Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#1 von Rong Kwang ( gelöscht ) , 13.06.2009 14:15

Weltweiter Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft..._1.2730558.html

Am G-8-Gipfel soll die Landnahme durch Drittstaaten zum Thema werden

Reich werden oder allfälligen Hungerkrisen vorbeugen, das sind die Motive, die staatliche und private Investoren dazu treiben, sich Land in der Dritten Welt zu sichern. Fragwürdige Geschäftspraktiken haben den Ruf nach Regulierungen laut werden lassen. Am G-8-Gipfel, der im Juli in Italien stattfindet, soll das Thema zur Sprache kommen.


Saudiarabien kauft Farmen in Äthiopien und pachtet Land in Tansania, um Weizen anzubauen. China und Korea schielen nach Plantagen in Afrika, wo sie Reis und Soja produzieren können. Investoren aus den Golfstaaten sichern sich Agrarland in Thailand und Pakistan. Die einen spekulieren auf steigende Preise landwirtschaftlicher Produkte, die andern wollen die Ernährung ganzer Völker sicherstellen. Unübersehbar ist indessen, dass die Nahrungsmittelkrise und die Volatilität der Notierungen für Agrarerzeugnisse die Nachfrage nach landwirtschaftlich nutzbaren Böden weltweit angeheizt haben.

Wer kann, greift zu

Das Phänomen massiver friedlicher Landnahme, die kapitalistischen Regeln gehorcht, soll am kommenden Gipfeltreffen der G-8 in Italien zur Debatte stehen. Dem Wildwuchs zweifelhafter Geschäftspraktiken will man mit einer internationalen Übereinkunft Paroli bieten. Weltweit dürften ausländische Investoren in den letzten drei Jahren 15 Mio. bis 20 Mio. ha Ackerland in Entwicklungs- und Schwellenländern unter ihre Kontrolle gebracht haben, eine Fläche, die etwa der gesamten Produktionsfläche Frankreichs entspricht. Dafür seien 20 Mrd. bis 30 Mrd. $ bezahlt oder verpflichtet worden, schätzt das International Food Policy Research Institute (IFPRI), ein unabhängiges Forschungsinstitut in Washington.

Zu den wichtigsten Akteuren zählen solvente, häufig durch Petrodollars reich gewordene Regierungen oder Staatsfonds aus Asien und den Golfstaaten, die der Beschaffung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen strategische Bedeutung beimessen. Man misstraut dem globalen Handelssystem mit den zuweilen abrupten Exportverboten in Notzeiten und will sich den ununterbrochenen direkten Zugang zu Nahrungsmitteln oder Bioenergie sichern. Begehrt sind vorab Ländereien im südlichen Afrika und in Asien, in kleinerem Umfang in Lateinamerika. Experten warnen vor der Gefahr der «Enklaven-Wirtschaft» im Stil der früher für Zentralamerika typischen «Bananenrepubliken». Politiker sprechen von «Agrar-Neokolonialismus», und Nichtregierungsorganisationen verteufeln das Phänomen als «land grab», als Landraub, mit desaströsen sozialen und politischen Auswirkungen.
Ordnung muss her

Allein in fünf Ländern Afrikas – Äthiopien, Ghana, Mali, Madagaskar und Sudan – sind laut einer unter der Ägide der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO publizierten Studie in den letzten fünf Jahren 2,4 Mio. ha Land an ausländische Investoren abgetreten worden, Land, das bis vor kurzem keinerlei Marktwert hatte. Allerdings, so die Verfasser der Studie, seien die jährlichen Pachtzinsen auch im internationalen Vergleich äusserst niedrig; in Äthiopien etwa werden pro Hektare 3 $ bis10 $ bezahlt. Ausländisches Kapital dominiert den Markt für grossflächige Agrar-Investitionen, aber vielerorts beteiligen sich bereits die lokalen Eliten am neuen Geschäft.

