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(vietnamesisch: Việt Nam, Bedeutung: Viet im Süden, amtlich Sozialistische Republik Vietnam, vietnamesisch: Cộng hoà Xã hội Chủ nghĩa Việt Nam) ist ein langgestreckter Küstenstaat in Südostasien. Er grenzt an China, Laos, Kambodscha und das Südchinesische Meer.
Die Flagge Vietnams
Vietnam errang im 10. Jahrhundert die Unabhängigkeit von China, wurde von wechselnden Dynastien regiert und kam um 1880 unter französische Vorherrschaft. 1941 von Japan erobert, wurde es 1945 in das kommunistische Nordvietnam (Hauptstadt Hanoi) und das vom Westen unterstützte Südvietnam (Hauptstadt Saigon) geteilt. Nach dem Vietnamkrieg kam es 1976 zur Wiedervereinigung und Saigon wurde nach dem Staatschef Nordvietnams in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.
Geografie
Vietnams Flächenausdehnung ist ungefähr wie jene Deutschlands. Das Land umfasst die weiten Ebenen der Flussdeltas von Rotem Fluss und Mekong, die gesamte östliche Festlandküste Südostasiens sowie die langen Gebirgszüge und Hochebenen des Hinterlandes. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1.650 km, die Ost-West-Breite bis zu 600 km, während die schmalste Stelle in Mittelvietnam nur 50 km breit ist. Die Küstenlinie hat eine Länge von über 3.400 km, auch die Landgrenzen zu den 3 Nachbarstaaten überschreiten wegen der langgestreckten Form 3.000 km Gesamtlänge.
Die Geografie Vietnams wird auch als „Bambusstange mit zwei Reisschalen“ beschrieben: Im Norden und Süden liegen zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas, dazwischen als Verbindung ein schmales, eher karges, von Wald und Gebirge geprägtes Gebiet. Insgesamt ist Vietnam ein zu 3/4 von Bergen und Hochebenen geprägtes Land.
Klima
Hai-Van-Pass (Wolkenpass)
Das Klima unterscheidet sich erheblich zwischen Nord- und Südvietnam. Der Norden weist ein gemäßigtes tropisches Wechselklima auf, es gibt eine kühle Jahreszeit von November bis April und eine heiße von Mai bis Oktober. Der Süden ist tropisch: warm bis sehr heiß während des ganzen Jahres, etwas kühler von November bis Januar, heiß von Februar bis Mai und mit einer Regenzeit zwischen Mai und Oktober. Die Wetterscheide zwischen diesen Gebieten bildet der Wolkenpass nördlich von Đà Nẵng.
Während der Regenzeit wüten häufig Taifune, die besonders im Mekong-Delta, aber auch in anderen Küstenregionen Überschwemmungen anrichten können.
Wichtige Städte
Rathaus von Hồ-Chí-Minh-Stadt im Kolonialstil
Die zwei mit Abstand wichtigsten Städte sind die Hauptstadt Hà Nội und die Hafenstadt Thành phố Hồ Chí Minh (Hồ-Chí-Minh-Stadt), früher Saigon. Während letztere eine der schnellstwachsenden Boomstädte der Welt ist, hat Hà Nội das Image, ruhiger und eleganter zu sein. In der Tat ist in wirtschaftlichen Belangen Hà Nội gegenüber der südlichen Metropole recht weit im Hintertreffen.
Weitere wichtige Städte sind die Hafenstädte Đà Nẵng, Hải Phòng und Nha Trang, die in ihrem Stadtbild einen starken französisch geprägten Einfluss haben, bis hin zu Kirchen und Villen. Die Städte Huế als Hauptstadt während der letzten Kaiserdynastie und die kaiserliche Sommerresidenz Đà Lạt im südlichen Hochland sind von großer geschichtlicher Bedeutung und ziehen auch viele Besucher an. Für Touristen interessant ist auch die Handelsstadt Hội An. Reine Industriestädte sind hingegen Vinh, Ninh Bình, Mỹ Tho oder Bến Tre.
Die gesamte Küste ist mit touristisch teils unerschlossenen Stränden übersät. Beispiele dafür sind Mũi Né, Long Hải und Vũng Tàu am Südchinesischen Meer sowie Hà Tiên am oder die Insel Phú Quốc im Golf von Thailand.
Tierwelt
Arbeitselefant am Ufer des Parfüm-Flusses in Mittel-Vietnam
Vietnam hat eine artenreiche Tierwelt, diese ist jedoch durch die fortschreitende Zerstörung der Wälder bedroht. So leben nach neueren Schätzungen nur mehr rund 200 Tiger, weniger als sechzig Asiatische Elefanten und nur mehr rund 10 Java-Nashörner dort, deren Überleben allesamt fraglich ist. Weitere Säugetiere umfassen Primaten (Schopfgibbons, Plumploris, Languren, Makaken), Raubtiere (darunter Malaienbären, Marmorkatzen sowie etliche Schleichkatzenarten), Paarhufer (Kantschile, Muntjaks, Hirsche) sowie zahlreiche Fledermaus- und Nagetiergattungen. Die Vogelwelt ist ebenfalls artenreich, dazu gehören Fasane, Nashornvögel, Eulen, Greifvögel, Reiher und zahlreiche Singvögel. Auch Krokodile, Schlangen, Echsen und Frösche sind in diesem Land beheimatet, dazu zahllose Arten von Insekten und Wirbellosen. In den 1990er-Jahren wurden mehrere neue Arten Vietnams beschrieben, darunter das Vu-Quang-Rind und mehrere Muntjakarten.
