RE: ATOM-KRAFT

#16 von scubath , 14.03.2011 23:54

nun vieleicht tut sich ja doch was, wenn es nicht nur bei worten bleibt,

Als Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Japan hat die Bundesregierung ein dreimonatiges Moratorium für die Laufzeitverlängerung verkündet, das vermutlich die sofortige Abschaltung der ältesten Akw bedeutet. "Das wäre die Konsequenz", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf die Frage, was bei einem Moratorium mit denjenigen Akw passieren würde, die ihre ursprünglich vorgesehenen Reststrommengen bereits aufgebraucht haben.

mehr hier http://de.news.yahoo.com/2/20110314/tts-...li-c1b2fc3.html

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RE: ATOM-KRAFT

#17 von illuminati , 15.03.2011 00:46

Sicherheit in Deutschland Korruption vom Feinsten In jede Ecke in die man schaut - da steht auch schon ein Model Guttenberg - keine Bananenrepublik kann beim Bescheissen seiner Bürger einer Demokratie das Wasser reichen - der neueste Beschiss - das Moratorium von der FDJ Vorsitzenden, nur einer der Schrottreaktoren - Neckarwestheim wird abgeschalten - vor einem halben Jahr gabs noch die Laufzeitverlängerung .......mit TÜV Siegel.
Gruss

 
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RE: ATOM-KRAFT

#18 von MooHo ( Gast ) , 15.03.2011 01:38

scubath, was die machen ist Augenwischerei, es stehen halt wichtige Landtagswahlen an.

Binturong, nein, das ist kein Totschlagargument, denn aus Erfahrung weiß ich, daß die größten Schreihälse am wenigsten Verzicht üben wollen.

MooHo

RE: ATOM-KRAFT

#19 von Somprit , 15.03.2011 07:53

Zitat von MooHo
... was die machen ist Augenwischerei, es stehen halt wichtige Landtagswahlen an...



... und genau deswegen hat sich die FDJ-lerin zu diesem "Moratorium" durchgerungen .... aber IHR Super-Gau wird 2011 in diesem Zusammenhang kommen ...
... aber "Ersatz" für die Atomenergie wird es auf längere Sicht doch nicht geben...

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RE: ATOM-KRAFT

#20 von Somprit , 15.03.2011 08:06

Wie wirkt sich eine Verstrahlung auf uns Menschen aus ....

Die Störfälle in Japans Atomkraftwerken sorgen weltweit für Besorgnis, Erinnerungen an den Super-GAU von Tschernobyl werden wach.

...wo ich einst innerhalb kürzester Zeit einige Freunde aus Minsk verlor, welche in den ersten Tagen nach Tschernoby "abkommendiert" wurden ...

Die zentralen Fragen damals wie heute: Wie schadet radioaktive Strahlung dem Körper, wie kann man sich schützen?
Der Feind ist unsichtbar. Er kommt über die Luft, schleicht sich durch undichte Ritzen in den Fenstern und Türen, der Mensch atmet die Luft ein, kann nicht zwischen guter und schlechter Luft unterscheiden.
Nach dem Inhalieren breiten sich die gefährlichen Partikel im Körper aus. Auch über die Haut können sie in den Körper gelangen. Dann lagern sie sich im Gewebe an und entfalten ihre zerstörerische Kraft.
20 Jahre nach dem Unfall in Tschernobyl verzeichnen die am meisten betroffenen Regionen einen Anstieg der Krebskranken um 40 Prozent.
Das, was dem Körper so zu schaffen macht, sind aber nicht die radioaktiven Partikel selbst. Es ist die sogenannte ionisierende Strahlung, die von ihnen ausgeht. ...

So kann ionisierende Strahlung wichtige Enzyme funktionsunfähig machen oder ganze Zellbausteine zerstören - sind die Schäden zu groß, stirbt die Zelle. Aber auch das Erbgut ist für ionisierende Strahlung anfällig. Werden aus dem DNA-Molekül Elektronen herausgeschlagen, kann das zu Veränderungen der Erbinformation führen, die bei der nächsten Zellteilung an die Tochterzellen weitergegeben werden. Je größer die Schäden an der DNA sind, desto höher ist langfristig das Risiko für Krebs....

Bei einer Katastrophe wie etwa in Tschernobyl stoßen diese natürliche Schutzfunktionen jedoch an ihre Grenzen. Am stärksten betroffen waren die Liquidatoren von Tschernobyl, jene Hunderttausende von Menschen, die die Aufräumarbeiten nach dem Reaktorunfall verrichten mussten. Schätzungen zufolge sind allein in Russland 25.000 von ihnen bereits verstorben. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde starben 56 Menschen sofort. Die meisten von ihnen an den Folgen der Strahlenkrankheit, die akut nach einer zu hohen Strahlenbelastung auftritt.

Die Strahlenkrankheit kann bei einer kurzfristigen Belastung von 0,25 Sievert auftreten. Das sind 250 Millisievert. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Belastung aus der Umwelt beträgt nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) derzeit etwa 2,1 Millisievert pro Jahr. Eine Kurzzeitbelastung von vier Sievert gilt als tödlich.
Erste Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen

Die Strahlenkrankheit hat viele Gesichter. Wie schwer sie ist, hängt davon ab, welches Gewebe wie stark von der Strahlung betroffen ist. Erste Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Sie treten wenige Stunden nach dem Beschuss des Körpers mit der Strahlung auf. ..

... Wie qualvoll eine akute Strahlenkrankheit enden kann, zeigen die Opfer der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki und die Tschernobyl-Katastrophe. Haarausfall, unkontrollierte Blutungen, ein zerstörtes Knochenmark, Koma, Kreislaufversagen und andere dramatische Auswirkungen können den Tod bringen.

