Diskussionen zu dem Vortrag von Prof.Sinn - ob der China - Immo Boom mit dem im Westen vergleichbar ist, bezweifle ich alles andere gut erkannt ..
aus dem GelbenForum
CrisisMaven
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05.01.2012, 13:05
(editiert von CrisisMaven, 05.01.2012, 13:14)
@ smiths74
"Mehr 'Game Over' als Deutschland 1945 geht doch eh nicht, oder?" Ich waere da nicht so sicher ...
antworten
> aber mal ehrlich: Mehr „Game Over“ als Deutschland 1945 geht doch eh nicht, oder?
... denn nach einigen Untersuchungen, die ich gelesen habe, waren zwar Staedte bombardiert und z.T. so gut wie totalzerstoert worden, aber nicht die Industrie.
(Im Osten wurde diese Zerstoerung durch massive Demontagen Richtung Ural noch verschlimmert, im Westen dagegen relativ bald gestoppt und stattdessen der Marshall-Plan aufgelegt, der heute noch als ERP-Sondervermoegen durch die KfW-Subventionslandschaft geistert wie der Urknall als Mikrowellen-Hintergrundstrahlung durch's Universum.)
D.h. fuer die Kriegsfuehrung der Alliierten genuegte es, (getreu kybernetischer Grundsaetze, die damals gerade entwickelt wurden) nur entscheidende Einschnitte herbeizufuehren. Etwa, wenn man an bestimmten Stellen das Eisenbahnnetz bombardiert, kann man den Rest, sagen wir, 99%, intakt lassen, dennoch faehrt kein Zug mehr. Und wenn man die Lufthoheit hat, dann flickt auch niemand mehr dieses Teilstueck zusammen, da er gewaertigen muss, dabei bombardiert zu werden (aber nach dem Waffenstillstand geht es in wenigen Tagen und heisst dann "Wirtschaftswunder"). Das nennt man requisite variety.
Da
- die Alliierten, insbesondere die US-Amerikaner an vielen Industriebetrieben direkt beteiligt waren, und
- was weniger diskutiert wird, viele der arisierten Unternehmen in Wahrheit nur von befreundeten arischen Statthaltern (z.B. dem Prokuristen) schein-arisiert worden waren und spaeter an die juedischen Eigentuemer rueckuebertragen werden sollten und wurden,
gab es einen Anlass, diese Betriebe zu schonen. Bombardiert wurden daher gerade -voelkerrechtswidrig- keine militaerischen und keine kriegswichtigen Ziele, sondern die Bevoelkerung und deren Behausungen, zwecks Zermuerbung.
Das ist mit der derzeitigen Krise nicht vergleichbar.
Die letzte Bombardierungswelle hat dem Keynesianismus in die Haende gespielt, insofern es tatsaechlich so aussah, als ob kaputtmachen zu mehr Wohlstand fuehrt, denn, was heutige Generationen so nicht mehr ermessen koennen: wenn deutsche Gutsbesitzer, vertrieben aus Schlesien, sich ploetzlich mit ihrer ganzen Familie in Westdeutschland in einem einzigen Zimmer eingepfercht wiederfinden, dann bringen sie sich entweder um oder sie bieten ihr Aeusserstes auf, um sich und ihrer Familie wieder eine angemessene Heimstatt zu schaffen. Nicht umsonst heissen diese Gebiete, von Schlesiern, Pommern, Banater Schwaben usw., z.T. "Heimstaettensiedlung"(en).
Das ist sozusagen Keynes I - wo es scheinbar funktioniert, alles kaputtzuhauen und dann erlebt man einen Aufschwung - der aber ganz einfach produktivgetrieben war und nur zufaellig mit dem (Pyrrhus-) "Siegeszug" des Keynesianismus zusammenfiel (und in sich zusammenfallen wird).
Aber wie beim Zauberlehrling: wenn man nicht genau weiss, wie's wirklich geht, geht's gnadenlos schief. "Besen, Besen, sei's gewesen ..."