Bevölkerung
Kinder in Mittel-Vietnam
Typischer Straßenmarkt
Demografie
Die Bevölkerungszahl Vietnams wird auf etwa 85,5 Millionen Menschen geschätzt. Die Bevölkerung ist im Schnitt sehr jung: Landesweit sind etwa 30 % der Menschen unter 14 Jahre alt, und nur etwa 5,6 % sind über 65.[3] Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 % bis 1,4 % geschätzt. Tendenziell sinkt die Geburtenrate (2005: 17,07 Geburten pro 1000 und 1,94 Kinder pro Frau), während aufgrund verbesserter medizinischer Bedingungen die Sterberate ebenfalls sinkt (2005: 6,2 pro 1000). Die Lebenserwartung liegt momentan bei 67,82 Jahren für Männer und 73,6 Jahren für Frauen.[3]
Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in den dicht besiedelten Gebieten der Mündungsdeltas von Rotem Fluss und Mekong, in denen Landwirtschaft vorherrscht. Trotz der agrarischen Prägung lebten 2004 bereits rund 26% der Vietnamesen in den urbanen Regionen der großen Städte (in den 1980er Jahren waren es nur 15%), und die Zuwanderung aus den wirtschaftlich wenig entwickelten ländlichen Gebieten nimmt stetig zu. Dazu kommt eine Wanderungsbewegung von Norden in Richtung Süden.[3]In Vietnam existiert selbst kein privates Eigentum an Grund und Boden. Der vietnamesische Staat erteilt so genannte Landnutzungsrechte, deren durchschnittliche bewilligte Nutzungsdauer rund 50 Jahre beträgt.
Etwa 88 % der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen (Việt oder Kinh). Daneben sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt (siehe Artikel Völker Vietnams). Die größte davon sind die „Auslandschinesen“ (vietnam.: Hoa), deren Zahl auf etwa 1,2 Millionen geschätzt wird. Die Mehrzahl von ihnen sind Nachfahren von Einwanderern, die 1644, nach dem Zusammenbruch der Ming-Dynastie, ins Land gekommen waren. Weitere Volksgruppen sind Thai, Khmer (vor allem im Süden, der Region des Mekong-Delta, die über Jahrhunderte zu Kambodscha gehörte) und die unter der Sammelbezeichnung „Bergvölker“ (Montagnards) bekannten Bewohner der Bergregionen.
Letztere, die als die ursprünglichen Bewohner des kontinentalen Südostasien gelten, wurden im Verlauf der Geschichte in Vietnam, Thailand, Myanmar und Laos von den zugewanderten Mehrheitsvölkern aus den fruchtbareren Regionen der Flussebenen und Küsten in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt. Diese Völker sind bis heute von der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder weitgehend abgeschnitten und leben in vergleichsweiser Armut. Kultur und Sprache der Minderheiten unterscheiden sich meist sehr stark von jener der Vietnamesen.
Da Angehörige der „Bergvölker“ im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg jeweils auf Seiten Frankreichs bzw. der USA kämpften, gab es nach der Wiedervereinigung Vietnams Repressionen gegen diese Völker und sie sind in der Gesellschaft teils nicht gut angesehen; Minderheitenvölker, die auf vietnamesischer Seite gekämpft haben, finden kaum positive Beachtung.
Religion
Die Verfassung Vietnams sieht generell eine Religions-/Glaubensfreiheit vor. Da religiöse Institutionen aber immer auch eine gewisse Konkurrenz zum staatlichen Einfluss auf die Bevölkerung darstellen, wurden Religion und deren Institutionen zumindest in der Vergangenheit seitens der Kommunistischen Partei Vietnams mit Misstrauen behandelt.
Genaue Angaben über die Religionszugehörigkeit in Vietnam sind schwer zu machen. Die große Mehrheit der Vietnamesen bekennt sich zu keinem Glauben; laut einer 2004 veröffentlichten Studie sind 81 % Atheisten.[4] Schätzungen gehen von 7,6 Millionen Buddhisten und 6 Millionen Katholiken aus. Weitere Konfessionen sind Cao Dai (2 Millionen Anhänger), Hoa Hao (1 Million), Protestantismus (500.000) und Islam (50.000)[3].
Im Religionsverständnis der Vietnamesen gibt es keine strikte Trennung verschiedener Konfessionen. Die Religiosität ist zumeist eine historisch gewachsene Mischung mit vielen Aspekten unterschiedlicher religiöser Ursprünge. Es ist nicht unüblich, regelmäßig buddhistische Pagoden zu besuchen und ihre Ahnen zu verehren. Die Alltagsreligiosität, bzw. vielmehr die Lebensweise, ist im Allgemeinen am ehesten durch den Theravada- und/oder Mahayana-Buddhismus, den Taoismus, den Konfuzianismus, sowie einen Animismus und insbesondere auch einen Ahnenkult beeinflusst, ohne dass es dabei zu Dogmen kommt. Rituelle Handlungselemente der unterschiedlichen Einflüsse können beim Individuum je nach Alltagssituation auftreten.