Bekannteste Folge ist Leukämie

Was aber, wenn keine unmittelbaren Folgen auftreten? Dann ist die Gefahr immer noch nicht gebannt, denn Risiko von Spätfolgen erwarten Strahlenmediziner schon ab einer Dosis von 0,2 Sievert. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit von DNA-Schäden, die der Körper nicht mehr reparieren kann, so hoch, dass im Laufe der Jahre Krebs entstehen kann.
Die bekannteste aller Spätfolgen ist Blutkrebs, die Leukämie: Die Radionuklide Strontium 90 und Cäsium 137 lagern sich in das Knochengewebe und sorgen so ein erhöhtes Krebsrisiko...

Dieses ist besonders empfindlich, denn im Knochenmark läuft die Bildung neuer Blutkörperchen ab. Kommt ionisierende Strahlung ins Spiel, kann die Blutkörperchenbildung außer Kontrolle geraten und zu Leukämie führen. ..
Bei diesen Folgen ist der Mensch so gut wie machtlos. Er kann lediglich versuchen, die Strahlenbelastung durch ausreichend Abstand zur Strahlenquelle so gering wie möglich zu halten...

So gut wie machtlos sind Menschen gegenüber der Substanz Plutonium 239. Meldungen zufolge könnte auch diese Substanz aus dem Fukushima Reaktor entwichen sein, da im Reaktor 3 des Kraftwerks seit einigen Monaten sogenannte Mischoxid-Brennelemente eingesetzt wurden, die auch Plutonium enthalten. Es reicht, 40 Milliardstel Gramm davon zu inhalieren, um eine akute Strahlendosis von 15 Millisievert im Körper zu verursachen. Dann kommt es zu einer schweren Strahlenkrankheit, die innerhalb weniger Tage tödlich endet. Dafür hat radioaktives Plutonium einen entscheidenden Vorteil: Es gehört zu den Alphastrahlern. Das heißt, die Strahlung des Plutoniums reicht in der Luft nur einige Zentimeter weit und wird zum Beispiel schon von einem Blatt Papier oder von Stoffhandschuhen vollständig zurückgehalten.

Iod-Tabletten schützen - wenn sie rechtzeitig eingenommen werden

Etwas besser kann sich die Bevölkerung vor den Folgen durch Iod 131 schützen - mit Kaliumiodidtabletten, ...
Geschützt ist man aber durch Iod-Tabletten nur, wenn man sie rechtzeitig einnimmt, also vor der Kontamination und in ausreichenden Dosen. Auf diese Weise ist die Schilddrüse mit Iod abgesättigt und lagert kein weiteres, radioaktives Iod ein. ...
Auszugsweise aus: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale...,750663,00.html

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RE: ATOM-KRAFT

#21 von Binturong , 15.03.2011 10:07

Auch schönes Beispiel:
Das Meerwasser, das man ja jetzt zum kühlen in die Reaktoren reinpumpt, verstrahlt(?) sich und
wird später einfach wieder ins Meer zurück gelassen! – Jede Wette.

Alles auf Kosten für zukünftige Generationen!

Die sind so! – Wir sind so!

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RE: ATOM-KRAFT

#22 von expat ( Gast ) , 15.03.2011 13:25

Zitat von Binturong


Die sind so! – Wir sind so!


Ich bin so nicht. Ich ließe an deutscher Stelle lieber das Licht ausgehen als eine Technologie zuzulassen,
deren Lösung (Endlager) in den Sternen steht.
Gleichzeitig würde damit die Bevölkerungspyramide günstig beeinflusst.

expat

RE: ATOM-KRAFT

#23 von josef , 15.03.2011 14:10

Zitat von Binturong
Auch schönes Beispiel:
Das Meerwasser, das man ja jetzt zum kühlen in die Reaktoren reinpumpt, verstrahlt(?) sich und
wird später einfach wieder ins Meer zurück gelassen! – Jede Wette.

Alles auf Kosten für zukünftige Generationen!

Die sind so! – Wir sind so!



Das ist nicht so, das kühlwasser mit Meer Wasser ist ein zweiter durch Fluss wo garnicht mit denn Ersten in Berührung kommt, da müsste dann schon die Leitung Platzen.
Das Meerwasser verdampft, der Dampf geht in die Luft, nicht ins Meer sondern als Regen über das Land.

Du hast zwei Kreisläufe, den externallen, da wird das Kühlwasser, verwendet wie Flusswasser oder Meerwasser, Meerwasser ist nur für den Notfall da es starke Korrosionsschäden und Ablagerungen hinterlässt. Das ist das Wasser wo zum kühlen des internallen Kühling System verwendet wird, es kühlt das in den Rohrleitungen Transfer es in die Kühltürme und wird so wieder verwendet bis es Verdampft ist dann wird es ersetzt.
Das internalle System ist kein Wasser mehr, den es Transfers die extreme Hitze von den Reaktoren wo etliches über denn normalen Seidepunkt ist in den externallen Kreislauf zum abkühlen.

 
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RE: ATOM-KRAFT

#24 von expat ( Gast ) , 15.03.2011 15:14

Die haben ganz unplanmäßig und notgedrungen Meerwasser in die Reaktoren gepumpt. Das hat mit Kühlkreislauf nichts zu tun.

expat

RE: ATOM-KRAFT

#25 von Waitong ( gelöscht ) , 15.03.2011 16:28

So ist es ! Die Sache ist unplanmaessig abgelaufen.

Leider haben die Japaner einen Reaktor-Typ der alles andere als 'gutmuetig' reagiert.





Konstruktionsmängel und Bedienungsfehler

Der Aufbau eines Siedewasserreaktors, wie er auch in Fukushima eingesetzt wurde, ist vergleichsweise einfach - und genau das ist sein Nachteil. Doch auch bei komplexeren Reaktoren bleibt ein Restrisiko.

