Wie unschwer zu erkennen ist, stimme ich in meiner Meinung nicht mit der somprits überein. Ich versuche nun mal meine Argumentation etwas klarer zu machen, ohne ihm auf die Füße zu treten (na ja der ein oder andere Seitenstich wird doch wohl erlaubt sein.
Zitat von Somprit
... ohne weiteren Kommentar:
Die Veröffentlichung von US-Depeschen wird nicht zu mehr Transparenz, sondern zu weniger Offenheit führen. Die Diplomatie zuckt nur die Schultern - zu Recht
Was bleibt den Diplomaten anderes übrig? Sie wurden kalt erwischt und nun ist es öffentlich, was eigentlich schon immer ein offenes Geheimnis war. Die Details des diplomatischen Schriftverkehrs interessieren nur vereinzelt, was vielmehr von öffentlichem Interesse ist, ist wie gearbeitet wird und wie Diplomatie nicht nur mit Wirtschaftsinteressen vebandelt ist (ganz legitim) sondern auch die Interessen einzelner Firmen vertritt.
Zitat von Somprit
... Erstens der Frage, wer hier überhaupt das Opfer dieser "leaks" ist. Und zweitens vom Stellenwert, den man dem "Angreifer", also Wikileaks und dessen Gründer Julian Assange, zuschreibt...
... Die Zeit der digitalen Apokalypse ist da - und das mit aller Macht. Was "Freiheit" und "Information" im Internetzeitalter wirklich bedeuten, muss neu definiert werden... steht uns allen bevor - nicht nur Regierungen, sondern auch ganz normalen Bürgern...
Das Heraufbeschwören der Apokalypse ist doch nun wirklich an den Haaren herbeigezogen. Es erinnert mich an die Äußerungen der katholischen Kirche als der Buchdruck Masseninformation möglich machte.
Zitat von Somprit
... Nur: Was die "Enthüllungen" selbst angeht, sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Kaum etwas von all dem ist grundlegend neu - oder wird die Außenpolitik signifikant verändern...
.. Schließlich gehört all das zum diplomatischen Handwerk dazu: die Macher und Meinungsführer des Gastlandes zu identifizieren, ihre Stärken und Schwächen zu analysieren. Deals zu machen und unverhohlen in die eigenen Hauptstädte zu berichten, was wichtig ist und was nicht in diesen Ländern - ob sie nun demokratisch sind oder nicht.
Dem hat auch niemand widersprochen. Für die Bevölkerung ist aber durchaus wichtig zu wissen, wie ein "Bündnispartner" die eigenen Politiker unverhohlen sieht. Hier hat sich nun deutlich gezeigt, daß die USA sich einen Deut um europäische Politiker scheren. Und damit auch die Rolle, die die USA den Politikern hier zuschreiben: Erfüllungsgehilfen.
Zitat von Somprit
... Denn Diplomatie hat nichts mit Komplimentemachen zu tun. Man verhandelt auch nicht ständig mit netten und kompetenten Menschen. Diplomatie ist aber auch keine Geheimwissenschaft. Es geht darum, Einfluss geltend zu machen - mit allen Folgen. Doch dafür sind Staaten - wie jedes einzelne Individuum - auf Vertraulichkeit und Privatsphäre angewiesen...
Hier irrst du gewaltig. Unbestritten ist, daß Verhandlungspartner nicht immer angenehm und kompetent sind. Dies darf aber nicht dazu führen, daß im Kämmerchen unredliche oder gar kriminelle Deals abgefädelt werden. Ohne Kontrolle wird dies schön mit dem Mantel der Geheimhaltung und Verweis auf die nationale Sicherheit gecovert.
Zitat von Somprit
... Genau hierin liegt die Ironie der ganzen traurigen Angelegenheit: Größere Transparenz weltweit, dieses Ziel, dem angeblich auch Herr Assange verpflichtet ist, wird durch sein Handeln nicht verstärkt, sondern eher auf der Strecke bleiben. Und weil Informationen immer auch Macht bedeuten, werden sie nun um so eifersüchtiger bewacht...
Komplett unter: http://www.taz.de/1/politik/europa/artik...ls-sicher-sein/
Natürlichg werden Informationen eifersüchtig bewacht. das wurden sie und werden es auch weiterhin. Wikileaks und Assange haben nie aktiv an der Informationsbeschaffung teilgenommen. Es werden keine Daten gekauft. Es ist eine Platform auf der Menschen denen Informationen zur Kenntnis kommen und die die Geheimhaltung dieser Information nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Wikileaks hat auch diese Informationen nicht ohne weiteres veröffentlicht. Mit journalistischer Sorgfalt wurde der Inhalt vor einer Veröffentlichung verifiziert.
Sich an die Presse zu wenden ist kaum noch möglich. Die Pressefreiheit ist seit langem ständigen Einschnitten unterworfen und in allen Ländern der Erde kann die Presse die ihr zugeschriebene Kontrollfunktion kaum oder gar nicht wahrnehmen. Im Gegenteil, viel zu häufig sind journalistische Publikationen die Erweiterung staatlicher Macht.
Somprit aus deinem beruflichen Alltagsleben sollte dir doch klar sein, daß ohne Information kein Krimineller das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Gerade du kennst doch die Höhen und Tiefen menschlichen Handelns, wieso glaubst du das die Mächtigen nur hehre Ziele verfolgen und vor Nächstenliebe nur so strotzen.
In deinem ehemaligen Beruf ist es nicht unüblich im Kampf für die Gerechtigkeit auch mal legale Bedenken über Bord zu werfen und die Grenze zu überschreiten. Natürlich ist jeder bemüht dies im Geheimen zu lassen, hat er doch rein macchiavellistisch gehandelt. Diesen Anspruch könnte auch ein Politiker oder Wirtschaftsfunktionär für sich in Anspruch nehmen. Wenn man aber Gesetze ungestraft brechen kann, wozu überhaupt noch Gesetze? Warum sollen die "Machthaber" anarchistisch handeln dürfen, belegen aber die "Untertanen" mit drakonischen Gesetzen und Vorschriften ohne sich selbst daranzuhalten?
Wikileaks, und hier möchte ich die Platform mit ihren vielen helfern doch von der Person Julian Assange trennen, erfüllt eine Funktion, die verloren gegangen war. Wie aber schon seit Menschengedenken üblich, köpft man den Überbringer schlechter Nachrichten und nicht die Verursacher.
Wikileaks ist nicht das Problem und auch die Einsender der Informationen nicht. Nein das Problem sind die kriminellen Elemente im Staatsapparat. Zugegeben, die meisten fühlen sich keineswegs kriminell, aber sind es dennoch, da sie die regeln beugen. Wenn du oder ich oder fast jeder andere zur Tötung eines Menschen aufruft, ist er kriminell und wird strafrechtlich verfolgt. Macht das aber ein Politiker einer Supermacht, so ist das rechtmäßige Politik.
Die veröffentlichen Informationen über die Kreditkartenfirmen, zeigen doch auch deutlich, wie sie ihre Pfründe mit aller Gewalt verteidigen. Kriminelle Elemente wickeln ihre Geschäfte über diese Institute ab, ohne gegen irgendwelche Bedingungen zu verstoßen. Bei Wikileaks wurden auf einmal solche Verletzungen festgestellt, nachdem sich diese Institutionen bewußt waren, daß Informationen über sie im Besitz von Wikileaks waren.