Der katholische Glaube kam erstmals im 16. Jahrhundert mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ins Land. Er wurde unter Druck der französischen Kolonialherrschaft ausgebreitet und zu Beginn des US-amerikanischen Kriegs in Vietnam als Machtmittel ausgebaut. Nachdem der Katholizismus in den ersten Jahren der kommunistischen Herrschaft aktiv bekämpft wurde, bemüht sich die Regierung nun um ein besseres Verhältnis zum Heiligen Stuhl. Der Besuch von Ministerpräsident Nguyễn Tấn Dũng bei Papst Benedikt XVI. 2007 hat die Hoffnung auf eine weitere Öffnung hin zu einer größeren Religionsfreiheit gestärkt.
Geschichte
Altertum
Die frühesten Spuren menschlicher Aktivität auf dem Gebiet des heutigen Vietnam lassen sich bis vor 300.000 bis 500.000 Jahren zurückdatieren. Die älteste bisher bekannte Kultur der Region war die mehr als 30.000 Jahre alte Dieu-Kultur. Der Hauptfundort für deren Artefakte ist die namensgebende Dieu-Höhle in der Provinz Hòa Bình südlich von Hanoi. Ab etwa 16.000 vor Christus existierte, ausgehend von derselben Region, die so genannte Hoa-Binh-Kultur, deren Steinwerkzeuge im Gebiet des gesamten kontinentalen Südostasien gefunden wurden. Die letzte altsteinzeitliche Kultur der Region war die Bac-son-Kultur (ca. 10.000 v. Chr.). Neben Steinwerkzeugen war hier auch bereits Keramik verbreitet. Der Bewässerungsanbau von Reis war etwa ab 3000 v. Chr. bekannt.
Die Bronzezeit begann hier etwa 1500 v. Chr. mit der Sa-Huynh-Kultur, deren Mitglieder, vermutlich von den Inseln des heutigen Indonesien kommend, an den Küsten und auf den vorgelagerten Inseln siedelten.
Zugleich existierte im Delta des Roten Flusses die Dong-Son-Kultur, bekannt vor allem für ihre reich verzierten Bronzetrommeln. Aus dieser Kultur ging Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. das erste bekannte Königreich der Việt (chin. 越 Yuè), genauer der Lạc Việt, Văn Lang, hervor. Dieses Reich umfasste den größten Teil des heutigen Nordvietnam. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wanderten aus dem Gebiet des heutigen Südchina Âu Việt ein und vermischten sich mit den ansässigen Lạc Việt. Im Jahre 258 v. Chr. gründete Thục Phán das Königreich Âu Lạc (aus der Vereinigung von Âu Việt und Lạc Việt) und erklärte sich selbst zum König An Dương Vương.
Nach einem langen Krieg mit den Qín wurde An Dương Vương 208 v. Chr. von dem Qín-General 赵佗/趙佗 Zhào Tuó (vietnamesisch: Triệu Đà) besiegt. Triệu Đà rief sich selbst zum König aus, als Qín von den Hàn erobert wurde, nannte sein Königreich Nam Việt (南越,Nányuè = Südviệt oder Südyuè), nahm den Namen Vũ Vương (chin. 武王,Wǔ Wáng) an und begründete die Triệu-Dynastie.
Im Jahre 111 v. Chr. wurde Nam Việt von Truppen Hàn Wǔdìs erobert und als Präfektur (郡 jùn (quận)) 交趾 Jiāozhǐ (Giao Chỉ) in das chinesische Reich eingegliedert. Unter der chinesischen Herrschaft wurden technische Errungenschaften im Reisanbau, in der Viehhaltung und der Baukunst übernommen. Es kam aber auch zu zahlreichen Aufständen und kurzen Phasen der Unabhängigkeit. Ein selbstständiges Reich konnte sich gegen die chinesische Übermacht jedoch nie lange halten. Im Jahre 679 wurde die Präfektur in An Nam (安南 Ān Nán, friedlicher Süden) umbenannt.
In Süd- und Mittelvietnam entstand im zweiten Jahrhundert v. Chr. das Königreich Champa. Wenig später schlossen sich weiter südlich, im Gebiet des Mekong-Deltas, einige kleinere Reiche zu Funan zusammen, das als Vorläufer des späteren Kambuja, des Reiches der Kh´mer, gilt. Champa und Funan waren beide stark von indischen Einflüssen geprägt, vor allem was Kultur (Schrift, Kalender, Architektur) und Religion (Hinduismus, Buddhismus) betraf. In der Folge kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit wechselnden Koalitionen zwischen den Khmer, den Cham und Annam sowie Piraten, die entlang der Küste operierten.
Frühe Dynastien
Am Ende des 10. Jahrhunderts brach in China die Tang-Dynastie zusammen. Annam nutzte die Schwächephase, um sich der chinesischen Macht zu entziehen. Der erste vietnamesische Staat entstand nach der Schlacht am Bach-Dang-Fluss 938 unter dem Strategen Ngo Quyen. Bis 968 wurde der Staat unter Dinh Bo Linh konsolidiert; bis 1009 wechselten sich jedoch mehrere kurzlebige Dynastien an der Macht ab.
Von 1010 bis 1225 wurde der Staat Dai Viet von der Ly-Dynastie beherrscht, deren Gründer Ly Thai To war. Unter den Ly verteidigte sich der Staat erfolgreich gegen die Chinesen unter den Sung, gegen die Khmer und Cham. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts machten die Cham erste Gebietsgewinne. Die Ly stärkten das Staatswesen nach chinesischem Vorbild, konsolidiert Machtstrukturen und Organisation und passten es an vietnamesische Bedürfnisse an.