Von Georg Küffner










Quelle zum weiterlesen >>> http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B0874667...n~Scontent.html

Waitong

RE: ATOM-KRAFT

#26 von Waitong ( gelöscht ) , 15.03.2011 16:58

Leider werden meine Befuerchtungen nicht weniger. Wahrscheinlich stehen wir vor einem unabsehbaren Wendepunkt...ich denke die Medien bauschen hier nichts auf...

Krisenmanagement in Japan

Inkompetenz und Irreführung

Aus Osaka berichet Wieland Wagner




Am Dienstag, dem Tag Fünf der Fukushima-Katastrophe, riss Premier Naoto Kan, 64, die Geduld. Er setzte sich in seinen Dienstwagen und ließ sich in die Zentrale von Tokyo Electric Power Company (Tepco) in Tokio fahren. "Was ìst hier eigentlich los?", schrie er die verdatterten Manager des außer Kontrolle geratenen Kernkraftwerks Fukushima an. "Auf euch kommt es jetzt an, ein Rückzug ist nicht denkbar, reißt euch zusammen!"

Verzweiflung macht sich breit im Tokioter Regierungsviertel. Jetzt endlich richtete Kan einen gemeinsamen Krisenstab von Kabinett und Tepco ein. Das unvorstellbare Kompetenz-Wirrwar der vergangenen Tage, die ständigen Verharmlosungen und Vertuschungen durch Tepco, aber auch durch die eigene Regierung, will er offenbar abstellen.


Hier weiter lesen >>> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750961,00.html

Waitong

RE: ATOM-KRAFT

#27 von Binturong , 15.03.2011 19:42

Hier schreibt die tagesschau.de http://www.tagesschau.de/ausland...ima172.html,
dass es noch kein Super Gau ist, obwohl Brennkammern schon ein 8 qm großes Loch haben.

Zitat
Erstmals ist offenbar eine innere Schutzhülle eines Reaktors beschädigt.


und weiter dann

Zitat
Die Atomaufsicht des Landes teilte mit, in der Wand eines Reaktors klafften zwei Löcher mit einer Größe von jeweils acht Quadratmetern


Ist das eine andere Wand? (Bestimmt, nein sicher - wie ein Atomkraftwerk)

Unten im gleichen Artikel beschreibt man auch den Unterschied zwischen einem „einfachen“ Gau und dem Super Gau.

Zitat
Vom GAU zum Super-GAU:
Unter dem Begriff GAU - größter anzunehmender Unfall - versteht man den schwersten Störfall in einem Atomkraftwerk, für den die Sicherheitssysteme ausgelegt sind. Die Umwelt wird dabei nicht über die Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet.
Ein Super-GAU dagegen ist es, wenn der Störfall nicht mehr beherrschbar ist, es zu einer Kernschmelze - Schmelzen des Reaktorkerns - oder einem Bersten des Reaktordruckbehälters kommt.
Ein Super-GAU ereignete sich zum Beispiel im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl, wo es im April 1986 zu einer Kernschmelze kam.




Kann nur ich jetzt die zwei Definitionen nicht zuordnen?

Auch der passt dazu:

Zitat
Die Umwelt wird dabei nicht über die Grenzwerte hinaus mit Strahlen belastet.

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RE: ATOM-KRAFT

#28 von josef , 16.03.2011 10:10

Der Letzte Report, wer interesiert ist

Nuklearunfall Fukushima - einfach und genau erklärt!
http://www.eike-klima-energie.eu/news-an...genau-erklaert/
Seit dem verheerenden Erdbeben der Extrem-Stärke 9.0 mit der nachfolgenden Supertsunami in Japan, die beide 10.000ende von Opfern forderten, werden wir von den Medien mit immer heftigeren Katastrophenscenarien über einen möglichen Supergau der japanischen Kernkraftwerke überflutet. Die Aktivisten des Medienkonzerns Greenpeace werden plötzlich überall als Experten gehandelt, sind auf allen Kanälen präsent und haben nur eine Botschaft: Die Atomkatastrophe kommt! Die Politik beginnt hektisch zu reagieren.
Leider erfährt man als Zuschauer wenig Genaues, nicht von den Medien und nicht von der Politik, schon gar nicht von den Ökoaktivisten. Was die Phantasie der Angstmacher zusätzlich anheizt. Um dies zu ändern bringen wir den Artikel des MIT-Wissenschaftlers Josef Oehmen, der etwas Klarheit bringen wird, soweit es die derzeitige Nachrichtenstand zulässt. Er wurde am 12. März verfaßt, deshalb kann es sein, daß er in Teilen nicht mehr ganz aktuell ist, was aber seine Botschaft nicht schmälert.