Nun haben wir naemlich Keynes II: nachdem der schlesische Gutsbesitzer oder der US-amerikanische Autoarbeiter mit harter Arbeit sich ein Haeuschen zusammengespart und in Nachbarschaftshilfe schuldenfrei errichtet hatten, da kam der keynesianische Uebermut:
Nun baut man, mit geliehenem Geld und voellig ohne Not, ein zweites und ein drittes Haus, nur, um darin, statt zu wohnen, entweder an weit entfernten Plaetzen, die nur von subventionierten Flugplaetzen aus guenstig zu erreichen sind, seine Ferien zu verbringen oder aber ("flipping houses"), diese wieder weiter zu verkaufen. Das waren der Boom in Spanien und der Boom in Portugal und vor allem in den USA ("subprime") und der, der gerade in China sich das Genick bricht.
--- Wer aber jahre-, z.T. jahrzehntelang Infrastruktur wild in die Landschaft pflastert, wo sie letztlich keiner haben will, der betreibt, ohne es zu ahnen, eine Zerstoerungspolitik, die selbst Bomber-Harris neidisch machen wuerde! ---
Bastiat beschreibt sehr schoen, wie eine eingeworfene Schaufensterscheibe eben nicht zu mehr Wohlstand, sondern zu einer wirtschaftlichen Schrumpfung fuehrt. Dort wird aber eine vorhandene Schaufensterscheibe eingeworfen, und muss deshalb, damit der Betrieb dahinter weiter im Trockenen wirtschaften kann, vom Glaser repariert werden.
In dieser Keynes-II-Krise dagegen haben wir, wie in Hollywood die Kulissen, zusaetzlich Scheiben einfach so in die Landschaft gebaut, hinter denen keine Geschaefte den Wohlstand produktiv mehren. Dafuer haben wir Oel aus der Erde geholt, Zement hergestellt (vgl. die Riesenmengen in Spanien - halb Spanien wechselte von der Oliven- in die Zementindustrie, sozusagen) und angeruehrt - alles, alles, was man erst wieder abreissen muss, um dort wieder was sinnvolles zu produzieren. Das Oel bleibt aber verschollen, den Zementklinker kratzt auch keiner mehr, wie frueher die Truemmerfrauen, wieder ab und brennt ihn neu!
Wir haben, das muss einmal gesagt werden, dank ein paar junger Banker, die nicht mal wissen, wie ein Dosenoeffner funktioniert, geschweige denn einen improvisieren koennten, groessere Verwuestungen angerichtet als die gesamte Bombardierung im Zweiten Weltkrieg!
Und das ganze dann verbrieft, also etwa so, wie wenn man Dresden abfackelt und die Kosten dann dem Lebensversicherungs-Aktuar der Buerger von Hannover oder Connecticut aufbuerdet!
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Nun zur Frage, warum das hier "zuwenig" diskutiert wird, was Prof. Sinn sagt:
a) Was soll man dem denn hinzufuegen? Es ist so wie es ist.
b) Was hat das mit der Fed zu tun? Natuerlich funktioniert deren System anders - aber macht das einen Unterschied? Macht es einen Unterschied, ob die toenernen Fuesse der USA nur aus Steingut, unsere aber aus Hartbrand bestehen?
Die USA haben sich sowas von uebernommen, da muss die EU fuer jeden Reibungsverlust, der ihr Steine in den Weg legt, dankbar sein.
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie zu Grabe getragen.
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die Sache mit Griechenland ist nur grosses Kino - in dieser Vorstellung wird gezeigt wie man Löhne und Transferleistungen auf angemessenes Niveau bringt - den chinesischen Standart - erst wenn die Demokraten diesen Knochen fressen, werden die Krisen sich in Luft auflösen - ansonsten bis zum Bürgerkrieg eskalieren.
Gruss