Im Jahre 1225 stürzten die Ly nach Unruhen. Die Tran-Dynastie übernahm die Macht. Sie verteidigte in Allianz mit den Cham das Land erfolgreich gegen die Chinesen unter der Yuan-Dynastie des Kublai Khan. Unter der Führung von Tran Hung Dao gelang es den Vietnamesen in der dritten Schlacht im Flussdelta des Bach Dang, eine Armee von angeblich 500.000 Mongolen zu besiegen und die Unabhängigkeit Vietnams zu sichern. Um 1400 löste die Hồ-Dynastie die Tran ab und es kam zu einer kurzzeitigen chinesischen Herrschaft unter den Ming. Die Ming versuchten, Vietnam bewusst weiter zu sinisieren, so wurde etwa das vietnamesische Literaturerbe systematisch zerstört.
Im Jahre 1427 gründete Le Loi die Le-Dynastie, die bis 1789 regierte. Unter den Le wurden wieder die vietnamesischen Traditionen bewusst betont, es blieb jedoch der Konfuzianismus die dominante Säule der Staatsorganisation. Unter den Le wurde Champa erobert und die vietnamesische Macht bis an den Mekong ausgedehnt. Bereits ab dem Ende des 15. Jahrhunderts erodierte die Macht des Königshauses.
Nutznießer waren einflussreiche Händlerfamilien (vor allem die Trinh und Nguyen) und die seit 1516 präsenten Europäer. Das vietnamesische Königshaus musste zahlreiche Jesuiten und Franziskaner im Land dulden. Die europäischen Missionare brachten neben neuen Religionen auch neue Technologien ins Land, beispielsweise entwickelte der Jesuit Alexandre de Rhodes die bis heute gebräuchliche, auf den lateinischen Buchstaben basierende vietnamesische Schrift Quoc Ngu.
Im Jahre 1765 brach die Tay-Son-Rebellion aus. Aus dem nachfolgenden Bürgerkrieg ging mit französischer Hilfe der Prinz Nguyen Anh, der der einflussreichen Händlerfamilie Nguyen entstammte, 1789 als Sieger hervor. Er rief sich zum Kaiser Gia Long aus, verlegte die Hauptstadt des Landes nach Huế und gab dem Land erstmals den Namen Việt Nam. Unter seiner Herrschaft und mit französischer Beratung wurden große Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte in Angriff genommen, die die Staatskasse leerten. Das Territorium des Reiches wurde erweitert, ab 1834 gehörten Teile des heutigen Kambodscha als Provinz Tran-tay-thanh zu Vietnam.
Französische Kolonialherrschaft
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkten die Franzosen ihren Druck auf die Nguyen-Kaiser. Es kam zu Ausschreitungen der verarmten Bevölkerung, wobei sich der Zorn gegen französische Missionare richtete. Um als Schutzmacht der christlichen Missionen Stärke zu demonstrieren, griffen französische Kanonenboote 1858 den Hafen Đà Nẵng und das Mekong-Delta an. Kurz darauf tauchten auch Kanonenboote auf dem Parfüm-Fluss auf, der durch die Hauptstadt Huế fließt. Ab 1862 musste Vietnam Gebiete an die Franzosen abtreten. Bis 1883 wurden drei Protektorate namens Annam, Cochinchina und Tonkin gegründet, die der vietnamesische Kaiser akzeptieren musste.
Damit stand Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft. Infolge der Einführung der Geldwirtschaft schritt die Verarmung der Bevölkerung voran, während auf dem Land eine schmale Großgrundbesitzerschicht entstand. Die chinesische Minderheit dominierte die Ökonomie des Landes. Der beste Weg für einen Vietnamesen, ein dauerhaftes Einkommen zu erzielen, war ein Posten in der Kolonialverwaltung.
In der Folgezeit kamen vietnamesische Studenten und Intellektuelle in Europa, vor allem in Frankreich, mit den Ideen des Nationalismus und Kommunismus in Kontakt. Der bedeutendste unter ihnen war Ho Chi Minh (*1890, † 1969), der 1929 die in Annam, Cochinchina und Tonkin tätigen kommunistischen Parteien zu einer Einheitspartei vereinigte. Die Partei wurde jedoch 1930 nach dem missglückten Yen-Bai-Aufstand und der Hinrichtung vieler ihrer Mitglieder dezimiert und geschwächt.
Während des Zweiten Weltkrieges geriet 1941 ganz Indochina und damit auch Vietnam verstärkt unter den Einfluss Japans (geteilte Herrschaft mit dem Vichy-Regime). Nachdem Ho Chi Minh 1941 aus dem Exil zurückgekehrt war, wurde bald aus über 40 lokalen Widerstandsgruppen eine Liga für die Unabhängigkeit Vietnams unter der Kurzbezeichnung Việt Minh zur Abwehr des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus gebildet (siehe Vietnam während des 2. Weltkrieges). Im März 1945 besetzten die Japaner Indochina, beendeten die französische Kolonialverwaltung und setzten Kaiser Bảo Đại ein. Die USA unterstützten die Viet Minh, die bei der Bekämpfung der japanischen Okkupation einige Erfolge erzielten. Nach der Kapitulation Japans musste am 25. August 1945 Kaiser Bao Dai abdanken.
Am 2. September 1945 proklamierte Ho Chi Minh nach der erfolgreichen Augustrevolution die Demokratische Republik Vietnam. Die Unabhängigkeitserklärung berief sich auf die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 und auf die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte der französischen Revolution. Vietnam war damit die erste unabhängige Republik Südostasiens.