Kernkraftwerk in Fukushima Japan
Info I vom 15.3.10 Der Artikel wurde am 12.3.11 in Netz gestellt. Inzwischen ist viel Schlimmes in Japans Kernkraftwerken passiert. Damit stimmen einige Äußerungen bzw. Hoffnungen in dem Beitrag, nicht mit der Realität überein. Wir arbeiten an einem Update!
Info II vom 15.3.10 Wegen des Aufsehens den dieser Artikel im Internet erregt hat, wurde er vom offiziellen MIT NSE Nuclear Information Hub übernommen und in modifizierter Form erneut ins offizielle MIT Netz gestellt. Sie finden ihn hier
Text
Neben den verlässlichen Quellen wie IAEA und WNN gibt es eine unglaubliche Menge von Desinformation und Übertreibungen im Internet und den Medien über die Situation im Kernkraftwerk Fukushima. Im BNC Diskussionsforum "- BNC post Discussion Thread – Japanese nuclear reactors and the 11 March 2011 earthquake - werden viele technische Einzelheiten berichtet, auch regelmäßige Aktualisierungen. Aber wie steht es mit einer Zusammenfassung für Laien? Wie bekommen die meisten Menschen eine Vorstellung davon, was wann passierte und welche Konsequenzen daraus folgen?
Im Folgenden gebe ich eine Zusammenfassung der Lage wieder, die Dr. Josef Oehmen am 12.3.11 geschrieben hat, ein Wissenschaftler am MIT, Boston. Er ist ein promovier-ter Wissenschaftler, dessen Vater ausgiebig Erfahrung in der deutschen Kernkraftindus-trie gesammelt hat. Dieser Beitrag ist zuerst von Jason Morgan heute Nachmittag gesen-det worden, und er hat mir freundlicherweise erlaubt, den Beitrag hier wiederzugeben. Ich halte es für sehr wichtig, dass diese Information weithin verstanden wird.Ich schrieb meinen Text am 12. März, um Sie zu beruhigen wegen der Probleme in Japan in Bezug auf die Sicherheit von Kernkraftwerken. Vorneweg: die Lage ist ernst, aber unter Kontrolle. Und der folgende Text ist lang! Aber Sie werden nach der Lektüre mehr über Kernkraftwerke wissen, als alle Journalisten auf der Welt zusammengenommen.
Es hat keine signifikante Abgabe von Radioaktivität stattgefunden und es wird auch keine geben!
Mit "signifikant" meine ich eine Strahlungsmenge, die man - sagen wir mal - auf einem Langstreckenflug aufnimmt, oder wenn man ein Glas Bier trinkt, das aus einer Gegend mit hoher natürlicher Hintergrundstrahlung kommt.
Ich lese jede Nachricht über den Vorfall seit dem Erdbeben. Es hat keine einzige (!) Meldung gegeben, die genau und fehlerfrei gewesen wäre (Teil des Problems ist auch die japanische Schwäche der Informationspolitik). Mit "fehlerfrei" beziehe ich mich nicht auf tendenziösen Atomkraft-Nein-Danke-Journalismus - wie er heutzutage ganz normal ist. Ich meine offensichtliche Irrtümer über die Physik und die Naturgesetze, wie auch grobe Fehlinterpretationen von Fakten, weil ein offensichtlicher Mangel besteht an grundlegendem Verständnis, wie Kernreaktoren gebaut und betrieben werden. Auf CNN habe ich einen 3-seitigen Bericht gelesen mit je einem Fehler pro Absatz.
Zuerst ein paar grundlegende Dinge, bevor wir ins Eingemachte gehen.