Laut der Studie sind private Kauf- oder Pachtverträge häufiger als bilaterale Regierungsabkommen. Wo ausländische Regierungen intervenieren, werden nicht selten private Investoren vorgeschoben oder unterstützt. Mit ihrer Fallstudie will die FAO mithelfen, einen Verhaltenskodex für grenzübergreifende Investitionen im Landwirtschaftsbereich und Richtlinien für den Landbesitz aufzustellen. Ähnliches hat diese Woche auch der Sonderberichterstatter der Uno für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, gefordert. Er plädiert für multilaterale Regeln, wie sie auch das IFPRI vorschlägt (siehe Kasten).
Schutzmechanismen

Man müsse verhindern, dass Entwicklungsländer sich gegenseitig mit Angeboten zu übertreffen versuchten, um zu unvorteilhaften Bedingungen Direktinvestitionen im Agrarbereich anzuziehen, schreibt De Schutter. Klare Regeln erhöhten gleichzeitig die Rechtssicherheit für den Investor und schützten diesen vor möglichen Reputationsschäden. Ein besonderes Anliegen ist dem Uno-Berichterstatter die Ernährungssicherheit für die einheimische Bevölkerung. Investitionsabkommen sollen Klauseln enthalten, wonach ein Teil der Ernten auf den lokalen Märkten verkauft werden muss, und dies unter besonderen Bedingungen, falls die Nahrungsmittelpreise auf den Weltmärkten bestimmte Limiten überschreiten. Es gilt Konflikten vorzubeugen, die dann entstehen, wenn vor der Nase der hungernden Bevölkerung tonnenweise Lebensmittel ins Ausland abtransportiert werden.

Die von der FAO vorgelegten Beispiele aus Afrika lassen erahnen, dass bei Vertragsverhandlungen mit mächtigen Investoren die betroffenen Landbesitzer eins ums andere Mal über den Tisch gezogen werden. Auch wird Korruption in grossem Stil vermutet, dann etwa, wenn Beamte in Äthiopien grosse Landflächen als «unfruchtbar» einstufen, um es so einfacher an Ausländer verschachern zu können. Laut den Experten des IFPRI besitzt die Mehrzahl afrikanischer Kleinbauern keine Landtitel. Respektiere man die überkommenen Rechte nicht, so sei die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen bedroht.
Mehr produzieren

Investoren, die in grossem Stil Ländereien in der Dritten Welt aufkaufen oder unter Pacht nehmen, stellen sich gerne als Wohltäter dar. Um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können, muss dringend mehr produziert werden. Dazu sind enorme Kapitalinvestitionen in den Agrarsektor notwendig, die weder die meist armen Länder selber noch die internationale Entwicklungshilfe zu erbringen imstande sind. Gerade in Afrika wurde die Förderung der Landwirtschaft in der jüngsten Vergangenheit sträflich vernachlässigt. Vielerorts erhoffen sich jetzt Regierungen von ausländischen Grossinvestitionen einen eigentlichen Entwicklungsschub. Schon kursiert die Vision des dunklen Kontinents als «Brotkorb der Welt». Mit neuen Technologien sollen Saatgut und Anbaumethoden verbessert und so die Ernteerträge gesteigert werden. Als Nebeneffekt erhofft man sich dank Investitionen in Schulen, Spitälern und Strassen bessere Lebensverhältnisse für die Landbevölkerung.

Der neueste Bericht der Uno-Wirtschaftskommission für Afrika liest sich wie ein grosses Lamento über die Rückständigkeit der Landwirtschaft auf dem Schwarzen Kontinent. Hier stehen insgesamt 733 Mio. ha Ackerland zur Verfügung, mehr als in Asien (628 Mio. ha) oder Lateinamerika (570 Mio. ha). Aber lange nicht alles Farmland wird auch tatsächlich bebaut. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen hat ergeben, dass in Afrika lediglich ein Drittel für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Vor allem in den Ländern südlich der Sahara ist die Produktivität im Vergleich mit anderen Entwicklungsgebieten auf der Welt sehr bescheiden. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind unterkapitalisiert, werfen wenig Ertrag ab und sind in keine Wertschöpfungsketten eingebunden. Bewässert werden im Subsahara-Gebiet lediglich 3,6% der bebaubaren Fläche, Kunstdünger wird nur spärlich verwendet. Deprimierendes Fazit der Uno-Wirtschaftskommission ist: Afrikas Kleinbauern sind seit Jahrzehnten gefangen in einem Zyklus von Armut und Ernährungsunsicherheit.
gefunden bei Robin

Rong Kwang

RE: Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#2 von thai.fun ( Gast ) , 13.06.2009 17:10

Zitat von Jemand
.........Allein in fünf Ländern Afrikas – Äthiopien, Ghana, Mali, Madagaskar und Sudan – sind laut einer unter der Ägide der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO publizierten Studie in den letzten fünf Jahren 2,4 Mio. ha Land an ausländische Investoren abgetreten worden, Land, das bis vor kurzem keinerlei Marktwert hatte.........