Nach der Potsdamer Konferenz fiel Vietnam in den Herrschaftsbereich der Briten. Diese mussten jedoch die besiegten Japaner bitten, im aufständischen Süden einzuschreiten. Im Norden wiederum marschierten ab September 1945 nationalchinesische Truppen ein mit dem Auftrag, die Japaner zu entwaffnen. Trotz eines Friedensvertrages mit den Viet Minh erzwangen die Franzosen am 23. September 1945 die Wiedererrichtung ihres kolonialen Regimes in Südvietnam, so dass am 5. Oktober französische Truppen in der Stadt Saigon landeten. Chinesen und Briten übergaben Vietnam wieder an Frankreich.
Französischer Indochinakrieg (1946–1954)
Der Versuch Frankreichs, sich auch das inzwischen unabhängige Nordvietnam wieder botmäßig zu machen, führte 1946 zum Ausbruch des Indochinakrieges (siehe Vorgeschichte des Indochinakrieges). In Südvietnam wurde 1948 eine unter französischer Aufsicht stehende Gegenregierung eingesetzt, der ab 1949 der ehemalige Kaiser Bảo Đại als Staatschef vorstand. Nach jahrelangem Guerillakampf gelang es den Việt Minh unter General Vo Nguyen Giap am 7. Mai 1954, die Franzosen in der Schlacht von Điện Biên Phủ zu besiegen.
Das gesamte Expeditionskorps der französischen Streitkräfte hatte zu dieser Zeit eine Stärke von etwa 370.000 Mann, davon ungefähr 20.000 Fremdenlegionäre. In Điện Biên Phủ hatten die Franzosen eine Festung gebaut, die als uneinnehmbar galt. Hintergrund für den Festungsbau waren Überlegungen französischer Generäle, dass der Việt Minh, der Vorläufer des Vietkong, im Guerilla-Krieg kaum zu besiegen war. Frankreich wollte durch den Bau der Festung dem Việt Minh seine Art und Weise der Kriegführung aufzwingen.
In der Festung waren 16.000 Mann, französische Soldaten und Fremdenlegionäre. Unter den Fremdenlegionären befanden sich zahlreiche Deutsche, die zuvor bei der SS und SA waren. Unbemerkt von der französischen Aufklärung schafften es die Viet Minh ausschließlich durch menschliche Arbeit, große Mengen an Material heranzuschaffen. Besonders verhängnisvoll für die Franzosen war chinesische Artillerie, die unbemerkt aufgebaut worden war. Im November 1953 begannen die französischen Truppen mit der Vorbereitung der Operation Castor.
Damit wollte man eine Wende im Krieg gegen die vietnamesischen Streitkräfte herbeiführen. Entgegen den Voraussagen des französischen Oberkommandos stürmten die Vietnamesen die Festung. Im 55 Tage dauernden Gefecht um die Festung verloren die Franzosen 1953/54 10.000 Mann, von den 50.000 angreifenden Việt Minh starben etwa 20.000.
Der Fall von Điện Biên Phủ geschah trotz großer finanzieller und militärischer Unterstützung der USA; etwa 80 % der Kosten des Indochinakrieges wurden durch die USA finanziert. Insgesamt belief sich die Unterstützung auf drei Milliarden US-Dollar. Präsident Truman begann durch diese Unterstützung das Engagement in Vietnam, das noch länger andauern sollte. Điện Biên Phủ markierte das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina. Es folgten ein Waffenstillstand und die Genfer Konferenz vom 21. Juli 1954, auf der die Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades in die (nördliche) Demokratische Republik Vietnam (Hauptstadt Hanoi) und die (südliche) Republik Vietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen wurde.
Bis Mai 1955 hatte Frankreich alle Truppen aus Indochina abzuziehen. Unter den 92.000 Toten dieses Krieges allein auf französischer Seite befanden sich 12.000 Fremdenlegionäre aus aller Herren Länder.
In Südvietnam beauftragte Staatschef Bảo Đại am 16. Juni 1954 den Katholikenführer Diệm mit der Regierungsbildung. Im Jahr darauf entmachtete Diem Bao Dai und erhob sich selbst zum Staatschef. Landreformen, die die Viet Minh veranlasst hatten, wurden zurückgenommen.
Die Regierung Diems war unpopulär, Studenten und Buddhisten protestierten gegen die Regierungspolitik. Die USA sahen sich veranlasst, ihre Unterstützung für Südvietnam zu verstärken, um den Sturz des Regimes zu verhindern. Bis 1960 versank Südvietnam immer mehr in Korruption und Chaos. Am 2. November 1963 wurde Diem ermordet. Darauf folgten mehrere kurzlebige Regimes, bis eine von den USA protegierte Militärjunta unter Nguyễn Văn Thiệu und Nguyen Cao Ky die Macht an sich riss und Dương Văn Minh zum
Vietnamkrieg
Fotodokumente im Kriegsmuseum in Hồ-Chí-Minh-Stadt. Links oben: das berühmte Foto des Napalm-Opfers Kim Phuc, links unten: Kim Phuc heute. Rechts unten: ein unbekanntes Napalm-Opfer.
Am 30. Juli 1964 fingierten die USA einen Zwischenfall im Golf von Tonkin. Die USA starteten massive Vergeltungsangriffe auf Nordvietnam.