Bauart des Fukushima Kernkraftwerks
Das KKW Fukushima hat sogenannte Siedewasser-Reaktoren, engl. kurz BWR (= Boiling Water Reactor). Siedewasser-Reaktoren ähneln einem Dampfkochtopf. Der Kernbrennstoff heizt das Wasser, das Wasser kocht und erzeugt Dampf, der Dampf treibt dann Turbinen, die Elektrizität erzeugen. Dann wird der Dampf heruntergekühlt und rück-kondensiert in Wasser. Das Wasser wird im Kreislauf wieder zurückgeschickt und erneut vom Kernbrennstoff erhitzt. Der Dampfkochtopf wird mit etwa 250 °C betrieben.
Kernbrennstoff ist Uran-Oxid. Uran-Oxid ist ein keramischer Stoff mit dem sehr hohem Schmelzpunkt von etwa 3000 °C. Der Treibstoff wird als Pellets hergestellt (man stelle sich kleine Röhrchen etwa so groß wie Legosteine vor). Diese Stückchen werden in ein langes Rohr aus Zirkonium-Legierung gesteckt und dicht versiegelt. Letzteres hat einen Schmelzpunkt von 2200 °C. Das Ergebnis heißt Brennstab. Die Brennstäbe werden in größeren Bündeln zusammengefasst und eine Anzahl von Bündeln werden in den Reaktor gesteckt. Alle Bündel zusammen heißen "Kern". (engl.: “the core”)
Die Zirkoniumhülle ist der erste Schutzwall (engl.: "Containment"). Hier wird der radioaktive Brennstoff von der Außenwelt abgeschottet.
Dann wird der Kern in den Druckbehälter (engl.: "pressure vessel") gesteckt. Das ist der Dampfkochtopf, wie oben erwähnt. Der Druckbehälter ist der zweite Schutzwall. Er besteht aus einem massiven Stück Topf, der so gebaut worden ist, dass er den Kerntemperaturen von mehreren hundert Grad °C standhält. Das ist für Situationen vorgesehen, wo [bei einem Ausfall] die Kühlung zu einem gewissen Zeitpunkt wiederhergestellt werden kann.
Die gesamte "Hardware" des Kernreaktors - der Druckbehälter und alle Rohre, Pumpen, Kühlmittel(Wasser)-Speicher werden dann hinter dem dritten Schutzwall eingeschlossen. Der dritte Schutzwall ist hermetisch (luftdicht) abgeschlossen, in einem sehr dicken Behältnis von härtestem Stahl. Der dritte Schutzwall wurde für einen einzigen Fall entworfen, gebaut und getestet: Auf unbestimmte Zeit einen komplett geschmolzenen Kern zu umschließen. Zu diesem Zweck ist ein großes und dickes Stahlbetonbecken unter den Druckbehälter (zweiter Schutzwall) geschoben und mit Graphit gefüllt. Alles befindet sich innerhalb des dritten Schutzwalles. Das ist der sogenannte "Kernkäfig" (engl.: "core catcher"). Wenn der Kern schmilzt und der Druckbehälter birst (und gegebenenfalls schmilzt) wird hier der geschmolzene Brennstoff und alles andere Material aufgefangen. Der Kernkäfig ist so gebaut, dass sich der Kernbrennstoff verteilt und abkühlen kann.
Korrektur CoreCatcher: Diese japanischen AKW haben keine Core Catcher, sind aber aus Gründen des Erdbebenschutzes auf massive Gesteinsschichten gebaut. Mit Dank an Leser DH und andere
Dieser dritte Schutzwall wird anschließend vom Reaktor-Gebäude umgeben. Das Reaktor-Gebäude ist eine äußere Hülle, die nur dazu gedacht ist, Schutz gegen das Wetter zu bieten, sonst nichts. (Dieser Teil ist durch die Explosion zerstört worden, mehr dazu später).
Grundlagen der nuklearen Reaktionen
Uranbrennstoff erzeugt Hitze durch Atomspaltung. Große Uran-Atome werden in kleiner Atome gespalten. Dadurch entsteht Hitze plus Neutronen (ein Atomteilchen). Wenn ein Neutron ein anderes Uranatom trifft, zerteilt sich dieses und erzeugt noch mehr Neutronen und so weiter. Das nennt man eine nukleare Kettenreaktion.
Wenn man also eine Menge von Brennstäben aneinander packte, gäbe es rasch eine Überhitzung und nach etwa 45 Minuten ein Schmelzen der Brennstäbe. Es muss hier gesagt werden, dass Kernbrennstoff in einem Kernreaktor niemals eine Atomexplosion wie in einer Atombombe verursachen kann. Ein Atombombe zu bauen, ist wirklich sehr schwierig (fragen Sie mal im Iran nach). In Tschernobyl wurde die Explosion verursacht durch exzessiven Druckaufbau, eine Knallgasexplosion und den nachfolgenden Bruch aller Schutzwälle. Dadurch wurde geschmolzenes Kernmaterial in die Umwelt geschleudert (es war eine "schmutzige Bombe"). Warum das in Japan überhaupt nicht passieren kann, lesen Sie später.
Die Reaktor-Ingenieure benutzen zur Steuerung der Kettenreaktion sogenannte "Steuerstäbe" (engl.: "moderator rods"). Die Steuerstäbe fangen die Neutronen ein und unterbrechen die Kettenreaktion sofort. Ein Kernreaktor ist so gebaut, dass im Normalbetrieb alle Steuerstäbe herausgefahren sind. Das Kühlwasser nimmt die Hitze auf (und wandelt sie in Dampf und Elektrizität um), im gleichen Maße, wie der Kern die Hitze erzeugt. Es gibt eine große Sicherheitsmarge bei der Standardbetriebstemperatur von 250 °C
Das Problem ist, dass nach der Einführung der Steuerstäbe und dem Abstoppen der Kettenreaktion der Kern noch weiter Hitze erzeugt. Im Uran ist die Kettenreaktion "gestoppt". Aber eine Menge von radioaktiven Zwischenelementen war vom Uran bei der Spaltung erzeugt worden, besonders Cäsium und Jod-Isotope. Das heißt radioaktive Isotope dieser Elemente, die sich weiter in kleinere, nicht-radioaktive Atome spalten und dabei Hitze erzeugen. Sie werden nicht mehr weiter vom Uran erzeugt (nachdem der Uranzerfall durch Einfahren der Bremsstäbe gestoppt ist) und werden immer weniger. Der Kern kühlt sich im Verlauf mehrerer Tage ab, bis diese radioaktiven Zwischenelemente zerfallen sind.
Diese Restwärme verursacht derzeit die Kopfschmerzen.
Also besteht die erste "Art" von radioaktivem Material aus dem Uran in den Brennstäben und den Zerfalls-Zwischen-Produkten, in die sich das Uran spaltet. Alles geschieht innerhalb der Brennstäbe (Cäsium und Jod).
Nun wird noch eine zweite Art von radioaktivem Material erzeugt, außerhalb der Brennstäbe. Der allergrößte Unterschied vorweg: Diese radioaktiven Materialien haben eine sehr kurze Halbwertzeit, d. h. sie zerfallen sehr rasch in nicht-radioaktives Material. Mit "rasch" meine ich binnen Sekunden! Wenn also solche Radioaktivität in die Außenwelt gelangt, JA, Radioaktivität ist ausgetreten, und NEIN, die ist überhaupt nicht gefährlich. Warum? Weil sie sich schon in nicht-radioaktive Elemente zerteilt haben, während sie "RADIOAKTIVE KERNTEILCHEN" buchstabiert haben. Diese radioaktiven Elemente sind N-16, das radioaktive Isotop (oder die Version) von Stickstoff (in der Luft). Die anderen sind Edelgase wie Xenon. Woher sind die gekommen? Wenn Uran zerfällt, erzeugt es ein Neutron (siehe oben). Die meisten dieser Neutronen werden auf andere Uranatome treffen und die Kettenreaktion aufrecht erhalten. Einige aber verlassen den Brennstab und treffen auf Wassermoleküle die im Wasser gelöste Luft. Dann kann ein nicht-radioaktives Element das Neutron einfangen und selber radioaktiv werden. Wie oben schon beschrieben, wird es rasch (binnen Sekunden) das Neutron wieder loswerden und zu seiner schönen Ursprungsform zurückkehren.
Diese zweite Art von Strahlung ist sehr wichtig, wenn wir später über die in die Umwelt abgegebene Radioaktivität sprechen.


