste kann ich jetzt verstehen: sie hat jemanden gesucht der sie vor ihrer eigenen Familie beschuetzt und ich glaube es ist garnicht so anders, wie das was meine huebsche Chinesin von mir erwartet hatte...

Benem

RE: Ein Marktleben

#45 von Benem ( Gast ) , 16.06.2009 10:27

Dieses wird der letzte Post des Markttagebuches sein, denn wir werden nicht mehr am Markt verkaufen.

Eigentlich sollten wir Heute noch einmal am Skytrain verkaufen, nicht weil wir glauben, das es dort etwas zu holen gibt, sondern weil sich Mae Popcorn so viel Muehe gegeben hat uns den Platz zu besorgen und uns zu ueberreden dort zu verkaufen, aber Juicies hat einfach die Schnauze voll, sie will nie wieder auf dem Markt arbeiten.

So wie es mit dem Marktleben steht, steht es im Moment auch mit unserer Beziehung und es ist nicht klar, ob wir weiterhin zusammensein koennen. Es ist nicht das Problem, das wir uns nicht lieben, denn ich liebe sie, so wie sie mich liebt, aber was wir vom Leben erwarten ist sehr unterschiedlich. Ich muss ihr fairerweise zugestehen, das sie sich ihre Entscheidung nicht leichtgemacht hat, sie hat mindestens einen Monat lang gruendlich drueber nachgedacht, aber es ist wie es ist.

Wir wissen noch nicht wie es jetzt weitergeht, ich moechte sie jetzt nicht verlassen, da die Zeiten fuer sie gerade sehr schwer sind und ich mich nicht einfach aus dem Staub machen moechte, ab naechster Woche bin ich erst einmal ein paar Wochen weg, da hat sie dann ohne mich die Gelegenheit sich daruebr klarzuwerden, was sie fuer das beste fuer sich und ihr Leben haelt.

Vielen Dank fuer Eure Aufmerksamkeit.

Ben

Benem

   

Kommentare zu Nam und Fredl

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