Dass ist eine Entwicklung die ich schon lange mit Argusaugen beobachte:
Da braucht es kein G-8-Gipfel um die Landnahme durch Drittstaaten zu behandeln. USA, China und auch Europa sind auf der ganzen Welt schon lange (auch) am Wirken. Auch UNO, WHO, Weltbank, Hilfswerk und viele Mega-Multis sind da bestens Orientiert.

Nun zum Kern meines Nasenrümpfens. Nehmen wir das naheliegenste Beispiel, Südthailand.
Da unten geht es doch schlussendlich um die Rückeroberung Ethnischer, Religiöser und Herrscher-Gebiete die anfangs 1900 einer Landnahme unterlagen! Nicht zuletzt weil durch die Einfuhr der Kautschuk Bäume, mit Macht, Egoismus und Finanz Hoffnungen, Spekuliert wurde und wird!
An vielen Orten auf Erden sind doch Rebellen, Bomben und Aufruhr in Gebieten ehemaliger Land nahmen immer/noch und wieder im Gange! Ein Beispiel das Baskenland in Spanien. In Südamerikanischen Länder brodelt es nur so von Unzufriedenen, des Landes Beraubten!
Und seien wir doch Ehrlich, gerade in der EU wird doch entgegengesetzt der Regierungen, der Nationalismus und auch Regionalismus immer stärker, oder?

Also meiner Ansicht nach gehen diese Bombenstimmungen durch das fortwährende und erneute Land nehmen, um Resursen zu bekommen, frisch fröhlich weiter. Jährlich werden duzende Lunten zu Unruhe Gebieten neu gezündet.....
Gruss Max

thai.fun

RE: Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#3 von manfredo ( Gast ) , 14.06.2009 19:44

Hallo

Zitat von thai.fun
Jährlich werden duzende Lunten zu Unruhe Gebieten neu gezündet.....


und Weltweit kann man das gar nicht mehr aufzählen.
Kanonenfutter überall Schlimm, aber was kann man dagegen machen? Nichts.

Manfredo

manfredo

RE: Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#4 von thai.fun ( Gast ) , 17.06.2009 03:30

Passt vielleicht ganz gut hierher. Auch gutes (vielleicht) soll hier einen Platz finden!

Heute Abend kam in der Tagesschau CH ein Bericht der mich gleich "Elektrisierte".
Zudem dachte ich an unseren Rolf sarohu.

Strom aus der Wüste:
Hab dann nochmals meinen PC angeworfen um zu sehen was an der Idee dran ist und erstaunlich viel gefunden.

Europäische Firmen planen riesige Stromversorgung aus der Wüste.
Ein Konsortium unter deutscher Führung will für umgerechnet über 600 Milliarden Franken Solarkraftwerke in den Wüsten Afrikas bauen. Leitungen, auch Übersee, sollen ganz Europa beliefern! Hinter dem Mega-Projekt steckt auch ein Stück Schweiz. Auch ABB bei der ja unser Rolf involviert ist soll Massgeblich beteiligt sein! Also Arbeitslos wird er nicht, wenn er schön brav arbeitet......

http://www.tagesanzeiger.ch/ausl.../story/14034665

Gruss Max

thai.fun

RE: Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#5 von Rong Kwang ( gelöscht ) , 28.06.2009 21:52

Seit Jahrzehnten wird weltweit an Verfahren geforscht, um die Erträge der Landwirtschaft in der Dritten Welt zu steigern. Profitiert haben davon allerdings in erster Linie internationale Großkonzerne wie Monsanto, Bayer, Syngenta usw.. Statt höherem Nettoeinkommen hat dies vielen Kleinbauern in Abhängigkeit und Ruin geführt.