Was ist in Fukushima passiert
Ich möchte die Hauptpunkte zusammenfassen. Das Erdbeben in Japan war 7 Mal stärker als das schlimmste Erdbeben, für welches das Kernkraftwerk ausgelegt war. (Die Richter-Skala ist logarithmisch, der Unterschied zwischen 8,2 - dafür war die Anlage ausgelegt - und den tatsächlichen 8,9 beträgt 7 mal, nicht 0,7). Ein Lob für die japanischen Ingenieure. Alles hielt stand.
Als die Erde mit einer Stärke von 8,9 (jetzt auf 9,0 hochgestuft) bebte, schalteten sich alle Kernreaktoren automatisch ab. Binnen Sekunden nach Beginn des Bebens fuhren die Bremsstäbe in den Kern und die Kettenreaktion des Urans stoppte. Jetzt musste das Kühlsystem die Restwärme abführen. Die Restwärme beträgt etwa 3% der Wärmelast im Normalbetrieb.
Das Erdbeben hatte die externe Stromzufuhr des Kernreaktors zerstört. Das ist einer der ernsthaftesten Störfälle in einem Kernkraftwerk und dementsprechend widmet man sich dem "Blackout" der Anlage mit äußerster Sorgfalt beim Entwurf des Notstromversorgung. Der Strom wird zum Betreiben der Pumpen für die Kühlung benötigt. Nach Abschalten des Kraftwerks liefert es ja keinen Strom mehr für den Eigenbedarf.
Das ging für etwa eine Stunde gut. Eine Reihe von Notstromdieseln schaltete sich auf und erzeugte die nötige Elektrizität. Dann kam der Tsunami, viel größer als man vorhergesehen hatte, als die Anlage gebaut worden war (siehe oben: Faktor 7). Der Tsunami fegte die Diesel-Notstromaggregate weg.
Beim Entwurf eines Kernkraftwerks folgen die Ingenieure einer Philosophie namens "Tiefen-Verteidigung". Das bedeutet zuvörderst, dass man alles so baut, dass es der größten anzunehmenden Katastrophe standhalten kann. Sodann, dass die Anlage so entworfen wird, dass man mit jedem Unfall (wenn er denn trotzdem passiert) nacheinander fertig werden kann. Ein Tsunami, der die gesamte Notstromversorgung wegfegt, ist so ein Fall. Die letzte Verteidigungslinie besteht darin, alles innerhalb des Reaktors hinter den dritten Schutzwall zu packen, mit allem drin, was auch immer gefährlich werden könnte: Bremsstäbe ein- oder ausgefahren, Kern geschmolzen oder nicht.
Nach Ausfall der Diesel-Generatoren haben die Reaktor-Bediener die Notbatterien angeschaltet. Die Batterien sind als Rückfallmöglichkeit für die Notstromerzeugung vorgesehen gewesen, um den Kern für 8 Stunden zu kühlen. Das hat funktioniert.
Innerhalb der 8 Stunden musste eine weitere Stromversorgung gefunden und angeschlossen werden. Das Stromnetz war wegen des Erdbebens ausgefallen. Die Diesel-Notstrom-Aggregate vom Tsunami zerstört. Also wurden mobile Diesel-Notstrom-Aggregate herangeschafft.
Und von da an ging es mächtig schief. Die externen Notstromgeneratoren konnten nicht an das Anlagen-Stromnetz angeschlossen werden (Die Steckverbindungen passten nicht). Daher konnte nach dem Leeren der Batterien die Restwärme nicht mehr abgeführt werden.
Jetzt führten die Bediener ein Notfall-Verfahren durch, das für den "Verlust der Kühlung" vorgesehen ist. Es ist ein Schritt in der "Tiefenverteidigung". Eigentlich hätte der Strom für die Kühlung nicht völlig ausfallen dürfen, aber es geschah dennoch, daher zogen sich die Bediener auf die nächste Verteidigungslinie zurück. So schrecklich das auch für uns klingen mag, es ist Bestandteil des alltäglichen Sicherheitstrainings der Bediener, alles durchzuspielen bis zur Kernschmelze.
Zu diesem Zeitpunkt hat man eine Kernschmelze befürchtet. Weil der Kern (nach Stunden oder Tagen) schmelzen wird, wenn die Kühlung nicht wiederhergestellt werden kann und dann käme die letzte Verteidigungslinie, der Kernkäfig, zugleich dritter Schutzwall, ins Spiel.
Doch noch wollte man zu diesem Zeitpunkt die Kern-Erhitzung steuern und sicherstellen, dass der erste Schutzwall (Die Zirkonium-Röhren mit dem Kernbrennstoff) und der zweite Schutzwall (der Druckbehälter) intakt und so lange wie möglich im Betrieb bleiben sollten, um den Ingenieuren die Zeit zum Reparieren des Kühlsystems zu verschaffen.
Weil das Kühlen des Kerns eine komplizierte Sache ist, hat der Reaktor verschiedene Kühlsysteme, jedes in mehrfacher Auslegung (das Reaktorwasser-Reinigungs-System, das Abführsystem für die Zerfallswärme, die Kühlung der Kern-Ummantelung, das Ersatz-Flüssigkeitskühlsystem, das Notkühlsystem für den Kern). Welches davon wann versagte oder auch nicht, ist derzeit nicht klar.
Jetzt stellen Sie sich unseren Dampfkochtopf auf dem Herd vor, niedrige Hitze, aber immer noch eingeschaltet. Die Bediener nutzen jede ihnen noch verbliebene Kühlkapazität, um so viel wie möglich Hitze abzuführen, aber der Druck steigt an. Jetzt gewinnt die Sicherstellung des ersten Schutzwalles oberste Priorität (die Temperatur der Brennstäbe unter 2200°C halten), als auch des zweiten Schutzwalles, des Druckbehälters. Um den Druckbehälter zu erhalten (zweiter Schutzwall), musste der Druck zeitweilig reduziert werden. Weil die Fähigkeit dazu in einem Notfall so wichtig ist, hat der Reaktor 11 Druck-Reduzier-Ventile. Der Bediener muss nun anfangen, immer wieder Dampfdruck abzulassen. Die Temperatur zu diesem Zeitpunkt betrug etwa 550°C.
Das ist der Punkt, an dem die Meldungen von einem "Strahlungsleck" zu kursieren begannen.