Dieses Ereignis bildete den Beginn des Vietnamkrieges. Ab 1965 gab es einen systematischen Luftkrieg der USA gegen Nordvietnam; im Süden operierten US-Bodentruppen. Bis 1968 eskalierte der Krieg, obwohl die USA Nordvietnam militärisch weit überlegen waren. Auf der Seite der Befreiungsbewegung kämpften rund 230.000 Partisanen und 50.000 Angehörige der offiziellen nordvietnamesischen Streitkräfte. Ihnen standen rund 550.000 Amerikaner, ungefähr die gleiche Zahl ARVN-Soldaten, 50.000 Südkoreaner und kleinere Kontingente Verbündeter (darunter auch aus Australien und Neuseeland) gegenüber.
Am 31. Januar 1968 gelang der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams in einer waghalsigen Operation ein politisch wichtiger Sieg: In der Tet-Offensive nahmen die kommunistischen Partisanen Südvietnams vorübergehend Teile Saigons und weiterer Städte ein, die gut gesicherte Botschaft der USA in Saigon wurde angegriffen. In den USA konnte nun die Regierung nicht mehr behaupten, dass der Konflikt unter Kontrolle sei.
Es war offensichtlich, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte, die öffentliche Meinung in den USA schwenkte um, nicht zuletzt aufgrund von Presseberichten und Bildreportagen über Kriegsgräuel, Massaker und Napalm-Opfer. Die USA beschlossen deshalb 1969 die Vietnamisierung des Krieges und den Abzug ihrer Truppen in mehreren Schritten. Die Bombardierungen und Luftangriffe, insbesondere die Verwendung von Entlaubungsmitteln, dauerten jedoch bis 1973 an.
Eine Gruppe Kriegsveteranen posiert vor dem Hồ-Chí-Minh-Mausoleum in Hanoi für ein Foto.
Am 3. September 1969 starb Hồ Chí Minh, der Präsident Nordvietnams. Am 27. Januar 1973 vereinbarten Henry Kissinger und Lê Đức Thọ, der Nachfolger von Hồ Chí Minh, einen Waffenstillstand. Damit endete die direkte Kriegsbeteiligung der USA, die Waffenlieferungen an Südvietnam gingen jedoch weiter.
Die Nordvietnamesen setzten den Kampf gegen Südvietnam fort. Die Volksbefreiungsarmee erzielte fortlaufend Erfolge in Südvietnam. Am 21. April 1975 stand Saigon vor dem Fall, Staatschef Nguyễn Văn Thiệu legte sein Amt nieder, die letzten verbliebenen Vertreter der USA wurden evakuiert. Am 30. April wurde Saigon eingenommen, Südvietnam kapitulierte bedingungslos, der Vietnamkrieg war damit zu Ende.[6]
Sozialistische Republik Vietnam
Blick über die Hauptstadt Hanoi
Am 2. Juli 1976 wurden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint. Saigon, die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, wurde in Ho-Chi-Minh-Stadt (Thành phố Hồ Chí Minh) umbenannt.
Das in der Folge des Vietnamkrieges entstandene kommunistisch-maoistische Regime der Roten Khmer in Kambodscha und vor allem das Ausbreiten von kriegerischen Auseinandersetzungen auf vietnamesisches Gebiet veranlassten Vietnam, in Kambodscha einzumarschieren.
Am 7. Januar 1979 eroberten vietnamesische Truppen die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh und errichteten am 8. Januar einen von Vietnam abhängigen „Revolutionären Volksrat“ unter Heng Samrin. Angesichts der moskautreuen Politik der Vietnamesen und der Tatsache, dass die Volksrepublik China die Regierung der Roten Khmer unterstützt hatte, provozierte China daraufhin entlang der Grenze zu Vietnam bewaffnete Auseinandersetzungen, die als Erziehungskrieg bekannt wurden. Während der vier Wochen lang anhaltenden Kämpfe erlitten beide Seiten hohe Verluste. China zog sich schließlich wieder zurück und gab an, seine Ziele erreicht zu haben.
Der Konflikt endete ohne klaren Sieger. Erst 1989 zog Vietnam sich aus Kambodscha zurück.
1983 befanden sich rund 2.000 sowjetische Militärberater im Land, die Luft- und Seestützpunkte (u. a. in Cam Ranh) sowie eine Abhörstation betrieben, deren Nutzung vertraglich vereinbart war.
1986 veranlasste die Kommunistische Partei Vietnams wirtschaftliche Reformen, genannt Đổi mới (Erneuerung). Während der neunziger Jahre gab es ein rapides Wirtschaftswachstum und Vietnam wurde wieder in die internationale Staatengemeinschaft aufgenommen. 1995 nahm Vietnam wieder diplomatische Beziehungen zu den USA auf, ein Jahr darauf hoben die Vereinigten Staaten das seit dem Vietnamkrieg bestehende Handelsembargo auf.
Politik
Vietnam ist ein Einparteienstaat, in welchem die Kommunistische Partei Vietnams das Monopol auf die Macht innehat.
Regierungsform
Vietnam wird von einem Kollegium aus drei Personen geführt, das aus dem Vorsitzenden der KPV, dem Premierminister und dem Staatspräsidenten besteht. Alle Entscheidungen dieses Kollegiums werden einstimmig gefällt. Der Parteivorsitzende ist in der Regel auch Vorsitzender des Politbüros der KPV, welches 15 Mitglieder hat.
Laut Verfassung ist die Nationalversammlung, das Einkammernparlament Vietnams, das höchste Organ staatlicher Macht. Die 498 Abgeordneten werden für eine Legislaturperiode von 5 Jahren gewählt.