Auch die Forschungsergebnisse staatlicher Institute sind für die meisten kleinen Farmer fast durchweg ohne Bedeutung, weil sie nämlich entweder niemals davon erfahren oder sich diese neuen Techniken schlichtweg nicht leisten können. Man muß sich immer vor Augen halten, dass diese Menschen von der Hand in den Mund leben. Eine Mißernte bedeutet oftmals Hunger für die Familie und Abhängigkeit von Almosen der Hilfsorganisationen.

Deshalb glaube ich, dass es nur ein erfolgversprechendes Konzept gibt: Man muss auf eigenem Boden und auf eigene Rechnung eine erfolgreiche Versuchspflanzung durchführen, und zwar so dass jeder das sehen kann. Dann setzt automatisch der Nachahm-Effekt ein. An diesem Punkt kann man den Leuten dann wirklich helfen, z.B. indem man ihnen Setzlinge auf Kommissionsbasis zur Verfügung stellt und Tipps zur Pflanzung gibt und ihnen später bei der Vermarktung hilft.
http://www.buddelbini.de/blog/
videos von jochen
http://www.youtube.com/results?search_qu...3&search=Search

Rong Kwang

RE: Wettlauf um Agrarland in Drittweltländern

#6 von thai.fun ( Gast ) , 12.09.2009 19:01

Ich denke diese Nachricht passt hier her:

Verbraucherschutz entdeckt im Aargau GVO-Reis (Gentech-Reis)
In Reisprodukten sind sind gentechnisch veränderte Organismen (GVO) entdeckt worden. Das Aargauer Amt für Verbraucherschutz (AVS) stellte bei einer Kontrollkampagne in zwei Proben sogar Spuren eines weltweit verbotenen chinesischen Reises fest.

Bei den beiden beanstandeten Proben handelte es sich um Reisnudeln aus China und Thailand, wie das AVS am Donnerstag mitteilte. Die Reisnudeln waren aus China oder England in die Schweiz importiert worden. Die Produkte wurden mittlerweile aus dem Handel genommen.

Das AVS machte über das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Meldung an das europäische Lebensmittel-Alarmsystem (RASFF). Gentechnisch veränderter Reis ist weder in der Schweiz noch in der EU zugelassen.

Der verbotene Reis mit der Bezeichnung Bt63 war gemäss AVS bisher nur in Reisprodukten aus China, nicht aber in solchen aus Thailand nachgewiesen worden.

Dies sorgte in Thailand für einiges Aufsehen. Auch in diesem Land sind Import und Anbau von GVO-Pflanzen strikt verboten. Zudem ist der Einfuhr von chinesischem Reis untersagt, wie das AVS festhält.

Das thailändische Wirtschaftsministerium habe einige Monate nach Bekanntwerden des Warenrückrufs mitgeteilt, bei umfangreichen Nachuntersuchungen seien verschiedene Packungen des beanstandeten Produktes auch in Thailand positiv getestet worden.

Das Amt für Verbraucherschutz hatte bei der Kontrollkampagne in vier Grossverteilern und fünf Asia-Shops insgesamt 42 Proben von Reis und Reisprodukten erhoben. Dabei handelte es sich ausnahmslos um vorverpackte Ware.

Schutz für Konsumenten:

Neben den beiden Reisnudel-Proben aus China und Thailand wiesen weitere fünf Proben aus Thailand Spuren von Bt63-Reis an der Nachweisgrenze auf. Aufgrund der analytischen Unsicherheit verzichtet das AVS jedoch auf eine Beanstandung.

Bei drei weiteren Proben bemängelte das Amt die Kennzeichnung. Erfreulicherweise seien in keiner der Proben Allergene nachweisbar gewesen.

Das AVS will künftig vergleichbare Untersuchungen vornehmen. Damit soll die Vermarktung nicht bewilligter GVO-Lebensmittel wirksam verhindert werden. Ziel sei, die Konsumentinnen und Konsumenten vor dem Verkehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln zu schützen.
(sda)

http://www.20min.ch/news/wissen/story/19228264

MG

thai.fun

   

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