Ich glaube, oben erklärt zu haben, warum das Dampfablassen theoretisch das gleiche ist, wie Strahlung in die Umwelt abzulassen, auch warum das so ist, und warum es nicht gefährlich ist. Der radioaktive Stickstoff wie auch die Edelgase stellen keine Gefahr für die menschliche Gesundheit dar.
Irgendwann bei diesem Druckablassen ereignete sich die Explosion. Die Explosion fand außerhalb des dritten Schutzwalles (der "letzten Verteidigungslinie") im Reaktorgebäude statt. Man erinnere sich: das Reaktorgebäude hat keine Funktion zur Zurückhaltung von Radioaktivität. Noch ist nicht klar, was passierte, aber hier ist ein wahrscheinlicher Ablauf: Die Bediener hatten sich für das Ablassen von Dampf aus dem Druckbehälter entschieden, aber nicht direkt in die Umwelt, sondern in den Raum zwischen dem dritten Schutzwall und dem Reaktorgebäude (um dem Dampf mehr Zeit zur Entspannung zu geben). Das Problem dabei ist, dass bei der hohen Temperatur, die der Kern inzwischen erreicht hatte, die Wassermoleküle sich in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen konnten – in hochexplosives Knallgas. Und das ist ja dann auch explodiert, außerhalb des dritten Schutzwalles und zerstörerisch für das Reaktorgebäude. Diese Art von Explosion fand in Tschernobyl statt, aber innerhalb des Druckbehälters, der schlecht konstruiert war und unsachgemäß von den Bedienern gesteuert wurde. Das ist in Fukushima niemals eine Gefahr gewesen. Das Knallgasproblem ist ein großes, wenn man ein Kraftwerk konstruiert (es sei denn, man ist Sowjet-Russe). Deshalb wird der Reaktor so entworfen, dass das nicht innerhalb der Schutzummantelung passieren kann. Es passierte außerhalb und unabsichtlich, aber es passierte. Es geschah und stellte keine Gefahr für den Schutzwall dar.
Der Druck war unter Kontrolle, als der Dampf abgelassen wurde. Wenn man nun den Dampfkochtopf weiter erhitzt, fällt der Wasserspiegel immer weiter. Über dem Kern stehen mehrere Meter Wasser, damit er erst nach Ablauf von einiger Zeit (Stunden, Tage) freigelegt wird. Wenn die Brennstäbe oben frei sind, werden die freien Bereiche die kritische Temperatur von 2200 °C nach etwa 45 Minute erreichen. Dann wird der erste Schutzwall versagen, der Zirkoniummantel.
Und das fing nun an. Die Kühlung war nicht wiederhergestellt, als in sehr begrenztem Umfang Schäden an der Brennstoff-Umhüllung eintraten. Das Brennstoff-Material war immer noch intakt, aber die umgebende Zirkonium-Hülle fing an zu schmelzen. Jetzt vermischten sich einige Zwischenprodukte des Uranzerfalls - radioaktives Cäsium und Jod - mit dem Dampf. Das große Problem, Uran, war immer noch unter Kontrolle, weil die Uranbrennstäbe bis zu 3000 °C aushalten.
Es scheint, dass dies das Startsignal für einen großen "Plan B" war. Die geringen Mengen von gemessenem Cäsium sagten den Bedienern, dass der erste Schutzwall an einem der Brennstäbe irgendwo nachgab. "Plan A" war gewesen, wenigsten eins der normalen Kühlsysteme wiederherzustellen, um den Kern zu kühlen. Warum das schief ging, wissen wir nicht. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Tsunami auch das Frischwasser verschmutzte oder wegspülte, das für das normale Kühlsystem gebraucht wird.
Das im Kühlsystem benutzte Wasser ist sehr rein und demineralisiert (wie destilliertes) Wasser. Der Grund für die Benutzung von reinem Wasser ist die oben erwähnte Aktivierung durch Neutronen vom Uran: Reines Wasser wird kaum aktiviert, es bleibt praktisch frei von Radioaktivität. Das hat überhaupt keine Auswirkungen auf den Kern - dem ist es egal, wovon er gekühlt wird. Für die Bediener und die Mechaniker ist es aber schwieriger, mit aktiviertem (d. h. leicht radioaktivem Wasser) umgehen zu müssen.
Plan A hatte also versagt - Kühlsystem kaputt oder zusätzliches reines Wasser nicht mehr verfügbar - also ging es mit Plan B weiter. So scheint es abgelaufen sein:
Um eine Kernschmelze zu verhindern, holten die Bediener Meerwasser für die Kühlung des Kerns. Ich bin mir nicht sicher, ob sie den Druckbehälter (den zweiten Schutzwall) geflutet haben oder den dritten Schutzwall, indem sie die Brennstäbe unter Wasser setzten. Das spielt hier aber keine Rolle.
Wichtig ist, dass der Kernbrennstoff jetzt abgekühlt wurde. Weil die Kettenreaktion schon seit längerer Zeit aufgehört hatte, wurde nun nur noch wenig Restwärme erzeugt. Die große Menge von Kühlwasser reichte für die Aufnahme der Hitze aus. Weil das sehr viel Wasser war, erzeugte der Kern überhaupt nicht mehr genügend Druck. Dem Seewasser wurde Borsäure zugesetzt. Borsäure ist ein flüssiger "Bremser" wie der Steuerstab. Wenn es noch irgendwelchen Atomzerfall gibt, fängt das Bor die Neutronen ein und beschleunigt die Abkühlung des Kerns.