Mindestens zweimal jährlich muss die Nationalversammlung eine Vollversammlung abhalten. Die Nationalversammlung ernennt den Staatspräsidenten, den Premierminister, die Regierung (Exekutive), die Prokuratur des Obersten Volksgerichtshofes und des Oberen Volkskontrollamtes. Die Nationalversammlung hat seit der letzten Verfassungsänderung an politischem Einfluss gewonnen; es kann jetzt Gesetze ändern und Minister zur Verantwortung ziehen. Die eigentliche politische Macht liegt jedoch bei der kommunistischen Partei, welche die Regierung und den Wahlprozess unter ihrer Kontrolle hat. Sie steuert mit ihrem Zentralkomitee und dem Politbüro die Politik des Landes; alle hohen Regierungsmitglieder sind auch Mitglieder der KPV.
Wahlen finden in Vietnam auf zwei Ebenen statt: Auf nationaler Ebene (alle fünf Jahre Wahlen zur Nationalversammlung) sowie auf Distriktsebene (Wahl der Volksräte). Die Kandidaten, die sich zur Wahl stellen wollen, werden von der Kommunistischen Partei nach strengen Kriterien ausgewählt; trotzdem sind jeweils 25% der Abgeordneten keine Parteimitglieder. Auf Distriktsebene müssen seit 2003 von Rechts Wegen zumindest zwei Kandidaten mehr antreten als Sitze zu vergeben sind.[3]
Terrassenfeldbau in Nordvietnam
Pflügen des Reisfeldes mit Wasserbüffel und Holzpflug
Tourismus
Strandabschnitt
In Europa wird Vietnam eher mit Vietnamkrieg, Kommunismus und Armut assoziiert und zählt deshalb nicht zu den klassischen Urlaubsländern. Bis vor wenigen Jahren wurde Vietnam deshalb fast ausschließlich von Leuten besucht, die sich für die Kultur interessieren, Abenteuer erleben wollten oder mit dem Land nach dem Vietnamkrieg in der einen oder anderen Art emotional verbunden waren.
Seit etwa 1999 erlebt Vietnam jedoch einen Boom im Tourismus. Neben Studienreisenden kommen auch immer mehr Rucksack-, Pauschal- und Badetouristen, letztere vor allem aus anderen asiatischen Ländern. Dies beruht z.T. auf einem „Ausweich-Effekt“, der mit der anhaltenden Gewalt und den Terroranschlägen auf den Philippinen und in Indonesien begründet ist, wohingegen Vietnam das Image eines friedlichen Landes mit niedriger Kriminalität hat.
Mittlerweile fahren auch Kreuzfahrtschiffe einige vietnamesische Häfen an bzw. ankern vor der Küste und bieten Tagesausflüge nach Ho-Chi-Minh-Stadt, Nha Trang, Đà Nẵng oder Huế an.
In den letzten Jahren wurden in einigen Fischerdörfern eilig einige internationale Hotels und Resorts hochgezogen, Restaurants für Ausländer wurden eröffnet und der Aufbau einer touristischen Infrastruktur in Angriff genommen. Mehrere hunderttausend Menschen sind bereits im Tourismus beschäftigt.
Einreise nach Vietnam
Reisende aller Staaten benötigen für die Einreise nach Vietnam ein Visum. Dieses kann entweder bei einer vietnamesischen Botschaft oder bei der Einreise über einen internationalen Flughafen erworben werden. Letzteres (Visum Upon Arrival) berechtigt zur einmaligen Einreise und ist nur vier Wochen gültig, kann aber im Land verlängert werden. Über eine Botschaft können Visa mit längerer Gültigkeit (bis zu 90 Tage für Touristenvisa) erworben werden, die auch die mehrmalige Einreise erlauben. Formulare sind auf der Website der Botschaft zu finden.
[size=150]Infrastruktur .....Erreichbarkeit
Die zwei größten Städte des Landes, Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt haben einen internationalen Flughafen, der von wenigen europäischen, aber den meisten asiatischen Großstädten direkt angeflogen wird.
Daneben gibt es Eisenbahnverbindungen von und nach China und Straßenverbindungen in alle Nachbarländer. Die Grenzübergänge sind meist nur am Tag geöffnet. Ausländer können, sofern sie alle notwendigen Papiere haben, jeden beliebigen Grenzübergang zur Einreise benutzen.
Straßenverkehr
Einige der auf über 2 Millionen geschätzten Mopeds in Ho-Chi-Minh-Stadt
Vietnams Straßen haben eine Länge von insgesamt etwa 210.000 Kilometern, wovon jedoch nur etwa 13,5 % in einem guten Zustand und 29 % asphaltiert sind.[3] 10 % der vietnamesischen Dörfer sind jährlich wegen unpassierbarer Straßen mehr als einen Monat von der Außenwelt abgeschnitten.[3] Sie entsprechen zu einem kleinen Teil, häufig in der Nähe von Großstädten, internationalen Standards. Der größere Teil ist sehr schlecht. Es gibt nur wenige Kilometer Straße in einer Qualität, die man als Autobahn bezeichnen könnte.
