Zitat von Waitong
Es ist natuerlich von grosser Bedeutung wo man seinen Lebensmittelpunkt waehlt.
Wo der Lebensmittelpunkt steht, spielt sicherlich eine Rolle. Noch wichtiger aber ist, daß man sich abkapselt und Ghettoisiert. Je weiter die Kontakte gefächert sind (und insbesondere nicht nur auf "Landsmänner" bezogen), desto geringer ist ein Vereinsamungsrisiko.
Ich nehme mich mal wieder als Beispiel (nein nicht um mich aufzuspielen, so kann ich nur mir auf die Füße treten und keinem Anderem).
Beruflich bedingt landete ich in Lampang. Das von der Firma gemietete Haus war mitten in der Stadt. Die kleine Nebenstraße hieß dann Soi Farang, nicht weil dort nur Farangs lebten, aber halt viele. Die Bewohner der Strasse waren sehr gemischt, vom Eigentümer eines bekannten Kollege bis zum kleinen Krauter. Später kamen auch ein paar Lehrer dazu, als das Projekt abgeschlossen war und ein paar der Farang abzogen. Das nachbarschaftliche Verhältnis war sehr gut. Durch die Nähe zur Hauptstrasse lernte ich auch viele der Geschäftstreibenden dort kennen und mit einigen verbindet mich ein freundschaftsliches Verhältnis auch heute noch.
Als ich dann zur Absicherung der familie einen festen Standort suchte, wählte ich eine andere kleine Strasse, kein geschlossenes Moo Ban. Auch hier wurde ich in der Nachbarschaft (diesmal rein Thai) sehr freundlich aufgenommen. Wir saßen häufig zusammen (mal hier mal dort) und redeten über Gott und die Welt. Die Nachbarn passten auf unser Haus auf, wenn wir mal weg waren, so wie wir auf deren Häuser ein Auge warfen, sie bekamen unsere Schlüssel, wir deren. Mein Haus selbst war offen, keine hohen Mauern, und wir bekamen auch häufig Besuch. Natürlich wurde in der Soi auch gerne gefeiert.
Mit den deutschen Expats hatte ich all die Jahre nur wenig Kontakt. 2-3 kamen mich besuchen und ich besuchte die auch. Aber der Kontakt war nicht so intensiv. Auch blieb ich von den regelmäßig stattfindenden Treffen fern. Gerade dort wurden Animositäten gepflegt und auch in offene Feindschaften umgewandelt. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß man sich über mein Verhalten das Maul zerriß, war das Fernbleiben von der deutschen Gemeinschaft doch der einzige Angriffspunkt. Aber so kam ich mit den Leuten zurecht, wenn ich die mal einzeln traf.
Ein paar wenige haben es ähnlich gemacht, ältere wie jüngere. Es ist wirklich wichtig, daß sich ein Netz von Kontakten aufbaut und nicht nur zu Landsleuten. Sprachkenntnisse sind äußerst hilfreich, aber nicht unbedingt ein KO-Punkt. Meine rudimetären Thai-Kenntnisse konnte ich mit "Händen und Füßen" sowie englischen Sprachbrocken aufmotzen. Eine Verständigung war durchaus möglich. Selbst auf Ämter, wo es doch aufs Detail ankam, ging es häufig gut. Wenn nicht, konnte ich immer jemand anrufen, der dann dem Beamten was erklärte.
Was somprit wohl eher meint, sind diejenigen, die sich falsche Vorstellungen gemacht haben. Die dann aber nicht das dasein pragmatisch akzeptiert haben, oder wieder weg gegangen sind. Um nicht das gesicht zu verlieren (komisch in der dieser Beziehung haben sie sich Asien schnellstens angepaßt) lügen sie sich selbst und anderen vor, wie gut es ihnen geht. Aber statt aus sich heraus zu gehen und Kontakte zu suchen (ja da wäre das Risiko, daß ein anderer die Lebenslüge durchschaut), kapseln sie sich immer ab. Die Flasche wird noch vor dem Internet zum besten Freund. Ist dann die Hemmschwelle gesenkt, wird denen im Internet mal klar gezeigt was für erbärmliche Wichte die seien und welch großer Hecht man selbst ist.
Die Stammtischidee ist im Grunde nicht schlecht. Der Fehler aber ist es den auf Deutschsprachige zu begrenzen. Je mehr verschiedene Leute zusammenkommen, desto vielfältiger werden die Themen und Informationen, desto größer wird auch der Horizont.