Die Anlage stand kurz vor einer Kernschmelze. Was schlimmstenfalls passiert wäre: Wenn kein Meerwasser zur Verfügung gestanden hätte, hätten die Bediener immer wieder Wasserdampf ablassen müssen, um den Druckaufbau zu verhindern. Der dritte Schutzwall wäre dann komplett abgedichtet worden, um bei der Kernschmelze die Freisetzung von radioaktivem Material zu verhindern. Nach der Kernschmelze hätte man eine Zeitlang abwarten müssen, bis das radioaktive Material innerhalb der Ummantelung zerfallen gewesen wäre. Das Kühlsystem wäre wiederhergestellt worden und der geschmolzene Kern auf eine handhabbare Temperatur heruntergekühlt worden. Die Ummantelung hätte innen gesäubert werden müssen. Dann hätte die schwierige Aufgabe des Trennens des geschmolzenen Kerns von der Ummantelung in Angriff genommen werden müssen. Dabei wären die Bruchstücke des nun wieder festen Brennstoffes zur Wiederaufarbeitung transportiert werden müssen. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Schäden wäre der Block der Anlage entweder repariert oder abgewrackt worden.
Was heißt das nun alles?
* Die Anlage ist jetzt in sicherem Zustand und das wird so bleiben.
* Japan hatte einen INES Level 4 Unfall: Das ist ein Nuklearunfall mit lokalen Folgen. Schlimm für den Betreiber, dem das KKW gehört aber für niemanden sonst.
* Etwas Radioaktivität wurde freigesetzt, als das Druckgefäß gelüftet wurde. Alle radioaktiven Isotope aus dem aktivierten Dampf sind weg (zerfallen). Ganz wenig Cäsium wurde freigesetzt, auch Jod. Falls Sie zum Zeitpunkt der Druckablassung auf dem Kamin der Anlage gesessen hätten, müssten Sie jetzt mit dem Rauchen aufhören, um ihre vorherige Lebenserwartung zurückzubekommen. Die Cäsium und Jod-Isope sind auf das Meer geblasen worden und dort verschwunden.
* Am ersten Schutzwall hat es begrenzten Schaden gegeben. Daher sind geringe Mengen von Cäsium und Jod auch hier ins Kühlwasser ausgetreten, aber kein Uran oder anderes schmutziges Zeug. (Uran-Oxid ist nicht wasserlöslich). Es gibt Vorrichtungen, um das Kühlwasser zu behandeln. Radioaktives Cäsium und Jod werden entfernt und als radioaktiver Müll zur Endlagerung gebracht.
* Das zur Kühlung benutzte Meerwasser wird geringfügig aktiviert sein. Weil die Bremsstäbe vollständig heruntergekommen sind, wird es keine Uran-Kettenreaktion geben. Deshalb wird es auch keine durch Uranzerfall hervorgerufene weitere Aktivierung geben. Die radioaktiven Zwischenprodukte (Cäsium und Jod) sind bereits jetzt schon zum großen Teil verschwunden, weil der Uranzerfall schon längere Zeit gestoppt ist. Das führt zu einer weiteren Verminderung der Aktivierung. Unter dem Strich wird eine geringe Aktivierung des Meerwassers verbleiben, sie wird von den Reinigungseinrichtungen entfernt werden.
* Das Meerwasser wird im Laufe der Zeit von “normalem” Kühlwasser ersetzt werden
* Der Reaktorkern wird herausgeholt und in eine Aufarbeitungseinrichtung verbracht werden, wie bei einem normalen Brennstoffwechsel.
* Die Brennstäbe und die gesamte Anlage werden auf mögliche Schäden überprüft werden. Das wird etwa 4-5 Jahre dauern.
* Die Sicherheitssysteme aller japanischen Anlagen werden verbessert werden, so dass sie einem 9,0 starken Erdbeben und Tsunami (oder noch mehr) standhalten .
* Ich glaube, das größte Problem wird ein ausgedehnter Strommangel sein. Etwa die Hälfte von Japans Kernkraftwerken wird wahrscheinlich inspiziert werden müssen, damit wird die Energieerzeugungskapazität des Landes um 15% gesenkt. Wahrscheinlich werden im Betrieb befindliche Gaskraftwerke einspringen müssen, die normalerweise nur zur Ergänzung der Spitzenlast und zuweilen auch der Grundlast eingesetzt werden. Dadurch werden in Japan die Stromrechnungen teurer, es kann auch zu Stromknappheit während der Spitzenlastzeiten kommen.
Wenn Sie informiert bleiben wollen, dann nutzen Sie nicht die gewöhnlichen Medien, sondern die folgenden Webseiten:
http://www.world-nuclear-news.org/RS_Bat...rs_1203111.html
bravenewclimate.com/2011/03/12/japan-nuclear-earthquake/
ansnuclearcafe.org/2011/03/11/media-updates-on-nuclear-power-stations-in-japan/
Barry Brook & Dr. Josef Oehmen
Den Originalartikel finden Sie hier
Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE
Lesen Sie auch diesen bedenkenswerten Aufsatz in Achgut
Update 15.3.11: Hier finden Sie sachliche Informationen zur Situation in Japan

 
josef
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RE: ATOM-KRAFT

#29 von expat ( Gast ) , 16.03.2011 10:20

Was auch immer der Fall sein wird, das Bedienungspersonal wurde inzwischen erstmal in Sicherheit gebracht.
Das ist doch beruhigend.

expat

RE: ATOM-KRAFT

#30 von Binturong , 16.03.2011 11:04

Nun das mag ja bei Block I so sein.

Zitat
* Japan hatte einen INES Level 4 Unfall: Das ist ein Nuklearunfall mit lokalen Folgen. Schlimm für den Betreiber, dem das KKW gehört aber für niemanden sonst.


Aber bei Block II ist man schon weiter wie Stufe / Level 4

Zitat
Die französische Atomsicherheitsbehörde (ASN) stufte den Störfall auf Stufe 6 der bis 7 reichenden internationalen Skala ein. Stufe 7 wurde bisher nur vom Unglück in Tschernobyl erreicht. Ausschlaggebend war die Beschädigung des Schutzmantels in Block 2 in der Nacht zum Dienstag.


(Aus meinem obigen Link)

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