Die wichtigste Straße Vietnams, die auf 2.100 km als verkehrstechnisches Rückgrat das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekongdelta durchschneidet (häufig als Highway 1 oder Nationalstraße 1 bezeichnet, auch wenn die Straße in Vietnam nicht so heißt), ist eine ganz normale Landstraße. Derzeit wird an einer zweiten Nord-Süd-Verbindung gebaut, dem sogenannten Ho-Chi-Minh-Highway, der auf weiten Strecken entlang der Strecke des berühmten Ho-Chi-Minh-Pfads verläuft. Nach ihrer Fertigstellung (voraussichtlich im Jahre 2010) soll diese 1.690 km lange und 500 Millionen US-Dollar teure Straße Hanoi mit Ho-Chi-Minh-Stadt verbinden.[3] 2006 waren bereits 960 km der Strecke zwischen den Orten Khe Co (Provinz Ha Tinh) und Ngoc Hoi (Provinz Kon Tum) in Form einer meist 2-spurigen Asphaltstraße fertiggestellt.
Nach der Fertigstellung wird diese Route eine attraktive Alternative zur Nationalstraße 1 darstellen. Zum einen wird der Verkehr weniger dicht sein, zum anderen führt die Strecke durch reizvolle Landschaften (und durchschneidet dabei leider auch einige der letzten, bisher unberührten Wildnisgebiete und Nationalparks an der laotischen Grenze).
In Vietnam herrscht offiziell Rechtsverkehr. In der Regel wird jedoch gefahren, wo gerade Platz ist. Kreuzungen, die mit Ampeln geregelt sind, kommen nur in den Großstädten vor, und Verkehrszeichen werden von den Verkehrsteilnehmern bestenfalls als Vorschlag interpretiert. Das bedeutendste Nahverkehrsmittel ist das Moped, auch wenn die Regierung versucht, den Busverkehr zu fördern. Die bis vor wenigen Jahren allgegenwärtigen Fahrrad-Rikscha (Cyclo) sind mittlerweile in den Großstädten nur noch für Touristen da.
Schienenverkehr
Das vietnamesische Eisenbahnnetz besteht aus sechs Linien mit 3 260 Kilometern Schiene, stammt größtenteils aus der Kolonialzeit und wird nur langsam modernisiert.[3] Die längste Linie führt von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt; für die 1730 Kilometer benötigt der Reunification Express 32 Stunden.
Die Fahrzeuge stammen in der Regel aus sowjetischer Produktion, 25% Prozent davon sind älter als 30 Jahre und wiederum 25% funktionsuntüchtig. Es wird geschätzt, dass Vietnam in den nächsten Jahren 400 Millionen US-Dollar investieren muss, um seine Eisenbahn zu modernisieren.
Fahrkarten werden in verschiedenen Klassen verkauft, wobei Ausländer höhere Preise zahlen als Vietnamesen. Die Züge fahren recht langsam, sind dafür sicher und vergleichsweise pünktlich. Für längere Fahrten empfehlen sich Liege- oder Schlafwagen, die man längere Zeit im Voraus buchen sollte.
In Ho-Chi-Minh-Stadt wird eine U-Bahn mit zwei Linien gebaut, die 800 Millionen US-Dollar kosten soll.[3]
Luftverkehr
Die nationale Fluglinie Vietnams heißt Vietnam Airlines. Sie bietet zahlreiche Regionalflüge in andere Großstädte Asiens sowie einige Interkontinentalflüge an und bestreitet auch den Inlandsverkehr. Besonders im abgelegenen Bergland besitzen auch kleinere Städte einen Flugplatz. Das Fluggerät von Vietnam Airlines entspricht internationalen Standards, die Flotte der Fluggesellschaft wird ständig erweitert und umfasst daher einige sehr neue Flugzeuge.
Die Tickets sind günstig. Ausländer und Vietnamesen zahlen die gleichen Preise. Flüge sind häufig nur wenig teurer als lange Fahrten mit Schlafwagen, ganz abgesehen von der Zeitersparnis.
Wasserverkehr
Rambutan-Transport im Mekong-Delta
Vietnam verfügt über etwa 5.000 Kilometer Wasserstraßen, die ganzjährig befahrbar sind. Besonders im Mekong-Delta ist der Wassertransport wichtig, und die Straßen werden durch zahlreiche Flussarme unterbrochen, die mittels Fähre überbrückt werden müssen.
Die wichtigsten Seehäfen sind Ho-Chi-Minh-Stadt, Hải Phòng, Đà Nẵng, Quang Ninh, Qui Nhon sowie Can Tho. 2005 wurden etwa 15 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, nach 4,5 Millionen im Jahr 1993.[3]
Telekommunikation
Im Telefonnetz Vietnams gab es in den letzten Jahren viele Investitionen. Wo investiert wurde, kommt modernste Technologie zum Einsatz, dementsprechend zuverlässig und komfortabel ist das Netz. Wo noch nicht investiert wurde, ist das Telekommunikationsnetz weit zurückgeblieben. Für Mitte 2004 wurden 4,9 Festnetzanschlüsse, 3,4 Millionen Mobiltelefone und 5,1 Millionen Internet-Benutzer gezählt.[3]
Die meisten Benutzer besuchen ein Internet-Café, von denen es im ganzen Land eine hohe Anzahl gibt. Ähnlich wie in China ist die Regierung besorgt, dass durch das Internet das staatliche Informationsmonopol untergraben wird und letzten Endes die Legitimität der Alleinregierung der Kommunistischen Partei in Frage gestellt werden könnte. Deshalb kommt für das ganze Land ein Gateway (Vietnam Data Communications) mit Filtersystem zum Einsatz, welches unerwünschte Inhalte blockieren soll. Dazu gehörte in der Vergangenheit mehrmals die vietnamesischsprachige Webpräsenz der BBC.[3]
Die vietnamesische Post gilt als langsam und unzuverlässig.